Photovoltaik-Anlage auf Steildach an sonnigem Tag.
PV-Anlagen sind gefragte Kraftwerke auf dem Dach, wir geben Tipps was ihr bei der Installation beachten solltet. (Quelle: Grafvision/stock.adobe.com)

Steildach 13. September 2023 Photovoltaik auf dem Steildach- was es zu beachten gilt!

In politisch schwierigen Zeiten wünschen sich viele Bauherren mehr Unabhängigkeit. PV-Anlagen sind gefragte Kraftwerke auf dem Dach. Doch wie kommen die Module aufs Dach und was müssen Dachdecker*innen bei der Installation beachten? Die wichtigsten Fakten findet ihr hier!

Photovoltaik Check-up

Unter Photovoltaik versteht man, Sonnenlicht mittels Halbleitertechnik in Strom umzuwandeln. Bei der Planung einer PV-Anlage spielen zunächst die Ausrichtung und die verfügbare Fläche des Daches eine wichtige Rolle. Anhand dieser Daten ist dann eine Modulart zu wählen, die die beste Preis-/Leistungs-Bilanz für das Objekt aufweist. Bei Installation einer PV-Anlage wird zusätzliches Gewicht auf die Dachfläche aufgebracht, sodass vor der Montage zunächst die statischen Voraussetzungen des Gebäudes ermittelt werden müssen. Erst wenn eine statische Berechnung bzw. die Freigabe für die geplante Anlage vorliegt, kann mit der Montage begonnen werden.

  • Wie viel m2 Dachfläche stehen für die Anlage zur Verfügung?
  • Welche Ausrichtung weist die vorhandene Dachfläche auf?
  • Wo und wie wird die Unterkonstruktion der PV-Anlage befestigt?
  • Muss der Dachstuhl ggf. vorab verstärkt werden?

Welche Arten von Solardächern kommen für ein Steildach infrage?

Hier wird grob in zwei Sparten unterschieden:

Indachsysteme beschreiben Systeme, bei denen die Solarmodule den Deckwerkstoff darstellen und auch die Regensicherheit leisten. Bestehen diese aus einer Art ziegelförmiger Eindeckung, ist die Windsogsicherung wie bei einer normalen Ziegeleindeckung vorzunehmen.

Aufdachsysteme werden über der Bedachung auf einer Schienen-Unterkonstruktion aus Aluminium verlegt und sind in der Praxis noch immer am häufigsten anzutreffen.

Zwei Bilder mit verschiedenen Systemen: Indach- und Aufdachsystem.
Als Arten von Solardächern kommen zwei Systeme in Frage: Das Indachsystem und das Aufdachsystem (Quelle: Autarq GmbH, Prenzlau; Lars Gieger/stock.adobe.com)

Worin unterscheiden sich die verschiedenen Modularten, die auf dem Markt sind?

Monokristalline Silizium-Module:

Solarmodule aus monokristallinen Solarzellen haben eine dunkelblaue bis schwärzliche Färbung und wirken sehr glatt und eben. Monokristalline Module sind teurer als polykristalline Varianten, dafür weisen diese Solarzellen auch weitaus höhere Wirkungsgrade auf.

Polykristalline Silizium-Module:

Polykristalline Module haben einen geringeren Wirkungsgrad als monokristalline Solarzellen, sind jedoch deutlich preiswerter. Polykristalline Solarmodule sind die am häufigsten installierten PV-Module. Charakteristisch ist die bläuliche Kristallstruktur, welche die polykristallinen Solarmodule der Photovoltaikanlage bei Sonneneinstrahlung stark reflektieren lässt.

Amorphe Silizium-Module:

Eine amorphe Solarzelle ist durch eine ungeordnete und nichtkristalline Struktur gekennzeichnet. Bei der Herstellung wird gasförmiges Silan (Silizium-Wasserstoff-Verbindung) auf einen Trägerstoff aufgedampft. Dadurch erhalten amorphe Solarzellen ihre rötlich-braune oder schwarze Farbe. Wegen ihrer dünnen Siliziumschicht werden sie auch als Dünnschichtzellen bezeichnet. Im Gegensatz zu kristallinen Solarzellen haben amorphe Solarzellen einen niedrigeren Wirkungsgrad. Dafür sind sie bei diffusem Licht oder Streulicht effizienter. Zu Beginn besitzt die amorphe Solarzelle noch eine bis zu 25 % höhere Leistung als auf dem Datenblatt angegeben. Diese nimmt durch eine Zunahme der sog. Defektdichte dann langsam ab und stabilisiert sich nach ca. einem Jahr.

Welchen Abstand muss die PV-Anlage zur Bedachung haben?

Bei Ziegel- sowie Metalldächern beträgt dieser Abstand mindestens 60 mm und gilt ab der wasserführenden Ebene der Eindeckung.

Wie kommen die Module aufs Dach?

PV-Module sind meist ca. 1,00 m x 1,70 m groß, somit ein guter Windfang. Aus diesem Grund sollten sie möglichst nicht einzeln aufs Dach getragen werden. Die Module können rutschfest auf einem Lastenaufzug transportiert oder mit einem Kran auf eine Lagerfläche in Nähe des Montageortes gehoben werden. Die Module sind empfindlich und müssen vorsichtig gehandhabt und eben gelagert werden.

Was muss in Bezug auf die Windsogsicherung beachtet werden?

