Fassade: Eine etwas ungewöhnliche Verwandlung nahm das Einfamilienhaus in Bornheim. Statt des einfachen Satteldaches erheben sich mehrere Kuben auf dem Erdgeschoss, die das Team der Thomas Urbach Dachtechnik mit 4 mm starken Aluminium-Verbundplatten bekleidete. Zuschnitt und Kantung der schwer entflammbaren, gut viereinhalb Quadratmeter großen Platten erfolgte vor Ort.
Als ob Bauklötze so lange hin- und hergeschoben, ineinandergesteckt oder aufgetürmt worden wären, bis sie harmonisch zueinander passten, so wirkt auf den ersten Blick das Wohn- und Geschäftshaus des Architekten Jens-Peter Gütig in Bornheim bei Bonn.
Klinker verwertet
Dass es sich dabei um ein umfunktioniertes und ein um- und zu Teilen neu gebautes Haus handelt, merkt man auch auf den zweiten Blick kaum. Dabei stammt die erste Bauphase schon aus dem Jahr 1977, als das Haus als in der Region ganz typisches Wohnhaus aus einem Erdgeschoss mit einem nicht ausgebauten Satteldach darauf errichtet wurde. Das mit Backsteinen verklinkerte Erdgeschoss mit Garage gibt also den alten Originalbestand wieder. Die Klinkersteine der alten Giebelseiten wurden beim Abriss aber nicht entsorgt, sondern dienen heute neu als Brüstung für die Loggia, Erhöhung der neuen Attiken oder Bekleidung von Betonwänden in den Innenräumen. Im Jahr 2022 erfolgte in 8 Monaten die Aufstockung des Hauses um zwei Geschosse, nachdem Dach und Giebelseiten des alten Hauses abgetragen waren. Heute verfügt das Haus über etwa 450 Quadratmeter Wohn- und Arbeitsfläche. Das Erdgeschoss dient bis heute als Wohnung für die Schwiegereltern des Architekten. In den beiden neuen Stockwerken sind jedoch die Büros und Besprechungsräume für die sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Architekturbüros untergebracht. Allerdings achtete der Bauherr schon beim Bau darauf, dass man jedes Stockwerk für sich in fernerer Zukunft auch als komfortable vermietbare Wohneinheit nutzen kann.
Statik nachgebessert
Den Abschluss nach oben bildet hinter einer knappen Attikazone ein Flachdach, das auf einer Betonunterkonstruktion mit Bitumendampfsperrbahn, Polysterol-Gefälledämmung und einer Sika Sarnafil-Dachbahn versehen ist. Darauf ist eine Photovoltaik-Anlage angebracht. Für den im Vergleich zur umliegenden Bebauung ungewöhnlichen Bau musste allerdings die Statik des alten Hauses nachgebessert werden. Aus diesem Grund wurden im Kellergeschoss einige Pfeiler zur Verstärkung eingezogen. Die Mauerwerkswände bestehen aus Porenbeton, und die Decken im Innenraum wurden als Sichtbetondecken ausgeführt. Beheizt wird das Haus mit einer Luft-Wärmepumpe, wie man an den auf dem Dach der (zum alten Hausbestand gehörenden) Garage aufgestellten Systembestandteilen unschwer erkennen kann.
Zuschnitt auf der Baustelle
Was das Haus nun so ungewöhnlich macht, sind die aufgetürmten beiden Geschosse; denn sie kragen vor, und zwar nicht zentrisch und nicht mit gleichen Maßen. Geschickt sind Loggien, Balkone und Terrassen und Treppenaufgänge darin „versteckt“. Unterstützt wird dieser architektonische Entwurf durch die Bekleidung der Obergeschosse mit Aluminium-Verbundplatten, und zwar je nach Geschoss in drei verschiedenen Farben: im ersten Geschoss in den Farben Hausgrau und Hausgrau Pearls, im zweiten in der Farbe Weiß. Die Verbundplatten wurden in Standardmaßen an die Baustelle geliefert und erst dort vom Dachdecker nach Maß zugeschnitten, um auf die Vorgaben des Rohbaus genau eingehen zu können. Die Verlegearbeiten wurden mit höchster handwerklicher Expertise durchgeführt vom Unternehmen Thomas Urbach Dachtechnik in Lohmar. Betrachtet man die Präzision der sensiblen Bereiche wie Kanten, Ecken, Fugen, erweist sich nicht nur für den Laien schnell die Meisterschaft der Arbeit.
Geschlossene Kante
Die Verbundplatten wurden auf einer hinterlüfteten Holz-Unterkonstruktion mit 8 mm offenen Fugen, unter Berücksichtigung von Fest- und Gleitpunkten, mittels Fassadenschrauben befestigt. Die Stoßflächen mit einer Auflage von 100 mm wurden mit einem EPDM-Fugenband vor eindringender Feuchtigkeit gesichert. Auffallend ist nun, dass um die Mauerkronen, sofern sie keine separate Mauerabdeckung erhielten, und die Attikazone herum die Bleche auf der Rückseite eingefräst wurden, um sie dann aus einem Stück zu kanten, was einen erheblichen handwerklichen Aufwand bedeutete, aber den sehr geschlossenen Eindruck des Gebäudes deutlich erhöht. Das erfolgte nicht nur in vertikaler, sondern auch in horizontaler Richtung, sodass die Eckbleche mehrmals gekantet wurden. Auf diese Weise legt sich tatsächlich gewissermaßen eine Haut um das Haus. Die ausgefallene Form und die extravagante Bekleidung mit je nach Geschoss verschiedenfarbigen Verbundplatten verschaffen dem Bau ein exklusives, edles Aussehen. Ein (allerdings großes) „Schmuckkästchen“!




