saniertes hellgraues Mehrfamilienhaus mit Walmdach eingedeckt mit Ziegeln, mit Photovoltaikanlage
Gehören zusammen: die energetische Dachsanierung und die Installation einer PV-Anlage. (Quelle: Michael Zimmermann)

Solar 2024-06-10T12:40:14.508Z Das Power-Duo

Serie PV: Nur Dachdeckerbetriebe sind die richtigen Ansprechpartner, wenn es um die Kombination engergetischer Dachmodernisierung und Installation von PV-Anlagen geht. Das Betätigungsfeld birgt ungeheures Potenzial: für Auftraggeber, Auftragnehmer und den Klimawandel.

Das energetische Potenzial unserer Dächer ist auch der Politik nicht verborgen geblieben. Deshalb steht die energetische Modernisierung nun im Fokus der Gesetzgebung. Die Einführung einer Photovoltaik-Pflicht (PV-Pflicht) bei grundlegenden Dachsanierungen ist ein Ergebnis dieser Entwicklung. Seit 2023 gilt diese Pflicht in einigen Bundesländern bereits und könnte in Zukunft bundesweit eingeführt werden.  

Zweifach-Nutzen am Dach

Bislang schützten Dächer in erster Linie vor der Witterung und waren weiterhin dafür verantwortlich, dass die Wärme im Haus bleibt, und sorgten gleichzeitig dafür, dass Hitze und Lärm draußen blieben. Doch mit der Energiewende haben sie eine neue, doppelte Funktion erhalten: Sie müssen Transmissionswärmeverluste durch die Gebäudehülle reduzieren, um CO2-Emissionen zu senken, und versiegelte Flächen für klimaneutrale Solarkraftwerke zur Verfügung stellen. Eine Studie des Forschungsinstituts für Wärmeschutz (FIW-München) aus dem Jahr 2021, in Auftrag gegeben vom Zentralverband des deutschen Dachdeckerhandwerks und dem Bundesverband der deutschen Ziegelindustrie, zeigt die Synergieeffekte und das Potenzial dieser Maßnahmen auf. Deutschland verfügt über zahlreiche Dächer, die den heutigen Anforderungen an Energieeffizienz nicht gerecht werden. Rund 4 Millionen Dächer von Ein- und Zweifamilienhäusern entsprechen nicht einmal den Mindestwärmeschutzstandards. Weitere 6,5 Millionen Dächer wurden nur minimal modernisiert und sind energetisch auf dem Stand der Wärmeschutzverordnung von 1977 oder 1984. Bis spätestens 2045 soll der Großteil dieser Dächer energetisch modernisiert sein. Das würde die aktuelle Sanierungsquote von unter 1 % auf 2,5–3 % erhöhen und die CO2-Emissionen im Gebäudebereich allein durch das Dach um 25 % gegenüber dem aktuellen Stand reduzieren. Das entspricht den Zielen des jüngst verabschiedeten Klimaschutzgesetzes der Bundesregierung, das den Wärme- und Gebäudesektor bis 2045 klimaneutral machen soll. 

Sanierungsquote: 1/2 Million Gebäude pro Jahr

Von den rund 19,3 Millionen Wohngebäuden in Deutschland sind nur etwa 13 % ohne Sanierungsbedarf. 36 % sind komplett unsaniert und weitere 51 % nur teilsaniert. Das bedeutet, in den nächsten 20 Jahren müssten etwa die Hälfte aller Gebäude energetisch modernisiert werden, was eine jährliche Sanierungsrate von circa 500.000 Gebäuden erfordern würde. Besonders problematisch sind die ungedämmten Dächer, die erhebliche Wärmeverluste zulassen und Gebäude anfällig für Hitze und Lärm machen. Energetisch gut gedämmte Dächer tragen erheblich zum Wohlbefinden und zur Gesundheit der Bewohner bei. Sie schaffen ein angenehmes Raumklima, indem sie Hitze und Lärm abhalten und die gewünschte Temperatur im Gebäude halten. Eine effiziente Dämmung senkt somit den Energieverbrauch und schafft ein gesünderes und komfortableres Wohnumfeld.

