Drohnenaufnahme eines mehrfach zusammengesetzten Satteldaches während der Sanierung
Die Drohnenaufnahme zeigt: Der Dachaufbau eignet sich bestens für eine Fachzeichnen-Aufgabe. (Quelle: Hunker Bedachungen)

Steildach 2024-04-30T07:30:27.963Z Marderschäden am Dach: Kleines Raubtier, großer Schaden

Steildach: So niedlich sein Erscheinungsbild ist — der Marder ist ein unangenehmer Zeitgenosse, wenn er es auf ein Dach abgesehen hat. Wenn Dachdecker dann ein Projekt antreten und nicht wissen, was auf sie zukommt, ist Professionalität gefragt. Die Frank Hunker Bedachungs GmbH verwirklichte einen bauphysikalisch optimierten und mardersicheren Dachaufbau.

Der idyllische Ort Nümbrecht im Oberbergischen Kreis in Nordrhein-Westfalen ist eigentlich eher bekannt als Kurort. Das Thema Wohlfühlen hat eine Marderfamilie jedoch wörtlich genommen. In einem Mehrfamilienhaus am Stadtrand ließen es sich die Marder in guten 450 m² Steildachfläche gut gehen. Die Folgen: Schäden in enormem Ausmaß.

Probleme über Probleme

Jahrelange Versuche des Vergrämens blieben erfolglos, die Nager ließen sich nicht vertreiben. Die Folge: Ein zerstörtes Dach, in allen Bereichen. Als letzte Instanz folgte nun eine komplette Dachsanierung. Der Dachaufbau war jedoch nicht nur zerstört, sondern auch vom Grundriss und von der geografischen Lage kompliziert gebaut.

Wie erkenne ich einen Marder im Haus?

Einen Marder bemerkt man meist erst, wenn es zu spät ist. Die vierbeinigen Quälgeister bevorzugen die oberen Geschossdecken, vor allem Dachböden. Sind diese noch zusätzlich gedämmt, ist es ein Paradies für das Säugetier. Man erkennt einen Marder an seinen Krabbelgeräuschen morgens und abends sowie Kot- und Urinspuren, im schlimmsten Fall auch Aas oder Madenbefall. Die Eintrittsöffnung zu finden gestaltet sich dann meist als schwierig, da ein Marder nur eine zentimetergroße Öffnung braucht, um einzutreten. Häufig kommt er über nahe gelegene Bäume, aber auch über Fallrohre und Putzfassaden ins Dach.

­­­­­Schäden, die es in sich haben

Die Marderfamilie hatte am Bauvorhaben ganze Arbeit geleistet – im Negativen. Das nicht einmal 25 Jahre alte Dach war zerstört, vor allem die nicht sichtbaren Schäden machten dem Haus zu schaffen. Durchlöcherte Unterspannbahnen konnten keine Sicherheit gegen Schlagregen mehr gewährleisten. Die durchfressene Dämmung innerhalb der Sparrenfelder sorgte für eine Vielzahl an Wärmebrücken und so für ungewollten Energieverlust. Langfristig können so Schäden an Bauteilen entstehen. Die Mardertoilette brachte mit Fäkalien und Aasabfällen Parasiten ins Gebäude, welche die Bauteile angreifen und beschädigen. Dazu sind sie auch gesundheitsschädlich. Eine zerstörte Dampfsperre bildete bauphysikalisch das größte Problem. Luftfeuchtigkeit drang unkontrolliert in die Dämmung (Konvektion), durchfeuchtete diese und setzte sie somit außer Funktion. Gerade in den kalten Jahreszeiten kann dies zu Problemen führen, da feuchte Bauteile mit warmer Luft vom Innenraum zum idealen Wohnraum für (Schimmel-)Pilze werden.

Wenn schon sanieren, dann richtig!

Die Bauherren ließen sich für eine Komplettsanierung durch die Frank Hunker Bedachungs GmbH aus Hückeswagen energetisch beraten und entschieden sich für eine Sanierung mit einem staatlichen Zuschuss. Bei einer Sanierung ist dann der U-Wert eines Daches zu beachten. Der Wärmedurchgangskoeffizient gibt den Wärmestrom zwischen der warmen Seite (innen) und der kalten Seite (außen) des Daches an in Abhängigkeit der Temperaturunterschiede. Vereinfacht: Wie viel Energie geht von innen nach außen verloren.

