Eine fachgerechte Nahtverbindung ist das Hauptkriterium für eine dauerhafte Abdichtung mit Kunststoffdachbahnen. Das Heißluftschweißen spielt dabei eine dominierende Rolle. Wir sagen Ihnen, welche Arbeitsschritte des Dachdeckers über Top oder Flop entscheiden.
Das Warmgasschweißen, wie die normtechnisch korrekte Bezeichnung für das Heißluftschweißverfahren lautet, ist die gebräuchlichste Technologie für homogene Nahtverbindungen von thermoplastischen Kunststoffdachbahnen. Durch Eintrag von Temperatur in die Bahnenoberfläche gelangt der Kunststoff in den thermoplastischen Zustand. Mittels Druck werden die Kunststoffmoleküle in den Grenzbereichen also an Unter- und Oberseite der überdeckten Bahnen ineinander verschlauft. Nach Abkühlung ist eine homogene Verbindung entstanden. Aus dieser physikalischen Beschreibung leiten sich die wesentlichen Kenngrößen für eine funktionsfähige Nahtverbindung ab: Temperatur, Einwirkzeit der Temperatur und Druck. In der Praxis am Dach lauten diese Parameter: Einstellwert der Temperatur, Vorschubgeschwindigkeit und Anpressdruck der Rolle beziehungsweise Gewicht des Automaten. Einige Kunststoffe, vor allem PVC und PVC-haltige Werkstoffe lassen sich ebenfalls mittels Quellschweißverfahren fügen. Die freie Beweglichkeit der Kunststoffmoleküle wird dabei nicht durch Wärme, sondern durch Quellung mit einem Lösemittel erzielt. Der physikalische Vorgang ist der gleiche wie beim Heißluftschweißen. Die Nahtfestigkeit stellt sich nach Verdunstung des Lösemittels ein. Quellschweißen hängt stärker von Witterungseinflüssen ab als Heißluftschweißen. Es bedarf einiger Erfahrung in der Anwendung dieses Verfahrens.
Die Marktrelevanz des Quellschweißens ist deutlich geringer als Heißluftschweißen und wird als rückläufig eingeschätzt. Auf Polyolefin basierende Kunststoffdachbahnen lassen sich nur im Heißluftverfahren verarbeiten.Hochwertige und qualitätsgerechte Arbeit verlangt qualifiziertes Personal und geeignetes Werkzeug. Zur Herstellung einer homogenen Heißluftschweißnaht ist eine Mindestausrüstung erforderlich, die nicht bei Handföhn und Andruckrolle enden darf. Neben dem stufenlos regelbaren Handschweißgerät mit mindestens 1.400 Watt gehören dazu ein Düsenset, Andrückhilfsmittel und Schneidwerkzeuge. Das Düsenset sollte bestehen aus einer Düse für Flächennähte (vierzig Millimeter), einer Düse für Details (zwanzig Millimeter) und einer Winkeldüse, gegebenenfalls Runddüse mit Schnellschweißaufsatz für Rundschnur.
Schweißautomat ist unersetzlich
Als Andrückhilfsmittel werden benötigt eine leichtgängige Silikonandrückrolle oder Teflonrolle, eine Messingrolle für Details sowie Hilfsmittel zur Anarbeitung an Kehlen. Die Andrückrolle muss dauerhaft leichtgängig funktionieren, andernfalls kann der notwendige Druck auf einer längeren Schweißnaht nicht gewährleistet werden. Die Handschweißung ist für Nahtverbindungen im Detail notwendig, es können aber auch kleinere Dachflächen mit diesem Verfahren hergestellt werden. Sobald jedoch die abzudichtende Fläche eine gewisse Größe überschreitet, ist der Einsatz eines Schweißautomaten unersetzlich. Die Anwendung von Schweißautomaten ist nicht nur eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit eines Verarbeiters, sondern auch Voraussetzung für eine konstante Nahtqualität. Nur ein Automat kann eine korrekte Parametereinstellung und -kontrolle vorausgesetzt über größere Strecken eine gleichbleibende Schweißnaht erzeugen. Über die Mindestgröße für den Geräteeinsatz lässt sich streiten, dringend zu empfehlen ist ein Automat ab 200 Quadratmeter Fläche. Geräte und Werkzeuge bedürfen einer regelmäßigen Pflege und Wartung. Insbesondere die Schweißgeräte sollten jährlich einer Überprüfung unterzogen werden, um ihre Funktionsfähigkeit sicher zu stellen.Die konkreten Bedingungen auf der Baustelle bestimmen werkstoffbezogen die Einstellparameter der Schweißgeräte. Je nach Außentemperatur, Windverhältnissen, Luftfeuchte aber auch Spannungsversorgung sind Geschwindigkeit und Temperatur der Geräte mindestens täglich anzupassen. Zur eigenen Sicherheit und als Qualitätsnachweis gegenüber dem Auftraggeber ist eine Probeschweißung vor Beginn der Arbeiten mehr als hilfreich. An vielen Bauvorhaben wird bereits ein tägliches Schweißmuster mit Datum, Signum und Parameterangabe als Rücklagestück verlangt. Bei einer TÜV-Dachabnahme gewinnt dieser erste Schritt der Eigenüberwachung zunehmend an Bedeutung. Diese wenigen Minuten an Vorausinvestition können entscheidend sein für die Gesamtfunktion der Abdichtung. Die Probeschweißung gilt nicht nur für die Handschweißung, sondern insbesondere auch für den Schweißautomaten. Das Ergebnis der Probeschweißung muss am Ende eindeutig sein: mindestens zwei Zentimeter homogene Nahtbreite. Zuvor ist das Material ausreichend abzukühlen. Besonders bei verstärkten Dachbahnen wird sonst das Ergebnis verfälscht und suggeriert eine falsche Sicherheit. Der ZVDH schreibt in den Fachregeln für Dächer mit Abdichtungen für heißluftschweißbare Kunststoffe generell eine Mindestbreite von zwei Zentimeter vor. Dabei wird nicht in Hand- oder Automatennaht unterschieden. In der Regel erzeugen Automaten breitere Nähte Thomas Streller