Erste Pflicht: oben bleiben!
Die notwendige Schutzausrüstung zu beschaffen und sein Personal zu schulen – das ist Chefsache. Diese auch zu tragen liegt in der persönlichen Verantwortung jedes einzelnen Dachdeckers. Fotos: ABS Safety (Quelle: ABS Safety)

Arbeitssicherheit 2015-04-14T00:00:00Z PSA und Absturzsicherung für Dachdecker

Zeitmangel oder fehlende Anschlageinrichtungen sind häufig der Grund für unterlassene Sicherheitsvorkehrungen – eine Ausrede gibt es aber nicht. Wer bei der Absturzsicherung nachlässig ist, verstößt gegen verbindliche Vorschriften, gefährdet den Versicherungsschutz der Berufsgenossenschaft – und riskiert sein Leben.

Gefahrenbereich Absturzkante

Erste Pflicht 2
Sicheres Arbeiten auf Spannung: Die integrierte Feder des abgebildeten Höhensicherungsgerätes hält das Seil oder Gurtband kontinuierlich leicht auf Spannung, es arretiert erst bei einem Sturz.

Immer dabei: die richtige Ausrüstung

Dachdecker sollten immer eine vollständige, gut gepflegte Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) zur Hand haben. Dazu zählen in erster Linie ein gut sitzender Auffanggurt (zertifiziert und gekennzeichnet nach DIN EN 361), ein oder mehrere Verbindungsmittel (nach DIN EN 362) und ein Schutzhelm mit Kinnriemen (nach DIN EN 397). Diese Schutzausrüstung stellt der Betrieb den Angestellten. Außerdem schreibt die DGUV-Regel 112-198 (vormals BGR 198) vor, dass die Ausrüstung mindesten alle 12  Monate von einem Sachkundigen für PSAgA geprüft werden muss. Der kontrolliert die Schutzausrüstung auf Abnutzung und Korrosion, beschädigte Nähte oder defekte Verschlüsse und weitere Mängel.

Normen und Regeln – Sicherheit ist oberstes Gebot

Eine der wichtigsten Grundlagen im Bereich der Absturzsicherung lautet: Ab einer Gebäudeaußenkante von 3 m (Dächer bis 150 m²)/2 m (Dächer ab 150 m²) und höher gilt es sich laut ASR 2.1 gegen Absturz zu sichern. Der Gefahrenbereich zur Absturzkante beträgt dabei 2 m. Auf keinen Fall darf in Vergessenheit geraten, dass es diesen Gefahrenbereich auch um Lichtkuppeln und Lichtbänder gibt. Eine professionelle Planung sollte man deshalb immer in die Hände von Fachpersonal legen, beispielsweise produzierenden und vertreibenden Firmen für Absturzsicherung.

Was gehört zu einer vollständigen PSAgA für Dachdecker?

  • Auffanggurt nach EN361: Ganz gleich ob regelmäßig oder nur teilweise genutzt, man sollte einen Auffanggurt auch immer auf die Handhabung prüfen, d.h. ob ein Gurt einfach und selbsterklärend anzulegen ist.
  • Verbindungsmittel nach EN362: Ein wichtiges Auswahlkriterium ist hier die horizontale und vertikale Zulassung (Scharfkantentest).
  •   Anschlagseil nach EN795 B+C: Ein temporäres horizontales Anschlagseil bietet die schnelle Möglichkeit an vormontierten Anschlagpunkten eine Absturzsicherung einzurichten.
  •  Bandschlinge nach EN795 B: Eine Bandschlinge mit Kantenschutz bietet die Möglichkeit der schnellen und temporären Absturzsicherung, zum Beispiel an Stahlträgern, Masten etc.
  • Schutzhelm mit Kinnriemen nach EN397: Ein stoßfester Schutzhelm mag auf den ersten Blick bei Arbeiten auf dem Dach als störend empfunden werden, jedoch ist die Sicherung des Kopfes für den Fall der Fälle ein absolutes Muss.
  •  Transport und Aufbewahrung: Leider gerät der Transport und die Aufbewahrung der PSAgA oftmals in Vergessenheit. Eine Transporttasche birgt aber folgende Vorteile: Zum Ersten hat man seine PSAgA an einem Ort und mit einem Griff zur Hand, zum Zweiten bietet die Tasche Schutz, zum Beispiel vor UV-Strahlung, Luftfaktoren wie Seeluft (Salz) etc.

Wie wichtig ist die einmal im Jahr vorgeschriebene Überprüfung der PSA?

Die jährliche Überprüfung darf auf keinen Fall unterschätzt werden, denn sie kann Leben retten. Sachkundige für PSAgA sind speziell darauf geschult auf typische Mängel wie Abnutzung, Korrosion, beschädigte Nähte und mehr zu achten. Nachweislich nicht geprüfte PSA kann und wird von der BG der Bauwirtschaft aus dem Verkehr gezogen, was, aus Sicht eines Dachdeckers, erst einmal zur Einstellung der Dacharbeiten führt.

Michael Podschadel

zuletzt editiert am 06. Januar 2023