Klimaanlage im Sommer, Wärmeschutz im Winter, erhöhter Schallschutz sowie Lebensraum für Tiere – Gründächer leisten einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Zudem sind Dachbegrünungen auch aus technischer Sicht eine gute Wahl: Wir erläutern, was Dachdecker*innen bei der Planung und Ausführung beachten müssen.
Was muss der Dachdecker prüfen, bevor ein Gründach auf ein Bestanddach aufgebracht wird?
- Als Erstes sollte die bestehende Abdichtung auf Funktionalität geprüft werden, sprich: Ist die Abdichtung in Ordnung und dicht?
- Ist die Abdichtung wurzelfest oder muss eine zusätzliche Wurzelschutzschicht aufgebracht werden?
- Entwässerungssituation: Der Abtransport des Wassers muss gewährleistet sein; zu prüfen ist die Dimensionierung der vorhandenen Anlage.
- Kontrolle der Rand- und Anschlusshöhen zu aufgehenden Gebäudeteilen: Dabei ist es wichtig, dass die Aufbauhöhe des Gründaches bekannt ist, um die geforderten Höhen überhaupt prüfen zu können. Diese Höhen werden von der wasserführenden Schicht aus bemessen, in diesem Fall von der Begrünungsschicht.
- Die Konstruktion muss statisch betrachtet werden. Ein Statiker sollte die Dachfläche auf ihre Tragfähigkeit prüfen, um sicher zu stellen, dass die Lasten vom Gründach auch gehalten werden können. Wenn bestehende Unterlagen existieren, reichen diese unter Umständen auch aus.
- Bei einem Dach mit Begrünung können sich z.B. durch Anstaubewässerung oder Wasserrückhaltung im Begrünungsaufbau die bauphysikalischen Verhältnisse verändern. Dies muss bei der Bemessung der Dampfsperre berücksichtigt werden. In diesem Fall haben sich dampfdichte Materialien mit einem sd-Wert > 1.500 m, z.B. Bahnen mit Metallbandeinlage, bewährt.

Gibt es Besonderheiten bei der Dachneigung?
Das Fachregelwerk besagt: Gefällelose Flächen können in begründeten Fällen geplant und ausgeführt werden.
Beispielhaft gelten als begründete Fälle:
- reduzierte Anschlusshöhen an Türen,
- konstruktiv vorgegebene Lage der Entwässerungseinrichtungen, die eine Gefällegebung nicht ermöglichen,
- Bestandsgebäude mit vorgegebener Lage der Entwässerungseinrichtungen,
- Intensivbegrünung oder erdüberschüttete Flächen mit Anstaubewässerung
- baurechtliche Anforderungen, die eine Gefällegebung nicht ermöglichen
So wie vergleichbare Fälle.
Welche Werkzeuge brauche ich für einen Gründachaufbau?
- Schaufel
- Harke
- Rechen
- Kleine Pflanzschaufel
- Gartenschlauch

Gibt es unterschiedliche Arten der Begrünung?
Es wird zwischen zwei Begrünungsformen unterschieden: Bei der extensiven Dachbegrünung werden schwächer wurzelnde Pflanzen wie Gräser oder Bodendecker eingebracht, bei der intensiven Dachbegrünung stärker wurzelnde Pflanzen. Diese zwei Arten der Begrünung unterscheiden sich in ihrer Aufbauhöhe sowie in der Vegetation, die auf ihnen gedeihen soll.
Intensiv:
Begrünung mit hohem Anspruch an den vegetationstechnischen Aufbau und daraus resultierend großer Aufbauhöhe und intensivem Pflegebedarf, z.B. zusätzliche Bewässerung.
Extensiv:
Begrünung mit geringer Aufbauhöhe und geringerem Gewicht sowie einer Bepflanzung, die sich weitgehend selbst erhält, weiterentwickelt und sich an die jeweiligen Standortbedingungen anpasst. Abhängig von regionalen klimatischen Bedingungen können Pflegemaßnahmen erforderlich werden.
