Informationen sammeln, Mitglieder beraten, Interessen vertreten - so lauten die Ziele der neu gegründeten Gläubigerschutzvereinigung. Foto: Langhans

Recht 4. January 2021 Gläubiger gezielt stärken

Kunde pleite - Geld weg? Gegen diese Logik stemmen sich Organisationen wie die Gläubigerschutzvereinigung Deutschland. Das Ziel: weniger Totalverluste, höhere Quoten und der Vorrang der Sanierung gemäß dem Motto "Retten statt Ruinieren".

Wenn der Kunde Insolvenz anmelden geht, schreiben viele Handwerker ihre Forderungen ab. Das muss aber nicht so sein. Die Gläubigerschutzvereinigung Deutschland e. V. (GSV), die von Rechtsanwälten, Wissenschaftlern und Institutionen gegründet wurde, kämpft um gute Quoten für Gläubiger, die von Insolvenzen ihrer Kunden betroffen sind gerade auch für die Handwerksbetriebe, die wenig Zeit haben, sich selbst in einem Rechtsstreit zu engagieren.

Bei 30.000 Meldungen pro Jahr ist das Thema Insolvenz eines, mit dem man sich als Inhaber und Arbeitgeber beschäftigen muss. Gar nicht mal, weil die Luft für ihn selbst dünner werden könnte, sondern weil insolvente Auftraggeber den eigenen gesunden Betrieb jederzeit mit hinunterziehen können. Experten wie Romeo Grill, Chefvolkswirt des Kreditversicherers Euler-Hermes, prophezeien einen deutlichen Anstieg der Unternehmenspleiten im Bausektor. Grund hierfür seien die sinkenden öffentlichen Investitionen als Folge des Sparpakets. 2011 müsse mit einem Anstieg um zwei Prozent auf 5.200 Insolvenzen gerechnet werden. Grill warnt: "Die Situation wird schwieriger und mit über 150 Fällen auf 10.000 Unternehmen herrscht im Bausektor 2011 nach unserer aktuellen Prognose das mit Abstand höchste Insolvenzrisiko aller Branchen."

Andreas Th. Becker ist einer der Regionalrepräsentanten des GSV e.V. und für Rheinland-Pfalz und das Saarland zuständig. Mit dem GSV-Konzept hat er seit Beginn der operativen Tätigkeit des Vereins im Januar 2011 bereits viele Unternehmer überzeugen können, auch Handwerkskammern und große Gläubiger wie Banken: "Die Zeit war reif für eine planmäßige Stärkung der Gläubigersituation. Wenn sich durch das ‚Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen‘ (ESUG) im kommenden Jahr zusätzlich noch die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern, haben Gläubiger endlich eine viel bessere Position in Insolvenzverfahren und diese sollten sie dann auch nutzen."

Sich solidarisch organisieren

Bislang sieht das ernüchternde Ergebnis in deutschen Insolvenzverfahren wie folgt aus: Nach durchschnittlich vier Jahren erhalten die Gläubiger meist die Mitteilung, dass das Unternehmen nicht saniert werden konnte. Nach Abzug der Verwalterkosten für die Gläubiger bleibt lediglich eine Quote von durchschnittlich weniger als vier Prozent ihrer Verbindlichkeiten übrig. In zwei Drittel der Fälle liegt die Quote für die Gläubiger dabei sogar bei null Prozent.

Häufigste Ursache für diese Fehlentwicklung: Insolvenzrichter und Insolvenzverwalter treffen wichtige Entscheidungen unter sich, weil die Großzahl der Gläubiger in den Gläubigerversammlungen nicht anwesend ist.

Dass es auch anders geht, beweist das österreichische Vorbild des GSV, der KSV1870. Dieser Verband vertritt die Interessen von 21.000 Mitgliedern in Insolvenzverfahren. Im Nachbarland Österreich sind inzwischen Quoten von zehn Prozent im Durchschnitt üblich. "Diese Quoten können wir auch in Deutschland erreichen. Wir möchten, dass die Gläubiger solidarisch aktiv werden und kooperativ mit dem Schuldner den Schaden minimieren", so Prof. Dr. Hans Haarmeyer, einer der führenden Insolvenzrechtsexperten und Vorstandsvorsitzender des GSV.

Lars Langhans

Den ausführlichen Artikel lesen Sie in Ausgabe DDH 16|2011.

zuletzt editiert am 04.01.2021