Flachdach 2012-01-11T00:00:00Z Typisch für die Siebziger

In Kassel mussten 3 freistehende Mehrfamilienhäuser technisch und energetisch saniert werden. Besonders beim Flachdach zeigten sich gravierende Schäden. Wegen der neuen Wärmedämmung erstellte Dachdecker Höhmann eine Sonderlösung für die Attika.

Die drei freistehenden Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 109 Wohneinheiten in Kassel (Nordhessen) wurden 1975/76 von der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Kassel mbh (GWG) konstruktionsgleich errichtet. Die einstmals modernen Flachdachbauten aus Beton und Kalksandstein verfügten noch vollständig über die technische Ausstattung aus der Entstehungszeit und waren in mehrfacher Hinsicht dringend sanierungsbedürftig. Außen- und Innenwände der 6- bis 7-geschossigen Baukörper bestehen aus 24er- beziehungsweise 30er-Kalksandstein-Mauerwerk sowie teilweise aus Beton. Im Bereich der Balkone bildeten die Betondecken vollflächige Wärmebrücken, da sie ursprünglich durchbetoniert und geschalt waren, inklusive Balkongeländer und außen liegender Stützen. Die Fassaden waren außen mit einer Unterkonstruktion aus Lattung und Konterlattung versehen und mit Faserzementplatten bekleidet sowie mit 4 cm Mineralwolle gedämmt.

Flachdach mit neuer Wärmedämmung

Da es aufgrund schlechter Betonqualität und unzureichender Überdeckung der Armierung immer wieder zu Abplatzungen gekommen war, mussten in der Vergangenheit wiederholt Notsicherungen durchgeführt werden, um das Herabstürzen größerer Betonbrocken zu vermeiden. "Es waren die klassischen Betonschäden, die man bei vielen Gebäuden aus den siebziger Jahren hat. Zum anderen gab es, bedingt durch die Baukonstruktion, sehr viele Wärmebrücken, die wir mit normalen Mitteln, also einfach mit Wärmedämmung einpacken, nicht sauber in den Griff bekommen hätten", erklärt Volker Oesterreich, Leiter der Abteilung Technik bei der GWG.

Auch im Bereich der Dächer bestand dringender Handlungsbedarf. Die Flachdächer aller 3 Gebäude waren ursprünglich mit einer Kiesschüttung bedeckt. An den Rändern lag die Dachhaut jeweils frei und war aufgrund von Sonneneinstrahlung im Laufe der Zeit porös und schließlich undicht geworden, so dass die Altisolierung (7 cm Polystyrol) in einigen Bereichen vollständig durchfeuchtet war. Außerdem gab es in den Dachgeschosswohnungen immer wieder Überhitzungsprobleme.

Die Attika bestand nur aus einem kleinen Betonkranz mit 4 cm Dämmung. Auch in diesem Bereich war Feuchtigkeit in die Konstruktion eingedrungen. Der alte, schadhafte Dachaufbau wurde bis auf die Betondecke komplett abgetragen. Anschließend verlegten die Dachdecker als Abdichtung eine Polymerbitumen-Dampfsperrbahn (Multiplex AGG Therm), darüber 2 × 10 cm Dachdämmplatten aus Polystyrol (Vedag-Lambdaroof 031 dh). Darauf liegt eine kaltselbstklebende Polymerbitumen-Unterlegbahn (DAKO KSU) sowie eine Lage Elastomerbitumen-Schweißbahn (POLY-Elast PV 200 S5, mineralisch fein) und abschließend eine Polymerbitumen-Schweißbahn als Wurzelschutz (SK Bit 105 PV). Dann folgt ein üblicher Gründachaufbau; ein Vlies als Bautenschutz, darüber Dränplatten mit oben liegendem Vlies und abschließend eine Substratschüttung. Das neue Gründach wertet nicht nur das optische Erscheinungsbild der Wohnhäuser auf, sondern wirkt sich vor allem auch auf das sommerliche Wärmeverhalten positiv aus.

Sonderlösungen bei der Attika gefragt

Bei einer Dämmstärke von 20 cm verschwand die alte Attika regelrecht, was einen völlig neuen Aufbau erforderlich machte. Zudem musste sie an die 16 cm Außenwanddämmung angepasst werden. Auf die vorhandene Attika montierten die Dachdecker jeweils wechselweise Holzbohlen und Hartschaumplatten (Poresta) in insgesamt 4 Lagen und schließlich eine auskragende OSB-Platte, die mit der Außenwanddämmung bündig abschließt. Die Konstruktion erhielt als Feuchtigkeitsschutz eine bituminöse Abdichtung und eine Aluminiumabdeckung, die zugleich den optischen Abschluss bildet. "Mit dieser komplett neuen Eigenentwicklung einer ‚Dämm-Attika‘ erreichen wir ausreichend Stabilität und gleichzeitig gute Dämmwerte", erläutert August Karpenstein (Bauleitung GWG).

Anne Fingerling

Den ausführlichen Artikel lesen Sie in Ausgabe DDH 1+2.2012.

zuletzt editiert am 14. Januar 2021