Solar Dach Projekt Edeka Markt in Bonndorf
Rolf Enderlin (links) bei der Abnahme Projekt Edeka-Markt in Bonndorf, rechts Projektleiter des Bauherren, Christian Locher. (Quelle: SW-Dach)

Porträts 28. August 2023 „Wir denken das Dach von unten nach oben“

Solar: Wenn Dachdecker eine Unterkonstruktion entwerfen, dann sind Tüftler am Werk, die Sachen gerne selber in die Hand nehmen. Lesen Sie, warum das eigene Solar-System Tratec den Erfolg der SW-Dach aus Herbolzheim begründet und warum Rolf Enderlin immer einen Fußball im Auto dabeihat.

Schon 2005, als das Unternehmen den ersten Solar-Boom fast verschlafen hatte, entwickelte Rolf Enderlin mit seinem damaligen Partner Ralf Wicklein das System Tratec, eine Flachdach-Lösung, ohne die Abdichtung zu belasten. Tratec ist eine Unterkonstruktion welche direkt und nur auf dem Tragwerk befestigt wird. „Im Grunde entstand das Produkt aus einer Unzufriedenheit von Kunden, die mit ihren Wünschen auf uns zu kamen. Wir haben uns viele Lösungen angeschaut und kaum eine hat uns überzeugt. Das waren vor allem aus statischer Sicht abenteuerliche Konstruktionen“, so Enderlin. Also setzte sich das Handwerkerteam bei SW Dach zusammen und entwarfen Tratec. Beim ersten Pilotprojekt musste die Statik noch nachjustiert werden, doch bald war das Produkt fertig, wurde 2008 patentiert und ist seitdem eine Erfolgsstory. „Bei PV denken wir das Dach von unten nach oben“, lächelt der Geschäftsführer.

Zusammenschluss mit Hanebutt

Mittlerweile gehört SW Dach zur Hanebutt Gruppe aus der Nähe von Hannover. Dem größten Dachdecker Deutschlands gefällt die dachverträgliche Lösung, deshalb sollen auch im Norden Anlagen mit Tratec realisiert werden. Und seit knapp zwei Jahren ist die Nachfrage nach sicheren, belastbaren PV-Systemen auf dem Flachdach enorm gestiegen, das spielt SW Dach natürlich in die Karten. Hinzu kommt die Solarpflicht, die seit diesem Jahr in einigen Bundesländern wirksam ist. „Wir stellen fest, viele wollen. Aber es gibt tatsächlich zu wenige Firmen, die aktuell fachgerecht Solar-Anlagen einbauen können“, ergänzt Dirk Bührer, als Projektleiter verantwortlich für den Solar-Bereich. Aktuell steht, wegen den gestiegenen Stromkosten, der Eigenverbrauch eher im Focus als damals die Einspeisevergütungen. Doch Enderlin ist zu sehr Handwerker, wenn er die Lage einschätzt. Hier kommt keine Euphorie auf, sondern sachlicher Pragmatismus. „Leider befürchten wir, dass durch die große Nachfrage und den Bedarf speziell auf großflächigen Flachdächern wieder viele Systeme auf dem Markt kommen und teils bereits sind, die für die Dachflächen weder nachhaltig noch den Fachregeln für Dächer mit Abdichtungen entsprechen. Und ich muss es leider sagen: In Gesprächen mit anderen Dachdeckern herrscht oft noch der Tenor – „mit Solar lass mich in Ruhe“, sagt Enderlin. „Viele Dachdecker reagieren auf Anfragen von Bauherren – und dann geht meist erst die Suche nach einem Elektriker vor Ort los“, ergänzt Bührer.

Unterkonstruktion Tratec
Die Unterkonstruktion Tratec im Aufbau. Hier werden final noch PV-Module montiert mit einer Anlagenleistung von knapp 700 kWp. (Quelle: SW-Dach)

Viel Input durch den PV-Manager

Das Thema Solar offensiv angehen und sich mit guten Argumenten auf ein Beratungsgespräch vorbereiten – das ist auch Teil des Lehrgangs PV-Manager, des BBZ Mayen, bei dem sich bisher schon rund 5 Mitarbeiter angemeldet haben. Vom guten, hilfreichen Input profitierten die Dachdecker. „Unser Mitarbeiter war vom Lehrgang PV-Manager in Mayen begeistert. Es haben sich so viele Fragen gelöst, das war schon erstaunlich. Er kam nach Hause und sagte: „Gib mir ein Dach, ich plane jetzt eine PV-Anlage“.

Wenn bei SW Dach eine Flachdach-Sanierung ansteht, sprechen die Mitarbeiter die Kunden selbstverständlich auf das Thema Solar an. Und hier kann dann mit  Tratec das passende Produkt zum Einsatz kommen, das keine Flächenlast abbildet, sondern nur das Tragwerk beeinflusst.

Immer mit Leckage-Vlies unter der Abdichtung

Da sich die Anfragen bei Flachdach-Sanierungen häufen, lassen sich die Dachdecker das aufwändige Angebot etwas kosten: „Das ist dann umfangreich und aussagekräftig, inklusive statischem Nachweis, Berechnungen und seit neuestem auch immer mit Leckage-Vlies unter der Abdichtung. Damit hat der Bauherr eine gute Grundlage, ob sein Dach PV geeignet ist oder nicht“, so Enderlin.

Um die Abläufe des rund 100 Mitarbeiter starken Unternehmens besser zu koordinieren, hat SW Dach vor rund 10 Jahren eine eigene App in Auftrag gegeben. Seitdem sind alle Systeme in Sachen Kommunikation und Kalkulation nahtlos miteinander verknüpft. Die Firmengröße erlaubt es, dass der Dachdecker seine Mitarbeiter im ganz anderen Maße fördert, als es ein 3-Mann Betrieb je könnte. Zum Beispiel gehören E-Scooter, eine Ausbildungs-Akademie, oder das Fitness-Studio zum Angebot und zur Mitarbeiterbindung dazu.  

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in DDH 11.2023.

zuletzt editiert am 28.08.2023