Die Broschüre DDH Dachwissen erläutert alles zum Thema Ladungssicherung.
Die neue Ausgabe von DDH Dachwissen erläutert alles zum Thema Ladungssicherung. (Quelle: DDH)

Ladungssicherung 2025-01-21T09:54:09.189Z Techniken, Fliehkräfte, Tipps

Gasflaschen, Zurrgurrte und dann noch die ganzen Verordnungen. Wir erläutern, was Dachdecker*innen bei der Ladungssicherung beachten müssen, welche Systeme erlaubt sind – und welche nicht.

Vorwort

Ladungssicherung schützt die Mitarbeiter*innen auf und bei der Baustelle, andere Verkehrsteilnehmer*innen und das Material auf der Pritsche.

Ab wann ist Ladung sicher?

Die Ladung ist erst dann sicher, wenn sie sich bei Bremsvorgängen, Beschleunigungsvorgängen oder Kurvenfahrten nicht mehr bewegt und das Fahrzeug durch die Gewichtsverteilung nicht ungünstig beeinträchtigt. Um nicht nur die Ladung zu sichern, sondern auch das Fahrverhalten des Kraftfahrzeuges zu berücksichtigen, sollten Lasten mittig auf Achshöhe verteilt werden, damit eine Schieflage des Fahrzeuges vermieden werden kann.

Wer ist für die Ladungssicherung verantwortlich?

-Der Verlader (Disponent, Lehrling, Geselle usw.)

-Der Fahrzeugführer: Dieser hat die Pflicht, den sicheren Stand der Ladung zu kontrollieren.

-Der Unternehmer: Dieser hat die Pflicht, den sicheren Stand der Ladung zu kontrollieren.

Was packe ich in meinen Ladungssicherungskoffer?

- Zurrgurte

- rutschhemmende Unterlagen, z. B. Bautenschutzmatten

- Kantenschutz

- Zurrpunkte oder Anschlagspunkte müssen vorhanden sein

- Hilfsmittel, um nicht vermeidbare Lücken zu schließen und somit einen Formschluss zu erzeugen.

Welche Ladungssicherungsverfahren gibt es?

- Das Kraftschlussverfahren: Bei diesem Verfahren wird die Ladung mit Hilfe von Zurrgurten an den Boden der Ladefläche gepresst. Dabei entsteht ein hoher Anpressdruck, so dass die Ladung sich nicht mehr bewegt. Zur Unterstützung der Rutschfestigkeit bietet es sich an, eine Bautenschutzmatte unter der Ladung zu platzieren.

Eine Ziegelpallette wird mit dem Kraftschlussverfahren der Ladungssicherung befestigt. Die Kanten der Ziegel werden durch einen Orangen Kantenschutz protektiert.
- Das Formschlussverfahren: Mit dem Formschlussverfahren ist gemeint, dass die Ladung rund umlaufend von anderer Ladung, Fixierungselementen oder Lückenfüllern eingekesselt wird. Dieses formschlüssige Verladen der Ladung bewirkt, dass die Ladung sich nicht durch Rutschen oder Umkippen von der Stelle bewegen kann und sicher an Ihrem Platz stehen bleibt. Eine Kombination aus Kraftschluss und Formschluss ist z. B. bei leichter Ladung zu empfehlen. Diese kann durch ihr geringes Gewicht folglich nicht mehr „hüpfen“ und sich auch nicht nach links, rechts, vorne oder hinten bewegen. (Quelle: Kraftschluss Ziegelpalette)
Auf einem LKW-Anhänger wird ein PKW-Anhänger Verladung und im Formschlussverfahren gesichert.
Formschluss mal etwas größer (Quelle: Formschluss an einem Anhänger)

Was muss ich bei Zurrgurten beachten?

Vorab müssen Sie wissen, was Sie mit dem Zurrgurt sichern möchten, und wie schwer die Ladung ist. Zurrgurte haben verschiedene Dicken und Breiten sowie auch verschiedene Belastungsklassen. Die Eigenschaften, die ein Zurrgurt mitbringt, stehen auf dem Produktetikett am Gurt. Auf dem Etikett sind wichtige Informationen hinterlegt, wie die Herstellerangabe und die Kräfte, die er halten kann. Diese Kräfte werden in der Einheit daN angegeben. Wichtig dabei: Die maximale Belastungsgrenze darf nicht überschritten werden. Es ist sogar zu empfehlen, dass Sie besser einen Puffer mit einrechnen und eher einen überdimensionierten Zurrgurt zu wählen, als einen der gerade so an der Grenze seines Könnens liegt.