Welche Schichten gibt es bei einem Gründach?
Abdichtung/Wurzelschutz: Entweder übernimmt die Dachabdichtung auch gleichzeitig die Funktion des Wurzelschutzes, oder es wird zusätzlich zur (nicht wurzelfesten) Dachabdichtung eine separate Wurzelschutzbahn aufgebracht. Die Dachabdichtung bzw. die Wurzelschutzbahn muss das FLL-Prüfverfahren auf Durchwurzelungsfestigkeit und Rhizomfestigkeit ohne Beanstandung durchlaufen haben, um als wurzelfest zu gelten.
Verarbeitung: Eine wurzelfeste Abdichtung wird genauso verlegt und abgedichtet wie eine nicht wurzelfeste Abdichtung. Hier wird eine zusätzliche Wurzelschutzbahn locker oberhalb der Abdichtung verlegt und mit Überlappung aufgebracht. Zum Zuschneiden werden meist große Scheren oder Messer verwendet.
Trenn- und Gleitschicht: Bitumen und PE-Dachabdichtungsbahnen vertragen sich aus chemischen Gründen nicht miteinander. Wenn zwischen der Abdichtung und der Wurzelschutzbahn im Material gewechselt wird und keine Bitumenverträglichkeit vorhanden ist, benötigt man eine Trenn- bzw. Schutzlage, da sich die Bahnen sonst gegenseitig zersetzen würden.
Schutzschicht: Die Schutzschicht ist für einen Gründachaufbau unverzichtbar, diese schützt die Abdichtung vor thermischen, statischen und dynamischen Beschädigungen. Es ist sinnvoll, die Schutzschicht schnellstmöglich auf der Abdichtung zu verlegen, um Beschädigungen schon während der Bauphase zu vermeiden. Die Schutzschicht kann ein Schutzvlies mit mindestens 300 g/m² sein, ebenso sind Schutzbahnen aus Gummischrot oder unverottbare Bahnen sowie plattenförmige Dränschichten, die formstabil sind, geeignet.
Dränschicht: Eine Dränschicht hat die Aufgabe, überschüssiges Wasser aufzunehmen und dieses anschließend den Dachabläufen zuzuführen. Des Weiteren dient sie bei einer entsprechenden stofflichen Ausbildung auch der Wasserspeicherung. Sie soll die Schutzfunktionen für den darunterliegenden Aufbau übernehmen und den durchwurzelbaren Raum vergrößern. Dabei wird in Materialart und Ausführung wie folgt unterschieden:
- Dränmatten, bestehend aus Kunststoff-Noppenmatten, SchaumstoffFlockenmatten oder Fadengeflechtmatten aus Strukturvlies
- Schüttungen aus Lava, Bims oder Kies,
- Dränelemente, welche aus Schaumstoff oder Hartkunststoff gefertigt sind.
Die Dränschichten bestehen zum Großteil aus gut schneidbarem Material und sind je nach Stärke mit einer robusten Schere, feiner Säge oder Elektrowerkzeugen zu schneiden.
Filterschicht: Die Filterschicht liegt auf der Dränschicht und trennt diese von der Substratschicht. Sie besteht in der Regel aus einem dünnen Vlies und hat die Aufgabe, das Eindringen von Boden- oder Substratteilen zu verhindern, welche aus der Vegetationsschicht nach unten wandern. Hier kommen unter anderem filterstabile und hydraulisch wirkende Filtervliese zum Einsatz, wobei ein solches Vlies immer überlappend verlegt wird. Dabei muss verhindert werden, dass das Filtervlies an keiner Stelle das stehende Wasser aus der Dränschicht berührt. Bei der Verlegung der Filterschicht ist darauf zu achten, dass diese später nicht an den Rändern oder Dachaufbauten hochgeführt wird, um aufsteigendes Wasser zu vermeiden.