Tortengrafik über den Gebäudebestand in Deutschland in Bezug auf die energetische Sanierung
Etwa die Hälfte der in Deutschland bestehenden Gebäude müssen in den nächsten Jahren energetisch saniert werden. (Quelle: Michael Zimmermann)

Bis Januar 2024 wurden in Deutschland insgesamt rund 82,2 Gigawatt (GW) Photovoltaik-Anlagen installiert, was etwa 3,7 Millionen PV-Anlagen entspricht. Mehr als zwei Drittel dieser Anlagen befinden sich auf Dächern. Private Wohnhäuser machen circa 50 % der installierten PV-Leistung aus, während 18 % auf Gewerbedächern installiert sind. Obwohl mittlerweile etwa 270.000 Balkonkraftwerke existieren, tragen sie aufgrund ihrer geringen Leistung nur etwa 2 % zur neu installierten PV-Leistung bei. PV-Anlagen auf Freiflächen haben einen Anteil von etwa 30 %. Einige dieser Anlagen stammen noch aus der Hochsubventionszeit Anfang der 2000er-Jahre, sodass bei vielen PV-Anlagen bald die Einspeisevergütungen auslaufen und die Dachflächen dann wieder für neue PV-Anlagen zur Verfügung stehen.  

Synergieeffekte auf dem Dach

Die Zahl der Arbeitsplätze in der PV-Branche hat sich seit 2018 von rund 42.000 auf 84.100 mehr als verdoppelt, wobei die Branche 2010 insgesamt etwa 151.600 Beschäftigte hatte. Dieser wachsende Markt bietet eine große Chance für das Dachdeckerhandwerk, das durch die steigende Nachfrage nach PV-Anlagen direkt von diesem Wachstum profitieren kann. Denn allein im Jahr 2023 wurden rund 14,8 GW an PV-Anlagen installiert, was fast 1 Million neuer Anlagen entspricht. Nach einer Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin sollten in Deutschland bis 2030 bis zu 400 GW PV-Leistung montiert werden. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sieht vor, bis dahin 200 GW auf Freiflächen und weitere 200 GW auf Dächern zu installieren. Diese Zahlen verdeutlichen das enorme Potenzial und die Synergieeffekte, die durch die Kombination von Dachsanierung und der Installation von PV-Anlagen entstehen. Das Dachdeckerhandwerk spielt eine bedeutende Rolle bei der Umsetzung der Energiewende und sichert sich dadurch eine positive und nachhaltige Zukunft. 

Interesse an PV-Anlagen und Wettbewerb um Fachkräfte

Das Interesse an PV-Anlagen in der deutschen Bevölkerung wächst kontinuierlich. Die Notwendigkeit, in den nächsten 20 Jahren etwa die Hälfte der Gebäude und Dächer in Deutschland energetisch zu modernisieren, bedeutet zugleich, dass ungefähr 50 % der Dächer in einem „einigermaßen angemessenen“ Zustand für die Installation von PV-Anlagen zu bringen sind. In Verbindung mit den Neubauten und der Montage von PV-Anlagen bei energetischen Modernisierungen lässt sich das große Potenzial des „neuen“ PV-Marktes erkennen. Der Markt für erneuerbare Energien zieht aber nicht nur Dachdeckerbetriebe, sondern auch neue Anbieter und Dienstleister an, die nicht aus dem Handwerk stammen. Dadurch entsteht ein doppelter Wettbewerb: nicht nur um die Aufträge für PV-Anlagen, sondern auch um Fachkräfte und Nachwuchstalente. Gerade für junge Menschen ist das neue Betätigungsfeld der erneuerbaren Energien von großer Bedeutung und kann ihre Berufswahl maßgeblich beeinflussen. Deshalb ist es wichtig, sich rechtzeitig in diesem Wachstumsmarkt zu positionieren. 

Beste Energie ist gesparte Energie! 

Getreu diesem Motto führt das Dachdeckerhandwerk seit vielen Jahren erfolgreich energetische Sanierungen bei Steil- und Flachdächern durch. Die notwendige Erhöhung der Sanierungsquote wird den Sanierungsmarkt zusätzlich beflügeln. Aufgrund der aktuellen Energiepreise sind die Einsparungen durch eine effizientere Dämmung so hoch, dass sich eine komplette Dachsanierung oft innerhalb von 20 Jahren amortisieren kann. Eine energetische Dachmodernisierung schafft auch ein wohngesundes Raumklima unter dem Dach. Die Erzeugung von umweltfreundlichem Solarstrom auf einem vorher sanierten Dach ist für viele Hausbesitzer die ideale Kombination. 

Die steigende Nachfrage nach Energieeinsparungen und zusätzlicher Energieerzeugung bei Bestandsgebäuden wird begleitet von einem stagnierenden Neubausektor. Dies liegt teilweise an politischen Maßnahmen, da der Gebäudebestand das höchste Potenzial für energetische Einsparungen bietet. Das Gebäudeenergiegesetz und die strikte Verknüpfung von Bauvorhaben mit energetischen Vorgaben beim Neubau sorgen für zusätzlichen Druck auf den Markt. 

