2009-10-12T00:00:00Z Kosten und Nutzen der Ausbildung

Eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) untersuchte Nutzen und Kosten einer Berufsausbildung. Wir fassen die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

Lehrlinge nutzen jedem Betrieb. Dieser Nutzen lässt sich nach folgendem Schema klassifizieren:

Nutzen durch die Auszubildenden

Während der Ausbildung entsteht für die Betriebe ein Nutzen durch die Auszubildenden, indem Erträge durch produktiven Arbeitseinsatz erwirtschaftet werden. Auf diese Erträge wird weiter unten bei der Darstellung von Brutto- und Nettokosten eingegangen.

Nutzen durch die Ausgebildeten

Bei Übernahme des im Betrieb Ausgebildeten in ein Beschäftigungsverhältnis entsteht für den Betrieb deshalb ein Nutzen, weil die während der Ausbildung vermittelten Qualifikationen im Arbeitsprozess schnell und sinnvoll genutzt werden können.

Nutzen durch die Ausbildung

Ein Nutzen der Ausbildung entsteht auch dadurch, dass sich der Betrieb dazu entschließt, Ausbildung überhaupt durchzuführen oder anzubieten. Dass kann auch als Image und Marketing-Gewinn für den Unternehmer gelten.

Ausbildung vermeidet Kosten

Natürlich kostet eine Ausbildung Geld; auf die Kosten wird weiter unten eingegangen. Darüber hinaus erspart eine Ausbildungstätigkeit dem Unternehmer aber auch eine Reihe von Kosten. Diese sind:

Rekrutierungskosten

Hierunter sind die Kosten zu verstehen, die zur Suche und Einstellung einer externen Fachkraft (Inserierungskosten, Vorstellungsgespräche) aufzuwenden sind. Insgesamt ergibt sich für die durch Ausbildung eingesparten Rekrutierungskosten ein durchschnittlicher Schätzwert aller untersuchter Branchen von rund 5.800 Euro pro einzustellender Fachkraft.

Leistungsunterschiede zwischen betrieblich und extern Ausgebildeten

Auch noch für eine gewisse Zeit über die Einarbeitung hinaus sind Leistungsunterschiede zwischen den Fachkräften wahrscheinlich, welche im Betrieb ausgebildet wurden, und solchen, die über den Arbeitsmarkt eingestellt wurden. Darüber hinaus stellt die betriebliche Ausbildung auch eine sehr lange Probezeit dar, die dem Betrieb die Möglichkeit gibt, sich die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für eine Dauerbeschäftigung auszuwählen. Im Durchschnitt am wichtigsten bei einer Alternativrechnung sind die hohen Einarbeitungskosten von fast 4.000 Euro, die bei Einstellung einer externen Fachkraft anfallen.

Fehlbesetzungs- und Fluktuationskosten

Wahrscheinlich ist, dass sich bei Einstellungen über den externen Arbeitsmarkt auch ein höheres Risiko von Fehlbesetzungen ergibt, wodurch auch die durch eine verstärkte Fluktuation ausgelösten Kosten ansteigen würden.

Direkte Kosten sind überschaubar

Bei der betrieblichen Berufsausbildung fallen nach der Vollkostenrechnung im Durchschnitt über alle Betriebe im gesamten Bundesgebiet folgende Kosten pro Auszubildenden und Jahr an: Die Personalkosten der Auszubildenden betragen 8.269 Euro. Die Personalkosten für alle an der Ausbildung beteiligten Mitarbeiter, das heißt haupt- und nebenberufliche Ausbilder, belaufen sich auf 5.893 Euro, die Anlage- und Sachkosten der Ausbildung auf 545 Euro. Sonstige Kosten entstehen in Höhe von 1.728 Euro. Bei Einbeziehung aller oben genannten Kostenarten liegen die durchschnittlichen Bruttokosten bei 16.435 Euro pro Auszubildenden und Jahr. Nach Abzug der Erträge in Höhe von durchschnittlich 7.730 Euro, die sich aus den produktiven Leistungen der Auszubildenden ergeben, verbleiben Nettokosten von 8.705 Euro.

Zwischen West- und Ostdeutschland bestehen erhebliche Unterschiede in der Kostenhöhe. Die Bruttokosten (Vollkosten) liegen im Osten um 29 Prozent niedriger als Westen, die Nettokosten um 32 Prozent. Wesentlicher Grund hierfür ist das unterschiedliche Niveau der Ausbildungsvergütungen sowie der Löhne und Gehälter.

In der Teilkostenrechnung liegen die Nettokosten für einen Auszubildenden im Handwerk in Gesamtdeutschland bei 1.393 Euro pro Person und Jahr, in Westdeutschland mit 1.170 Euro sogar geringfügig darunter. Der von den Politikern stets angemahnten gesellschaftlichen Verantwortung zur Ausbildung trägt das Handwerk mit einer Ausbildungsquote von rund neun Prozent schon Rechnung. Dennoch sollte sich jeder nicht ausbildende Unternehmer angesichts der vergleichsweise geringen Kosten überlegen, nicht doch in einen Auszubildenden zu investieren.

Von Ursula Beicht, Günter Walden und Hermann Herget

zuletzt editiert am 11. Dezember 2020