  • Die Sparren, an denen die Halter für die Unterkonstruktion befestigt werden, sind auf Kernigkeit zu prüfen.
  • Arbeitsgeräte verwenden, die die Schrauben in der Torsion nicht beschädigen, hier bieten sich z. B. Akku-Schlagschrauber an.
  • Zur Befestigung am Halter Edelstahl-Schrauben verwenden. Geeignete Längen werden vorgegeben, an die sich ausdrücklich zu halten ist.
  • Jeder Halter weist zwei Schraubenreihen auf. Im Sinne einer Hebelwirkung ist immer die Reihe auszuwählen, die den größten Halt bietet.
  • Ů Alternativ bieten viele Dachziegel/-stein-Hersteller passend zum vorhandenen Deckmaterial sog. Grundelemente mit integrierbaren Solarhaltern an. Diese ermöglichen eine optimale Verankerung der PV-Unterkonstruktion und bieten höchste Sicherheit .

Wie ist die PV-Anlage korrekt auszurichten?

Die optimale Ausrichtung der PV-Anlage erfolgt über die Berechnung der Abweichung vom sog. (Süd-)Azimutwinkel, der mit 0° die geografisch optimale Südausrichtung bezeichnet. Aber auch eine Ost-West-Ausrichtung liefert über den Tag verteilt gute Erträge. Je nach vorliegender Ausrichtung der Dachfläche ist hier die bestmögliche Wahl zu treffen. Pluswerte der Winkel deuten dabei auf eine Westausrichtung hin, Minuswerte weisen in Richtung Osten. Neben dem Azimut spielt der Neigungs- oder Elevationswinkel eine wichtige Rolle. In Deutschland gilt eine Dachneigung von 30° bis 35° als Optimum für den Ertrag der PV-Anlage.

Die optimale Ausrichtung der PV-Anlage erfolgt über die Berechnung der Abweichung vom sog. (Süd-)Azimutwinkel, der mit 0° die geografisch optimale Südausrichtung bezeichnet. (Quelle: DDH- Deutsches Dachdecker Handwerk)

Was kann die Leistung der Anlage beeinträchtigen?

  • Verschmutzung der PV-Module
  • Verschattungen durch Bäume, andere Dachflächen, höherliegende Häuser etc.
  • zu wenig Sonneneinstrahlung, z. B. durch Luftverschmutzung

Wartungswege/Randbereiche

Rund um die Anlage sind Ortgang-, Trauf- und Firstbereiche freizuhalten, um für Wartungen oder Reparaturarbeiten eine Dachbegehung zu ermöglichen. Wartungen der Anlage sind wichtig, da u.a. die Befestigung der Kabel regelmäßig überprüft werden sollte. Bei frei hängender Verkabelung besteht erhöhte Brandgefahr, die es in jedem Fall zu vermeiden gilt. Mit Blick auf die Arbeitssicherheit ist es zudem sinnvoll, Wartungswege weniger an Ortgängen, sondern alternativ zwischen den Modulen anzuordnen.

Wie viele PV-Module werden z. B. für eine Wärmepumpe oder für die Ladung eines E-Autos benötigt?

Zur Beantwortung dieser üblichen Kundenfragen haben wir folgendes recherchiert: Für den Betrieb einer Wärmepumpe werden im Schnitt 11 Module benötigt. Und mit ca. 10 m²Modulfläche kann ein E-Auto betankt werden.

Wer schließt die PV-Anlage an das Stromnetz an?

Dachdecker*innen dürfen generell keine elektrischen Anlagen an Stromnetze anschließen! Die Inbetriebnahme der PV-Anlage erfolgt ausschließlich über einen autorisierten Elektriker oder den Netzbetreiber.

Stromkreislauf der Photovoltaik-Anlage am Haus.
Die Inbetriebnahme der PV-Anlage erfolgt ausschließlich über einen autorisierten Elektriker oder den Netzbetreiber. (Quelle: DDH- Deutsches Dachdecker Handwerk)

Allgemeine Regeln für die Verlegung von Solarmodulen

Die Verbindung der Module sollte lediglich von einer Person vorgenommen werden. Verbindet man die Module an zwei Stellen gleichzeitig, kann es zu einem geschlossen Stromkreislauf kommen und es besteht Lebensgefahr, so z. B.  bei Berührung der Aluminium-Unterkonstruktion.

Trockene Hände oder Handschuhe sind unverzichtbar, wenn am Kabel gearbeitet wird. Feuchtigkeit begünstigt den Stromfluss und sollte möglichst vermieden werden.

Die Solarmodule liegen auf einer Unterkonstruktion, die mit Haltern auf dem Dach befestigt ist. Wichtig: Halter und Ziegel oder auch Dämmschicht dürfen sich nicht berühren! Sowohl Windsog als auch Temperaturschwankungen lösen Bewegungen im System aus, die die Dachziegel/die Dämmung bei Kontakt beschädigen könnten.

Vorhandene Deckmaterialien dürfen bei der Befestigung der Halter nicht geschwächt werden (z.B. durch Beischleifen der Ziegelfalze).

Die Halter zur Befestigung des Schienensystems sollten immer lastenverteilt angeordnet werden, um eine Durchbiegung der Aluminium-Unterkonstruktion so gering wie möglich zu halten.

zuletzt editiert am 13.09.2023