Bei der Bestandssanierung eines Daches gilt nach GEG ein maximaler U-Wert von 0,24 W/(m²K), das sind vereinfacht zum Beispiel etwa 16 cm Mineralfaserdämmung 035 als grober Richtwert. Für den Zuschuss der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) muss allerdings ein U-Wert von 0,14 W/(m²K) gegeben sein. Es musste demnach zusätzliche Dämmung aufgebracht werden. Die defekte Bestandsdämmung wurde ausgewechselt und um 40 mm erhöht. Zusätzlich entschied man sich für eine Unterdeckplatte aus Holzfasern, da diese viele gute Eigenschaften mit sich bringt. Dazu zählen unter anderem:

  • sommerlicher Hitzeschutz

Holzfaser als zusätzlicher Marderschutz

Die fest verdichteten Holzfaserplatten machen es dem Marder schwer, erneut in das Dach einzudringen. Wohingegen er Dämmstoffe aus beispielweise PU-Hartschaum (Polyurethan) leicht zerfressen kann, beißt sich der Marder an der Holzfaser wortwörtlich irgendwann die Zähne aus. Ein weiterer Vorteil liegt in der Natur selber. Der Marder ist ein Säugetier, welches seine Jungtiere nackt gebiert. Die nackten Jungtiere brauchen die Wärme der Umgebung und der Mutter. Holzfasern als Dämmstoff sind jedoch für die Verarbeitung gesalzen. Kommen junge Marder also in einer Dämmung aus Holzfasern zur Welt, würden die Tiere verenden, da das Salz die Tiere dehydrieren würde.

Chronologischer Ablauf

Die Dachsanierung lief dann wie folgt ab:

Die Dacheindeckung wurde heruntergenommen und mit Traglattung, Konterlattung und Unterspannung entsorgt. Danach konnte die Dämmung kontrolliert und ausgewechselt werden. Zudem wurde im selben Zug die Dampfsperre kontrolliert und repariert, um das Dach wieder luftdicht anzuschließen und so bauphysikalisch zu korrigieren. Die energetische Sanierung sah eine Zusatzdämmung von 40 mm Mineralfaser vor, um die Sparrenfelder voll auszudämmen. Die technische Vorschrift sah nun eine winddichte Schicht vor, welche mit einer Unterdeck- und Schalungsbahn ausgeführt wurde. Dabei war es wichtig, die Sparren am unteren Traufabschluss mit Dichtmassen und Klebebändern korrekt einzuschlaufen und die seitlichen Ortgänge mit einer Dichtmasse mit dem Mauerwerk zu verbinden, um die winddichte Ebene zu gewährleisten.

Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 05.2024.

Dachausschnitt mit zerstörter Unterdeckbahn
Die zerstörte Unterdeckbahn gibt den Blick frei bis auf die Dampfbremse. (Quelle: Hunker Bedachungen)
Dachausschnitt mit Lattung und zerstörter Unterspannbahn mit Klebeband
Auch zwischenzeitliche Reparaturversuche mit Klebeband konnten die Nager nicht abhalten. (Quelle: Hunker Bedachungen)
Mehrere Gefache eines Dachstuhls mit Wärmedämmung mit Marderspuren
Die Marder haben regelrechte Nagerstraßen in die Dämmung getreten. (Quelle: Hunker Bedachungen)
Zwei Dachdecker beim Verlegen von Holzfaserplatten auf einem zusammengesetzten Satteldach
F. Lambrecht und R. Ziderkopf verlegen die Holzfaserplatten auf der winddichten Schicht. (Quelle: Hunker Bedachungen)
Zeichnung eines Dachaufbaus, Schnitt durch die Sparren
Dachdeckermeister Marvin Hunker berechnete den Dachaufbau mithilfe eines Online-Tools. (Quelle: Ubakus/Hunker Bedachungen)
Drohnenaufnahme eines mehrfach zusammengesetzten Satteldaches während der Sanierung
Die Drohnenaufnahme zeigt: Der Dachaufbau eignet sich bestens für eine Fachzeichnen-Aufgabe. (Quelle: Hunker Bedachungen)
Blick über die Kehle eines eingelatteten Steildaches
Die Kehlbleche kommen auf einem Kehlbrett zu liegen. (Quelle: Hunker Bedachungen)
Drohnenaufnahme einer teilweise eingelatteten Dachfläche eines mehrfach zusammengesetzten Satteldaches
Die Konterlattung erfolgte mit 40/80 mm, die Traglattung mit 30/50 mm Kanthölzern. (Quelle: Hunker Bedachungen)
neu mit anthrazitfarbenen Betondachsteinen eingedecktes zusammengesetztes Satteldach
Derr Wirtschaftlichkeit wegen hat sich der Bauherr für Betondachsteine entschieden. (Quelle: Hunker Bedachungen)
zuletzt editiert am 07. Mai 2024