Der Flachdachdecker Michael Regenauer denkt meistens digital – die Projektplanung seiner 25 Mitarbeiter funktioniert allerdings nur mit Papier. Ein eigenes Betriebshandbuch half ihm zudem, Dinge zu fixieren, Abläufe zu optimieren und die Mitarbeiter zu entlasten.
Eine schwarze Wand aus Pappe nimmt fast den ganzen Raum ein. Bestückt mit kleinen, bunten Zetteln, die akkurat in winzigen Fächern stecken. Firmenchef Michael Regenauer zeigt mit dem Stift auf einen Eintrag. „Obwohl ich ein digitaler Unternehmer bin, habe ich noch kein System gefunden, dass mir bei der Projektplanung gefällt. Seit zwei Jahren nutzen wir das SBAA-System von Peter Kübel – und ich bin überzeugt und angetan“, so Regenauer.
Planungswand mit Telefonverbot
„Wir müssen oft schnell auf Kundenanforderungen reagieren und diese dem Team mitteilen. Das klappt mit Software gesteuerter Projektplanung einfach noch nicht. Mit dieser haptischen Übersicht kann ich die Prozesse visuell steuern und die Mitarbeiter mit einbeziehen“.
Mit dem Blick auf die Planungstafel weiß jeder Mitarbeiter sofort, wo er arbeitet. Dazu gehören noch sogenannte Planungstauschen, die mit dem System verknüpft werden. „Ein Bekannter hat uns das System empfohlen. Dann habe ich Kontakt mit Peter Kübel aufgenommen und er hat das System ausführlich bei uns präsentiert. Seit einem halben Jahr arbeiten wir damit – und wirklich endlich effizient. Seitdem geht einfach nichts mehr verloren“, sagt Regenauer. Die Planungswand steht in einem Büro, in dem Telefonieren verboten ist. Auch dieser Kniff macht deutlich: Hier hat sich jemand Gedanken um Prozesse und Abläufe gemacht. Und zwar schon länger. Minutiös. Eine Passion von Michael Regenauer. Das kam ihm auch bei der Realisierung und Abdichtung der 4.200 Quadratmeter großen Weinbauflächen des Weinguts Dreissigacker zugut. Das Team des Dachdeckermeisters aus Neuhofen realisierte dort Beratung, Berechnung und Abdichtung inklusive der Solaranlage, was uns die Titelstory von DDH 17/2019 wert war.
Das Unternehmen hat sich auf Flachdächer spezialisiert und das seit über 50 Jahren schon. Deshalb oder trotzdem verstehen sich Michael Regenauer und sein Team als ganz spezielle Dachdecker. Auf der schmucken, neuen Website stehen die Mitarbeiter im Vordergrund und spazieren sogar Hühner über den Bildschirm, Außerdem findet sich ein Blog-Eintrag online, auf dem Michael Regenauer das Selbstverständnis des Unternehmens zusammenfasst. „Wir haben uns von den üblichen hierarchischen Strukturen, dem Baustellenbefehlston und dem Silodenken verabschiedet, weil wir unsere Arbeit unter diesen Bedingungen nicht mehr als sinnerfüllt erlebt haben. Wir haben uns deshalb auf eine Reise hin zu mehr Wertschätzung, gelebter Kooperation und geteilter Verantwortung begeben – und wir wissen jetzt schon: Wir wollen nicht zurück!“. Deutlich wird: wer so eine Philosophie für sich propagiert, muss sich Gedanken gemacht haben.
Papier bringt die Menschen zusammen
Regenauer setzt auf Emotionen und auf ein Miteinander – bei den Planern und den Kunden, Das war nicht immer so. „Vor drei Jahren merkte ich, so geht es nicht mehr weiter. Ich informierte mich in einem Unternehmer-Seminar über Führungsaufgaben und lernte: Unternehmer können Dinge selten verändern, weil Sie Teil des Unternehmens sind. Man ist zerrissen zwischen Routine-Abläufen, stopft schnell Löcher und hat permanent ein schlechtes Gewissen. Zeitgleich fiel mir ein Buch von Stefan Merath.
„Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“ in die Hände, der genau das beschrieb. Ich las das Buch im Stehen und konnte es einfach nicht mehr weg legen. Nach mehreren Trainings war mir klar: Du musst etwas ändern, die ...
Johannes Messer
Den kompletten Artikel können Sie in DD/H 07.2020 lesen.