Die Überlegenheit des Dachdeckerhandwerks 

Obwohl politisch gesehen die Wärmepumpe bei der Förderung energetischer Maßnahmen aufgrund ihrer hohen Effizienz an erster Stelle steht, folgt unmittelbar danach die energetische Sanierung der Gebäudehülle. Diese sorgt für erhebliche Energieeinsparungen, da schlecht gedämmte Dächer einen Großteil der Heizenergie entweichen lassen. Angesichts der mangelhaften Energiebilanz vieler Gebäude in Deutschland ist die Sanierung des Gebäudebestands für die Installation von PV-Anlagen von größter Bedeutung. 

In der Kombination aus Dachsanierung und PV-Anlagen kann das Dachdeckerhandwerk seine Überlegenheit als einer der wichtigsten Klimaberufe deutlich ausspielen. Die Öffentlichkeit erkennt die Dachsanierung klar als Aufgabe des Dachdeckerhandwerks an. Bei PV-Anlagen auf Bestandsdächern ist dies jedoch (noch) nicht immer der Fall. Daher wird es für regional tätige Dachdeckerunternehmen entscheidend sein, ihre Kompetenz im Bereich Dacharbeiten auf die Montage von PV-Anlagen zu übertragen. Hierbei kann die Berufsorganisation umfassend unterstützen, um diese zentrale Rolle der Dachdecker in der Öffentlichkeit zu festigen und sicherzustellen, dass das Dachdeckerhandwerk seine Position als Experte für beide Bereiche weiter ausbaut. 

Dämmen überflüssig? 

Diese Diskussion wird immer wieder geführt, häufig auch von politischen Entscheidungsträgern, denen jedoch öfters die fachliche Kompetenz in diesem Bereich fehlt. Erneuerbare Energien sind bereits heute eine wichtige Wärmequelle, die es uns ermöglicht, unsere Häuser umweltfreundlicher zu beheizen. Dennoch sind Ressourcen wie Holz, Strom für Wärmepumpen oder Biogas weder unbegrenzt noch kostenlos verfügbar. Auch Solarenergie kann in ungedämmten Gebäuden nur einen kleinen Teil des Wärmebedarfs decken. Deshalb müssen erneuerbare Energien effizient eingesetzt werden. Es ist klar, dass allein erneuerbare Energien ein altes Gebäude nicht in ein Effizienzhaus verwandeln können. Um Energieverbrauch und Kosten nachhaltig zu reduzieren, ist es wichtig, das gesamte Haus im Blick zu behalten. Ein optimaler Mix aus gedämmter Gebäudehülle, effizienter Anlagentechnik und der Nutzung erneuerbarer Energien ist entscheidend.  

Kompetente Experten sind gefragter denn je!

Energieeffizientes Modernisieren, insbesondere bei Dächern, ist ein komplexes Vorhaben, das hohe Anforderungen an uns Dachdecker stellt. Wir wissen aus Erfahrung, dass Photovoltaik-Anlagen über 30 Jahre hinweg Energie liefern können, während hochwertig ausgeführte Dächer denselben Zeitraum zuverlässig überdauern. Die logische Konsequenz ist, bei der Installation von PV-Anlagen in Bestandsgebäuden auch eine energetische Dachmodernisierung in Betracht zu ziehen. 

Diese Kombination eröffnet eine Welt von Möglichkeiten: Ein gut gedämmtes Dach sorgt für maximale Energieeinsparung, während die PV-Anlage jahrzehntelang saubere Energie liefert. Sie erfüllt die Wünsche unserer Kunden nach Nachhaltigkeit, Energieeinsparung, wohngesundem Raumklima und zukunftsfähiger Energieerzeugung für Komfortstrom, Raumwärme und Elektromobilität. Durch die Wertsteigerung, die diese Maßnahmen mit sich bringen, wird dies zur wirtschaftlichsten Investition in eine nachhaltige Zukunft und zur besten Entscheidung für Gebäudeeigentümer. 

Wir stehen an einem Wendepunkt: Dachsanierung und PV-Anlagen sind nicht nur ein Auftrag, sondern eine Bewegung. Gemeinsam schaffen wir klimafreundliche Gebäude, die Komfort, Effizienz und Wertsteigerung vereinen. Die Investition in eine nachhaltige Zukunft ist sinnvoll und wirtschaftlich, und es liegt in unserer Hand, sie für uns und unsere Kunden zu gestalten.

zwei Dachdecker auf einem Ziegeldach bei der Montage einer Photovoltaikanlage
Dachdecker sind Klimaretter, das sollte auch bei der Nachwuchswerbung helfen. (Quelle: Michael Zimmermann)
zwei Dachdecker vor untergehender Sonne auf Flachdach mit Photovoltaikanlage
Etwa die Hälfte der installierten Photovoltaikmodule befinden sich auf privaten Dächern, 18 % auf gewerblichen Dachflächen. (Quelle: Michael Zimmermann)
zuletzt editiert am 10. Juni 2024