Vorsicht: So geht es nicht:

Ein Zurrgurt wird nicht sachgemäß zur Ladungssicherung verwendet.
so geht es nicht (Quelle: Zurrgurt falsch verwendet)

Zurrgurt Etiketten zeigen die größen an die der Zurrgurt im Maximalbereich halten kann, dies ist auf dem Bild zu erlesen.
Produkt Etikett einer Zurrgurtes (Quelle: Zurrgurtetikett)

Was gibt es über Zurrpunkte zu wissen?

Zurrpunkte haben genau wie Zurrgurte eine maximale Belastungsgrenze. Wie zuvor erläutert, wird diese in daN angegeben. Bei den Zurrpunkten gibt es jedoch keine Markierungspflicht direkt am Zurrpunkt. Um die maximale Belastung eines Zurrpunktes herauszufinden, müssen Sie in die Betriebsanweisung des Fahrzeuges schauen. Dort ist die Angabe hinterlegt.

An einem Zurrpunkt ist ein Zurrgurt befestigt, der wiederum die Ladung sichert.
Versenkter Zurrpunkt im Pritschenbereich (Quelle: Zurrpunkt)

In dem Bereich der Ladungssicherung spricht man von der Einheit daN. Diese spiegelt - vereinfacht betrachtet - die Einheit kg wieder.

Ein Beispiel dafür:

Dei Tabelle zeigt Beispielhaft auf wie mit der Einheit daN zu verfahren ist.
Mit dieser Tabelle kann man sich leicht vorstellen, dass wenn 500 kg Ladegewicht auf der Ladenfläche lasten, entsprechenden Fliehkräfte durch Bremsen, Beschleunigen oder das Fahren durch Kurven auftreten. Die Fliehkräfte werden in den verschiedenen Bewegungen mit Faktoren unterschieden, z.B. 08 FG.
Hier ein Beispiel für die Anwendung: (Quelle: Gewichtskraft Umrechnung daN)
Die Grafik zeigt mit wie viel Gewichtskraft die Ladung sich bewegen möchte bei entsprechender Richtung z.B. Bremsen
Gewichtskraft verbildlicht (Quelle: Fliehkraft Grafik)

Wie treffe ich die richtige Wahl der Sicherung?

Sie müssen sich als Fahrer bewusst machen, was für eine Art der Ladung zu sichern ist und wie schwer diese ist. Demnach sollten Sie entscheiden, ob ein Kraftschluss- oder ein Formschlussverfahren angewandt werden muss. Sind Zurrpunkte vorhanden? Wenn ja, sind es auch die richtigen Zurrpunkte in der richtigen Anzahl? Sind Möglichkeiten vorhanden, eine Plane zu benutzen oder eine andere Art des Formschlusses umzusetzen? Nach Abgleich dieser Ist-Situationen hat der Verlader/Transporteur die Aufgabe, den passenden Zurrgurt zu wählen. Bei der Wahl des passenden Zurrgurtes kommt es auf die daN-Angabe an. Denn diese drückt vereinfacht aus, wie viel Gewicht der Zurrgurt am Platz fixieren kann, ohne zu reißen.

Als Merksatz gilt: Zurrgurte sind so zu wählen, dass die daN-Angabe, die mit kg in der Einheit gleich zu nehmen ist, deutlich über dem Gewicht der Ladung liegt.

Ein Aufsitzrasenmäher wird auf der Ladefläche einer Pritsche mit Zurrgurten gesichert
Individuelle Ladungssicherung (Quelle: Ladungssicherung eines Aufsitzrasenmähers)

Gasflaschen müssen gesichert werden!

Gasflaschen gehören fast immer zur Grundausstattung und gelten als Gefahrenstoff.

Gefahrenstoffe werden von dem Gesetzgeber ganz besonders betrachtet und bei unsachgemäßer Sicherung geahndet. Somit ist eine Strafe von rund 300 € bei Nichteinhaltung der Ladungssicherung fällig. Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, Gasflaschen auf der Ladefläche zu sichern.

Zwei Anregungen zum Thema Gasflaschen-Sicherung:

Darf man Gefahrenstoffe einfach so transportieren?