Vegetationsschicht : Diese Schicht bildet die Grundlage für das Pflanzenwachstum. Sie speichert das nötige Wasser für die Pflanzenversorgung und bietet den Pflanzen Wurzelraum. Überschüssiges Wasser sickert in die Dränschicht ab. Es ist darauf zu achten, dass die Vegetationsschicht strukturstabil ist und eine gute Wasserspeicherfähigkeit hat.
So eignen sich z.B.:
- Bodengemische wie z.B. Humus,
- mineralische Schüttstoffe,
- Substratplatten, welche aus Schaumstoff oder Mineralfasern bestehen,
- Vegetationsplatten.
Für das Aufbringen der Vegetationsschicht gibt es verschiedene Verfahren:
- Pumpverfahren: Eine Schüttgutpumpe befördert das Sedum auf die Dachfläche.
- Sackwarenverfahren: Ganz nach alter Manier werden hier die Säcke, welche mit dem Sedum befüllt sind, auf die Dachfläche transportiert und dort entleert.
- Lastkranverfahren: Lastenkräne können in Big-Packs oder anderen Transportbehältern die Vegetationsschicht auf das Dach ziehen.
Begrünung
Um Bodendecker, Gräser und Gehölze zu pflanzen, hebt man die entsprechende Mulde aus der Pflanzschicht frei und bringt die Pflanze darin ein. Nach dem Einbringen der Pflanzen ist meist eine Anwuchsphase nötig, damit diese auch wie gewünscht gedeihen. Pflanzen begrünter Dächer müssen grundsätzlich Trockenphasen standhalten können und unempfindlich gegen Wind und Frost sein. Je nach Begrünungsart (vor allem bei Extensivbegrünungen) können sich unterschiedliche Vegetationsformen ausbilden. Die Anforderungen an Pflanzen von intensiver Begrünung sind wesentlich höher als an Pflanzen für extensive Begrünung.

Kiesstreifen
Es gehört ein Kiesstreifen von 50 cm Breite um den Rand der Begrünung sowie um mittlere Dachaufbauten (Durchmesser 3 m). Diese sind als zusätzliche Windsogsicherung oder auch als Brandschutz anzusehen. Unter dem Kiesstreifen ist die Dränage ebenso wie unter der Begrünung zu verlegen.

Wie pflege und warte ich das Gründach?
Je nach Aufbau und Standort muss nicht nur die Pflege, sondern auch die Bewässerung geplant werden. Die Anzahl der Pflegeintervalle beläuft sich auf 1 bis 2 Pflegegänge pro Jahr je nach Objekt. Diese fallen in der Regel in den Monaten März oder April sowie in einem 2. Pflegeintervall zwischen September und November an. Bei diesen Pflege- und Wartungsgängen haben Dachdecker den Bewuchs zu entfernen, der nicht erwünscht ist oder dem Aufbau schaden könnte, wie z.B. aufgekeimte Gehölze. Diese nicht erwünschten Bewüchse werden mit der Wurzel entfernt. Gras- oder Kräuterflächen müssen gemäht oder beschnitten werden, zudem muss der Kiesstreifen von Unkraut befreit werden. Wichtig und für den Dachdecker selbstverständlich: Entwässerungen und Notentwässerungen müssen, um Wasser ungehindert abtransportieren zu können, frei von Laub und Unkraut sein. Es ist nicht unüblich, dass im Nachgang Gärtner die Pflege der Dachbegrünungen übernehmen. Entsprechende Absturzsicherungen sollten bei der Erstellung des Gründaches mitberücksichtigt werden, um hier ein sicheres Arbeiten zu ermöglichen. Sind keine Rückhaltepunkte oder Dachgeländer montiert worden, kann das im Schadensfall rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Auch ist es empfehlenswert, an den Gullys Kontrollschächte zu verbauen, um bei Wartungen oder Prüfungen zwischendurch einen direkten Zugang zur Entwässerung zu ermöglichen.