Eine Frau sitzt in einem Besprechungsraum und gestikuliert, während sie spricht. Im Hintergrund sind bunte Wandpaneele zu sehen.
Sarah Heise ist Dachdeckermeisterin und seit dem 1. September 2024 beim ZVDH als technische Referentin beschäftigt. (Quelle: ZVDH)

Markt 2025-01-09T09:32:40.724Z „Etwas zu machen ist besser, als nichts zu tun“

Porträt: Sarah Heise, Dachdeckermeisterin, ist seit 1. September 2024 beim ZVDH als technische Referentin beschäftigt. Sie erzählt, wie sie zum Dachdeckerhandwerk fand, berichtet über ihre bisherigen Eindrücke in der Ausschussarbeit und erläutert, welche Herausforderungen sie fürs Dachdeckerhandwerk sieht. 

Können Sie uns Ihren Weg zur Dachdeckermeisterin und technischen Referentin beim ZVDH beschreiben?

Der Weg war im Großen und Ganzen eher unspannend: Ich habe die Ausbildung zum Dachdecker abgeschlossen, und es war ziemlich schnell klar, dass ich nicht dauerhaft Gesellin bleiben möchte, sondern weiterkommen will. Nach ein paar Jahren war der naheliegendste Weg dazu der Meisterbrief. Das habe ich als beste Chance gesehen, um langfristig etwas Sinnvolles zu machen. Eben deswegen war auch die Stelle beim ZVDH eine interessante Möglichkeit.

Gab es ein Schlüsselerlebnis, das Ihre Begeisterung für das Dachdeckerhandwerk geweckt hat?

Tatsächlich war es ein Gespräch, das mich dazu bewegt hat. Ursprünglich hatte ich den Wunsch, einen anderen handwerklichen Beruf zu ergreifen, und war dann bei einem „Bewerber-Dating“ der Handwerkskammer in meiner Heimatstadt. Obwohl ich mit einer anderen Intention dorthin gegangen bin, hat der damalig zuständige Innungsmeister des Dachdeckerhandwerks mich in ein sehr langes, sehr spannendes Gespräch verwickelt. Das hat mich zum einen dazu gebracht, mich mehr mit dem Dachdeckerhandwerk zu beschäftigen und zum anderen mir eine entsprechende Ausbildungsstelle zu suchen.

Was hat Sie motiviert, die Position als technische Referentin beim ZVDH zu übernehmen?

Motiviert hat mich vor allem mein Interesse am Dachdeckerhandwerk und den damit einhergehenden, ganz unterschiedlichen Themen und Problematiken, denen es gegenübergestellt ist. Die Neugier hat ihr Übriges dazu getan. Es ist wahnsinnig interessant, sich so tief in einzelne Themen vergraben zu können und im besten Fall einen kleinen Beitrag zu einer Lösung oder einem neuen Weg im Dachdeckerhandwerk beitragen zu können.

Maßgeblich überzeugt hat mich am Ende jedoch die Struktur innerhalb des Zentralverbandes, oder besser gesagt, die anstehenden Veränderungen. Ich hatte zu Beginn ein Bild von einem eher konservativen ZVDH, musste jedoch überraschenderweise feststellen, dass das Team jünger und junggebliebener ist als erwartet. Vor allem aber sind die Kollegen offen für Neues und bereit, bestehende Vorgehensweisen zu hinterfragen und alte Strukturen aufzubrechen, gerade in der Abteilung Technik. Denn kritische Punkte gibt es ja tatsächlich einige, aber wir können uns gemeinsam bemühen, es Stück für Stück besser zu machen und so zu einer positiven Entwicklung beizutragen.

Alles in allem ist es ein sehr dynamisches und motiviertes Team, das danach strebt, das Dachdeckerhandwerk besser zu machen, und das hat mich fasziniert.

Sie werden künftig mehrere technische Fachausschüsse betreuen. Steht schon fest, welche das sein werden? Gibt es Lieblingsthemen?

