Interview mit Professor Dr. Thomas Dommermuth, Leiter des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung in Altenstadt.
Professor Dommermuth, Sie sind Finanzexperte und haben bei der Ausgestaltung der "Rürup-Rente" die Bundesregierung beraten. Wieso sind Sie davon überzeugt, das Wohneigentum ein Instrument der Altersvorsorge ist?
Professor Dommermuth: Zahlreiche Umfragen seriöser Institute zum Thema "Altervorsorge in Deutschland" konnten in den letzten Jahren immer wieder nachweisen, dass über zwei Drittel der Deutschen ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung für die ideale Form der Alterssicherung halten; dies gilt ganz besonders in Zeiten mangelnden Vertrauens gegenüber Finanzanlagen. Bei meinen Vorträgen habe ich im Gespräch mit Teilnehmern festgestellt, dass viele Hausbesitzer die künftigen Energiekosten als sehr bedrohlich einschätzen. Energiekostensteigerungen werden oft als eine unmittelbar bevorstehende Bedrohung empfunden, während die Rentenlücke für viele noch weit weg ist. Während der Eigentümer Maßnahmen gegen höhere Energiekosten ergreifen kann, muss der Mieter tatenlos zusehen, wie die Nebenkosten immer mehr zu seiner zweiten Miete werden. Da wird es vielen mulmig. "Unabhängigkeit von steigenden Energiepreisen" und "Sicherheit bei der Altersvorsorge durch Mietersparnis" sind zwei Aspekte, die bei diesem Thema eine wichtige Rolle spielen.
Inzwischen dürfte es wohl bekannt sein, das man sich auf "sichere Renten" nicht verlassen kann und privat vorsorgen muss.
Professor Dommermuth: Richtig! Die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters und die Besteuerung der Altersrente durch das Alterseinkünftegesetz stellen eine drastische Rentenkürzung dar, die zu den erheblichen, bereits realisierten Einschnitten noch hinzukommen. Darüber hinaus hat die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise zu Vertrauensverlusten gegenüber vielen Finanzanlage-Produkten geführt. Die Menschen sind nun unschlüssig, wie sie ihr Geld rentabel, aber gleichzeitig sicher für ihre Altersvorsorge anlegen können. Hier kommt die eigene Immobilie ins Spiel. Mietfreies Wohnen im Alter ist einer der sichersten und wichtigsten Bausteine der Altersvorsorge. I
n Deutschland sind etwa Achtzig Prozent der Wohnimmobilien älter als zwanzig Jahre und können aus energetischer Sicht als Altbauten bezeichnet werden, die im Vergleich zu energetisch sanierten Häusern einen exorbitant hohen Energieverbrauch haben. Welche finanzökonomischen Gründe sprechen aus Ihrer Sicht für eine energetische Gebäudesanierung?
Professor Dommermuth: Immobilieneigentümer könnten jetzt die Chance nutzen und in einer Zeit historisch niedriger Zinsen in die energetische Gebäudesanierung investieren. Sanierungsmaßnahmen, wie z. B. eine nachträgliche Dämmung des Daches oder der Fassade, die bereits erworbenes und selbst genutztes Wohneigentum zum KfW-Effizienzhaus machen, werden gefördert. Das heißt: Der Sanierer erzielt neben seinen Heizkosteneinsparungen auch Erträge aus staatlich geförderten Krediten oder Zuschüssen. Vermieter können nach einer energetischen Sanierung die Miete um bis zu 11 % erhöhen und ihre Investitionen sofort Steuer mindernd als Werbungskosten absetzen. Die Steuerersparnis aus der Sanierung schlägt sich sofort in voller Höhe nieder, während die Besteuerung der Mieterhöhung erst über die künftigen Jahre hinweg relevant wird.
Quelle: IVPU