Steigende Energiepreise und eine zunehmende Tendenz zum Eigentümerwechsel von Flachdachbungalows der sechziger Jahren werfen die Frage nach der richtigen Sanierung der Dächer auf. Wir beschreiben die Ausführung mit einem Plusdachsystem.
Als Plusdach wird eine Konstruktion bezeichnet, bei der einem vorhandenen alten Warmdach ein zusätzliches Umkehrdach nach DIN 4108-2, Abschnitt 5.3.3, aufgesetzt wird. Im dargestellten Sanierungsbeispiel war die Bitumenabdichtung eines Wohnhauses bereits Anfang der neunziger Jahre mit einer Dachabdichtung aus Kunststoffbahnen erneuert worden. Die angrenzende Schwimmhalle wurde 1975 nachträglich mit einem Stahltrapezprofildach überdeckt. Dieses hat außenseitig eine bekieste, zweilagige Bitumenabdichtung auf einer vierzig Millimeter dicken Styropor Dämmschicht und ist innenseitig mit einer abgehängten, offenen Holzdecke bekleidet. Als erste Maßnahme zur energetischen Sanierung wurde das Schwimmbecken außer Betrieb genommen und zukünftig als Wintergarten genutzt. Der ehemalige Gasbrenner für Heizung und Brauchwasser wurde durch ein modernes Brennwertgerät ersetzt. Diese beiden Maßnahmen haben die jährlichen Kosten für Gas - ohne weitere bauliche Maßnahmen - um zwei Drittel reduziert.
Auf dem Wohnhaus wurde die Dachabdichtung abschnittsweise vom Kies freigelegt, die Funktionstüchtigkeit der circa zehn Jahre alten Dachhaut überprüft und zur Sicherheit im Bereich des Kamins der Übergang vom Dach zur Aufmauerung umlaufend mit einer selbstklebenden Abdichtungslage erneuert. Auf die sauber abgekehrte Dachabdichtung wurden Styrodur 3035-CS-Platten der BASF in einhundert Millimeter Dicke nach dem sogenannten Umkehrdachprinzip aufgebracht. Bei dieser Konstruktion werden Polystyrol-Extruderschaumplatten (XPS) mit Stufenfalz auf die Dachabdichtung verlegt. Der Dämmstoff ist damit sämtlichen Witterungseinflüssen direkt ausgesetzt, schützt aber so umgekehrt die Dachabdichtung vor der Witterung. Seine Geschlossenzelligkeit, sein einfacher Zuschnitt mit Holzbearbeitungswerkzeugen und die leichte Verlegung machen das Umkehrdach mit extrudiertem Polystyrolhartschaum zur witterungsunabhängigen Sanierungslösung für jedes Flachdach.Auf der Dämmung wurde Lutradur 6613, ein diffusionsoffenes Polyestervlies der Firma Freudenberg Vliesstoff mit einem Flächengewicht von circa 130 g/m² verlegt. Das thermisch verfestigte Filamentvlies verhindert, dass Feinteile aus dem Kies unter die Wärmedämmung gelangen und so die Dachabdichtung beschädigen können. Im Randbereich der Dachfläche wurden Rasengittersteine zur Windsogsicherung und als Aufstockung des Flachdachrandes verlegt. Auf die Erhöhung der Attika mit neuer Unterkonstruktion und neuer Blechverwahrung verzichtete man aus Kostengründen bewusst. Die Rasengittersteine dienen hier auch als Begrenzung für den Kies, der generell zum Schutz gegen Windsog, UV-Strahlung, Flugfeuer und strahlende Wärme aufgebracht werden muss.
Auf dem Dach der Garage und dem Carport war die alte Bitumenabdichtung bereits mit einer Abdichtung aus Kunststoffbahnen überdeckt. Auch hier konnte ohne weitere Maßnahmen das gleiche Umkehrdach mit XPS aufgebracht werden. Der vorhandene Kies war mit huminösen Bestandteilen durchsetzt und wurde deshalb vor Ort zur Wiederverwendung gesiebt. Extrudierte Polystyrolhartschaum-Platten auf einer unbeheizten Garage sparen keine Energiekosten, sind aber sinnvoll, weil die Wärmedämmplatten im Sommer das Garageninnere angenehm kühl halten und die Dachabdichtung vor Hitze, Kälte und Hagel schützen. Deshalb ist die Lebenserwartung der Abdichtung um ein Vielfaches höher als ohne schützende Dämmschicht. Für die Abdichtung der Leichtdachkonstruktion wurde mit O.C.-Plan 3020 eine schwarze, bitumenverträgliche Dach- und Dichtungsbahn der Firma Polyfin aus Ethylen-Copolymer-Bitumen (ECB) gewählt. Auf die neu abgedichtete Halle wurde der gleiche XPS-Dämmstoff aufgebracht, wie beim Haupthaus und der Garage mit dem gleichen Polyestervlies belegt und danach mit dem Kies überdeckt. Es muss betont werden, dass die Halle zuerst vom Kies gänzlich befreit wurde, da die Statik des Stahltrapezprofildaches nicht für aufgeschüttete Kieslasten ausgelegt war. Am Rand der Halle sind umlaufende, massive Stahlträger als statisches Traggerüst vorhanden, die die zusätzliche Last der Rasengittersteine aufnehmen.
Energetische Dimensionierung
Gemäß der Energieeinsparverordnung (EnEV) ist der Eigentümer eines Gebäudes verpflichtet, bei Umbau und Erneuerungsarbeiten im Dachbereich ein bestimmtes Wärmeschutzniveau zu erreichen. Bei Flachdächern wird laut EnEV, Abschnitt 4.2 Flachdächer, ein maximaler Wärmedurchgangskoeffizient Umax für Wohngebäude von 0,25 W/(m²·K) gefordert. In den der Sanierung folgenden Sommer- und Winterperioden wurden Temperaturmessungen im Haus und in der Dachkonstruktion vorgenommen. Die Ergebnisse waren dabei sehr zufriedenstellend. Anhand der Temperaturskizzen wird deutlich, dass der gewählte Dämmstoff die Dachabdichtung vor Hitze und Kälte schützt. Auch bestätigen sie anschaulich, dass Plusdach-Konstruktionen nicht nur die Heizkosten reduzieren, sondern auch die Lebensdauer des Flachdachs verlängern.
Peter J. Klepper