Gefahrstoffe dürfen nur unter bestimmten Voraussetzungen transportiert werden, diese Voraussetzung werden hier in zwei Säulen gegliedert: „Personenbezogene“ und in die „Gefahrgut-bezogene“.

-Personenbezogen: Der Transporteur des Gefahrenstoffes hat für den sicheren Stand und Transport des Gefahrgutes zu sorgen, darüber hinaus müssen die jeweiligen Begleitpapiere zu den Gefahrenstoffen mitgeführt werden. Diese Papiere werden beim Erhalt der Ware bei den jeweiligen Händlern mit ausgegeben. Einige Beispiele: Propangas, Flüssigkunststoff , Farbe und selbst bei der Gaskartusche vom Nagelschussgerät. Generell geben die Begleitscheine geben an, welche Art von Gefahr von diesem Gut ausgeht und auch in welcher Menge.

Auf dem Beförderungsschein ist hinterlegt welchen Gefahrenstoff man transportiert und wie viel, inkl. aller Kundendaten.
ADR Beförderungsschein (Quelle: Sascha Schornstein)

-Gefahrengut bezogen: Der zu transportierende Gefahrenstoff muss gekennzeichnet sein mit den jeweiligen Gefahrenzeichen wie z.B. Verbrennungsanzeichen, Vergiftungsanzeichen oder Verätzungsanzeichen. Der Behälter, in dem sich der Gefahrenstoff befindet, muss dem Gefahrenstoff gegenüber resistent sein und rundum in Ordnung sein. Es darf kein Rost vorhanden sein, auch keine spröde, rissige Stellen in der Behälterhülle.

Ein Totenkopf der für die Gefahr Vergiftung von einem Gefahrstoff ausgeht.
Gefahrgut Kennzeichnung für Vergiftung (Quelle: Gefahrgut Kennzeichnung)

Welche Netze gibt es und wofür sind sie vorgesehen?

Abdecknetze sollen verhindern, dass leichte Materialien, darunter z.B. Laub, Baumschnitt durch den Fahrtwind, insbesondere durch die Sogwirkung oder durch Vibrationen/Schwingungen, aufgrund der unebenen Fahrbahnen, weg fliegen können. Für diese Abdecknetze müssen am Fahrzeug Befestigungspunkte vorhanden sein.

Ladungssicherungsnetze leiten die Kräfte über Ratschensysteme bzw. Klemmschlösser und Gurtbänder in die vorhandenen Zurrpunkte des Fahrzeuges ein.

Vertikale Ladungssicherungsnetze sollen verhindern, dass die Ladung durch Brems- bzw. Beschleunigungskräfte in Bewegung gerät.

Wie sind Leiter, Holzbunde oder andere lange Stückgüter zu transportieren?

Für den Transport von langen Stückgütern, welche die Ladefläche überschreiten (z.B. Dachleitern, Dachlatten, Rohre o. Ä.), eignen sich Pritschenaufbauten mit erhöhter Stirnwand oder Dachträgerkonstruktionen. Auf dieser Stirnwand oder Dachträgerkonstruktion lassen sich die Materialien auflegen und verzurren.

Systempritschenaufbau zum sicheren verstauen von langen Stückgütern auf einer Pritsche.
Pritschensicherung 2.0 (Quelle: Ladungssicherung Dachgepäckträger)

Die beladenen Elemente wie die Stirnwand oder die Dachträgerkonstruktion haben einen Maximal-Belastungswert, der nicht zu überschritten werden darf. Auf den Bauteilen ist der Maximal-Belastungswert meist per Sticker oder Druck aufgebracht.

Wie weit darf meine Ladung über stehen?

Fahrzeuge die < 2,50 m lang sind, dürfen nach vorne hinaus keine Ladung überstehen lassen. Höhere Fahrzeuge dürfen die Ladung bis zu 0,5 m überstehen lassen.

Bei Fahrzeugen inklusive Anhänger darf die Ladung 1,50 m nach hinten herausragen. Auch 3,0 m sind legitim, wenn die Wegstrecke unter 100 km liegt. Nach hinten herausragende Ladung ist mit einer 30 x 30 cm großen Signalfahne zu kennzeichnen, so dass andere Verkehrsteilnehmer diese problemlos erkennen können.

zuletzt editiert am 21. Januar 2025