Der Langschaftdübel SXR ist universell einsetzbar. Er eignet sich für eine Vielzahl unterschiedlicher Wandbaustoffe. Foto: Fischer

Fassade 2009-09-07T00:00:00Z Richtig ankern

Für die Verankerung von Fassadenbekleidungen dürfen nur zugelassene Dübelsysteme eingesetzt werden. Dabei ist auch der Verankerungsgrund von Bedeutung. Lesen Sie, was der Dachdecker bei der Dübelwahl zu beachten hat.

Die europäische Zulassungsbehörde (EOTA) erließ im Zusammenhang mit der europäischen Harmonisierung eine neue Richtlinie für die Verankerung von so genannten "redundanten Systemen" (Technical Report TR 020). Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Verankerung der Unterkonstruktion von Fassadensystemen, insbesondere von vorgehängten hinterlüfteten Fassaden.

Vorgehängte Fassaden werden in der Regel mit einer Holz- oder Metallunterkonstruktion aus Aluminium oder Stahl hergestellt. Zur Bekleidung stehen dem Planer viele Varianten offen: Holz, Naturstein, Schiefer, Faserzement, Kunststoff oder Aluminium - um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Eine Anforderung wird aber an alle Bekleidungswerkstoffe gestellt: Ihre Widerstandsfähigkeit gegen die anstehenden Windsoglasten und das Eigengewicht der Fassadeteile. Die klassische Fassadenkonstruktion kann im Normalfall als redundantes System betrachtet werden. Als redundant wird ein System bezeichnet, welches beim Versagen eines Befestigungspunktes, die Lasten aus Eigengewicht und Verkehrslast (Wind) über die Unterkonstruktion und/oder die Fassadenbekleidung auf die benachbarten Verankerungen übertragen kann.

Verschiedene Verankerungsgründe

In den bis jetzt verfügbaren, allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) für Fassadendübel, zum Beispiel Fischer-Universalrahmendübel FUR oder Fischer-Langschaftdübel S-H-R) wurde die Anwendung dieser Dübel immer nur für die Verankerung von vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden in Verankerungsgründen nach DIN geregelt. Dies sind Beton (DIN 1045), Mauerwerk aus Mauerziegeln oder Hochlochziegeln (DIN 105) und Kalksandvoll- oder Lochsteinmauerwerk (DIN 106) - um nur die Wichtigsten zu nennen. Verankerungsgründe, zum Beispiel porosierte Leichthochlochziegel (Porotonsteine), die im Normalfall eine eigene Zulassung besitzen, sind in den nationalen, deutschen Zulassungen nicht geregelt. Bei diesen Verankerungsgründen ist die zulässige Last über Zugversuche vor Ort auf der Baustelle zu ermitteln. Nach der Festlegung eines entsprechenden Sicherheitsfaktors, der bei Kunststoffdübeln zwischen 5 und 7 empfohlen ist, wird die Grundlage zur Bemessung der Verankerung der Fassade ermittelt. Diese Vorgehensweise ist bei entsprechenden Bauvorhaben über eine Zustimmung im Einzelfall durch die zuständige Baubehörde zu genehmigen. Dieses Verfahren ist natürlich sehr zeit- und somit kostenintensiv. Um hier eine Vereinfachung zu schaffen, darf man in den neuen, Europäischen Technischen Zulassungen (ETA) über die DIN-Baustoffe hinaus auch Verankerungsgründe mit eigener Zulassung regeln. Zum Beispiel sind in der ETA des neuen Langschaftdübels SXR von Fischer alle DIN-Baustoffe und darüber hinaus noch 43 Steinarten, zum Beispiel Wienerberger, Schlagmann und Gisoton geregelt. Dies vereinfacht die Vorgehensweise für die Befestigung der Unterkonstruktionen um ein Vielfaches. Sicherheitsrelevante Verankerungen müssen entsprechend den Bauordnungen statisch nachgewiesen werden. Sie dürfen nur dann eingesetzt werden, wenn ihre Brauchbarkeit durch eine nationale bauaufsichtliche Zulassung und jetzt neu, eine Europäische Technische Zulassung geregelt ist. Die auf die Fassade einwirkenden Windlasten regelt die seit 2007 gültige Neufassung der DIN 1055, Teil 4. Unterschieden werden Kunststoffdübel, Stahlanker und Injektionssysteme:

Kunststoffdübel

Als einfachste und kostengünstigste Lösung zur Befestigung von Unterkonstruktionen haben sich Rahmen- oder Langschaftdübel bewährt. Sie bestehen in der Regel aus einer Dübelhülse aus Polyamid (Nylon) und einer passenden Spezialschraube aus galvanisch verzinktem oder nicht rostendem Stahl. Diese Einheiten sind so aufeinander abgestimmt, dass eine funktionsfähige Einschraubtiefe gewährleistet ist.

Injektionssysteme

Bei hohen Lasten und in weniger tragfähigen Untergründen eignen sich zur Befestigung von vorgehängten hinterlüfteten Fassaden Injektionsanker. In Abhängigkeit des Verankerungsgrundes unterscheidet man Injektionssysteme mit Ankerhülsen für Lochbaustoffe und ohne Ankerhülsen in Vollbaustoffen. Ihr großer Vorteil liegt in ihrer Universalität, da sie für nahezu alle Untergründe geeignet sind.

Stahldübel und Verbundanker

Bei der Verankerung schwerer Fassadenbekleidungen in Beton und bei großen Spannweiten der Unterkonstruktionen kommen zugzonentaugliche Schwerlastdübel, zum Beispiel der Ankerbolzen FAZ aus nicht rostendem Stahl von Fischer, zum Einsatz. Zur sicheren Lastabtragung dienen risstaugliche Metallspreizdübel und risstaugliche Verbundanker. Bei der Durchsteckmontage fungiert das Durchgangsloch des zu verankernden Bauteils als Bohrlehre. Metallspreizdübel und risstaugliche Verbundanker passen sich verändernden Rissbreiten im Beton an, indem sie bei unveränderter Lage der Spreizsegmente im Bohrloch nachspreizen und so den vollen Lastabtrag sicherstellen.

Eine besondere Rolle spielt der Korrosionsschutz der Verankerungselemente. Grundsätzlich sind bei Fassadenverankerungen Dübel aus Edelstahl A 4 zu empfehlen. Beim Eindrehen galvanisch verzinkter Schrauben in Rahmen- oder Langschaftdübel ist für einen ausreichenden Schutz der Schraubköpfe zu sorgen. Da die Langschaftdübel über ihre ganze Länge im Kunststoffschaft stecken und somit die korrosionsfördernde Feuchtigkeit nur zwischen Dübel- und Schraubenkopf einziehen kann, genügt hier ein Anstrich. Diese Vorgehensweise ist in den Zulassungen für Langschaftdübel geregelt.

Johannes Braun und Klaus Fockenberg

Themenfeld Unterkonstruktion

zuletzt editiert am 24. Februar 2021