Es ist zu früh, um darüber eine Entscheidung zu treffen, vor allem da es auch davon abhängig ist, wie sich die Strukturen und Herangehensweisen künftig verändern werden. Natürlich gibt es Teilgebiete, die ich sehr spannend finde, aber die Zuständigkeiten werden sich erst noch entwickeln.

Welche Themenfelder und aktuellen Herausforderungen beschäftigen die Ausschüsse derzeit?

Bezogen auf die Fachausschüsse, die ich bisher begleiten durfte, ist das ganz unterschiedlich, vor allem da nicht jeder Fachausschuss in direktem Zusammenhang mit dem Regelwerk steht. In einigen Ausschüssen wird das Regelwerk überarbeitet, zum Beispiel bezüglich der Veränderungen im Merkblatt Zusatzmaßnahmen und Einbauteile. Andere arbeiten an der Veröffentlichung von Hilfestellungen, um den Ausführenden im Dachdeckerhandwerk unter die Arme zu greifen oder um auf aktuelle Veränderungen in anderen Regelwerken oder gesetzlichen Vorgaben hinzuweisen. Darüber hinaus prüft jeder Fachausschuss, dem ein Regelwerksteil zugeordnet ist, den jeweiligen Änderungsbedarf.

Wie können Dachdeckerbetriebe Ihrer Meinung nach von den Erkenntnissen und Empfehlungen der Ausschüsse profitieren?

In erster Instanz durch die Nutzung des Regelwerks, denn schlussendlich fließen die Erfahrungen und Erkenntnisse der Fachausschüsse hier maßgeblich mit ein. Und das ist genau das, was eine anerkannte Regel der Technik ausmacht: Erkenntnisse und Erfahrungen, die sich bewährt haben, werden von den Fachausschüssen zusammengetragen und anwendbar gemacht.

Es ist überaus sinnvoll, sich mit dem gesamten Wissensschatz, der in der Fachausschussarbeit entsteht, auseinanderzusetzen, also auch zum Beispiel mit Planungs- und Beratungshilfen. Denn diese bringen eine gewisse Sicherheit bei der praktischen Umsetzung mit sich. Die Mitglieder der Fachausschüsse beschäftigen sich sehr intensiv und umfassend mit sehr spezifischen Themen, wozu einem üblicherweise die Zeit fehlt. Warum sich also nicht das wertvolle Wissen anderer zunutze machen?

Natürlich leisten die Fachausschüsse deutlich mehr als nur die Arbeit am Regelwerk selbst. Sie tragen weiterführende Informationen zusammen, gestalten Hilfestellungen und mischen sich mit ihrer Expertise bei politischen Entscheidungen ein, um den Anwendern das Leben durch unnötige Vorgaben nicht weiter zu erschweren. So profitieren Dachdeckerbetriebe direkt, aber auch indirekt durch die Arbeit der Ausschüsse.

Zum Dachdecker-Podcast mit Sarah Heise:

Sehen Sie bestimmte Innovationen, die Ihrer Meinung nach das Potenzial haben, das Handwerk in den nächsten Jahren nachhaltig zu verändern?

Als wichtigste „Innovation“ sehe ich den Nachwuchs: Junge Menschen, die in der Lage sind, das Handwerk und die darin verankerten Strukturen und Denkweisen zu verändern. Das Bedeutsamste für eine zukunftsträchtige Branche sind Menschen, die nachrücken. Es ist also von existenzieller Bedeutung, ein Augenmerk auf gut ausgebildeten Nachwuchs zu legen und hier zu investieren. Und nicht nur in die Aus-, sondern auch in die Weiterbildung. So lässt sich das Dachdeckerhandwerk nachhaltig verändern und innovativ gestalten.

Den kompletten Artikel lesen Sie in DDH 01. 2025.

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zuletzt editiert am 16. Januar 2025