Unmotivierte Jugendliche, null Bock-Generation – Peter Mumbauer sieht das anders. Er rief die „Jobschleuse“ ins Leben und kümmert sich seit mehr als 15 Jahren um Jugendliche ohne Perspektive. Bei unserem Besuch in Simmern hat der Dachdeckermeister das Projekt erklärt.
Im Simmerner Zentrum wacht der Schinderhannesturm über die Bürger der Stadt. Namensgeber Räuber Johannes Bückler, genannt Schinderhannes „büxte“ in der Nacht vom 19. auf den 20. August 1799 aus dem bis dahin als ausbruchsicher geltenden Turm aus. Ich weiß nicht, ob der Sparkassenparkplatz für Nichtkunden beparkt werden kann und frage einen Passanten nach dem Büro von Peter Mumbauer. „Das ist dort drüber, da steht ja auch der Wagen“, erklärt mir der Passant in breitestem Hunsrücker Platt. Tatsache: Peter Mumbauers Büro ist nur wenige Schritte vom Wahrzeichen Schinderhannesturm entfernt. Neben dem schönen Turm steht ein moderner Bau aus Metall und Glas, davor viele Firmenschilder, eines davon weist zur „Jobschleuse“. Hier empfängt mich Peter Mumbauer. Das sein damaliger Betrieb den Turm mit Moselschiefer sanierte ist schon Jahre her (siehe auch DDH 03/2011).
Sein Lebensinhalt hat sich verschoben, ist aber bei der Ausbildung geblieben. Seit nunmehr 15 Jahren coacht der Dachdeckermeister Jugendliche, die keinen Abschluss haben. „Damals führte ich Gespräche mit verschiedenen Trägern über den Sinn und die Art und Weise von der Nachwuchsförderung. Oft läuft es doch so: Die jungen Menschen sind zwei Wochen im Betrieb und hörten dann nichts mehr – weder von der Agentur noch vom Betrieb. Das macht keinen Sinn. Dann habe ich, mit Unterstützung der BBS-Simmern und dem Jobcenter, das Projekt Jobschleuse entwickelt, mit dem Ziel, jungen Menschen, die ohne Schulabschluss ziellos abhängen, eine neue Perspektive zu geben“, sagt Mumbauer.

Jobschleuse: Jugend mit Zukunft
Die Jugendlichen, oft ohne Zeugnis und Perspektive, werden, nachdem sie beim Arbeitsamt waren, von den Jobcentern zur Jobschleuse vermittelt. Das heißt, sie werden der Jobschleuse zugewiesen und müssen die Maßnahme beginnen. Die Teilnahme ist nicht freiwillig. Das Projekt wird gefördert durch den Europäischen Sozialfond (EFS) „und hat deshalb eine hohe Bedeutung für die Region Hunsrück“, betont Mumbauer. Denn die Gelder kommen letztlich auch den Betrieben wieder zu Gute.
„Jugend mit Zukunft“ – so heißt das aktuelle Projekt der Jobschleuse, der Name passt und ist eng mit der Person Peter Mumbauer verknüpft. Der Schwerpunkt ist nicht handwerksorientiert, sondern umfasst eine ganzheitliche Betreuung, eher sozialpädagogisch angelehnt, ein komplettes „Reset“ des Jugendlichen. Sind Schulden vorhanden? Wie schwierig ist das Elternhaus? Um diese Dinge kümmert sich ein Team und versucht herauszufinden, warum der Jugendliche Schwierigkeiten hat. Wenn die Basis gelegt ist und der Jugendliche sich für einen Beruf interessiert, vermittelt die Jobschleuse einen Praktikumsplatz. Das Projekt ist mittlerweile in der Region bekannt und zertifiziert, parallel dazu werden auch Langzeitarbeitslose betreut und vermittelt.
Von Europa gefördert
Der Rheinland-Pfälzer nutzt für sein Projekt seine Kontakte – und dies sind nicht wenige. So hat er als frisch gewählter Kreishandwerksmeister der Region Bad Kreuznach, Birkenfeld und Hunsrück-Kreis 1100 Betriebe unter seinen Fittichen. Und wenn er einem Dachdecker-Kollegen einen Jugendlichen vermitteln kann, ist die Freude natürlich doppelt so groß. Doch ihm geht es in erster Linie um eine Neuorientierung und eine Hilfestellung. „Wir schauen, wo liegen überhaupt die Begabungen – denn die hat jeder Mensch“.
Johannes Messer
Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 17.2017.