Zwei Dachdecker auf einem eingelatteten Dach
Michi Claßen und Andreas Nießen vom Dachdeckerbetrieb Kaulartz aus Monschau montieren und verkabeln die PV-Module. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)

Solar 2024-02-08T11:18:29.515Z Schalung, Schiefer und Solar

Sanierung: Dachdeckerbetrieb Kaulartz aus Monschau brachte im Ort ein Einfamilienwohnhaus energetisch und optisch auf den neusten Stand. Im Anschluss an die Erneuerung des Daches mit Schiefer und integrierter PV-Anlage bekleideten die Dachdecker die Wände mit Holzprofilen. Entstanden ist ein Abbild des großen Leistungsspektrums des Dachdeckerhandwerks in besonderer Qualität.

Einen schönen Anblick bot das Einfamilienhaus in der Eifel längst nicht mehr: Die Rheinland-Ziegel vermoost und abgeplatzt, die Bleianschlüsse korrodiert und eingerissen, die Entwässerung von Lochfraß gezeichnet. Dazu kam eine katastrophale Energiebilanz. Eine Komplettsanierung stand an. Nach Beratung durch Jan Beul, Dachdeckermeister und Bauleiter bei Kaulartz, entschieden sich die Bauherren für eine energetische Sanierung des Daches mit Holzfaserdämmstoffen. Die Dacheindeckung besteht aus Schiefer mit integrierter Photovoltaik-Anlage.

Alles runter, alles raus

Das freistehende Einfamilienhaus mit knapp 175 m² Walmdachfläche erhält im Zuge der Komplettsanierung auch eine neue Raumaufteilung, einen Dachgeschossausbau, neue Elektrik und eine Fußbodenheizung mit Wärmepumpe. Der Abriss des bestehenden Daches war aufgrund wenig belasteter Materialien zügig ausgeführt. Die Ziegel wurden der Bauschuttdeponie zugeführt. Lediglich die Bekleidung der aufgehenden Bauteile musste teilweise nach TRGS 519 zurückgebaut werden. Die Glasvliesbitumenpappe und die Lattung wurden sortenrein rückgebaut und entsorgt. Gemäß der damaligen Vorschriften war keine Konterlattung vorhanden. Das Dach war nur teilweise ausgebaut. So erhielten die Gaube und das Hauptdach etwas unterschiedliche Aufbauten. Den Bauherren war die Wärmedämmwirkung wichtig, aber auch die ökologische Unbedenklichkeit der Baustoffe. Da der Sparrenquerschnitt nicht ausreichte, um einen U-Wert von 0,14 W/m²K zu erreichen, doppelte das Kaulartz-Team zuerst die Sparren auf. Sie montierten 8/8 cm Kanthölzer aus Konstruktionsvollholz (KVH) mit Tellerkopfschrauben, darüber Holzfaserplatten in 100 mm Dicke. In diesem Zuge wurden die Traufüberstände für die später zu sanierende Fassade verlängert. Um die geforderten Dämmwerte zu gewährleisten, wurden die 220 mm hohen Gefache von der Firma Raida aus Monschau mit Zellulose-Dämmstoff ausgeblasen. Diese waren zuvor mit einem Stellbrett aus OSB-Platten traufseitig verschlossen und luftdicht an die Sparren angeschlossen worden. Ein Traufholz dient als Anschlag zur Sicherung der Aufdachdämmung. Die Luftdichtheitsschicht und Dampfbremse bildet eine innenseitig angebrachte Klimamembran. Für den vorgesehenen Innenausbau mit Trockenbauplatten wurden 3/5-Dachlatten aufgebracht.

Gaube ausgebaut

Der Aufbau des Gaubendaches erfolgte aufgrund des Ausbaus etwas anders. Eine Klimamembran, von außen geschlauft verlegt und mit Leisten angepresst, bildet die Luftdichtheitsschicht. Darin fand eine flexible Holzfaserdämmmatte in der Stärke von 140 mm ihren Platz. Eine regensichere Unterdeckplatte, 80 mm, komplettiert das Dämmpaket. Eine 24 mm starke Holzschalung über einer 40 mm Belüftungsebene schließt die Dachunterkonstruktion ab. Als Abdichtung wählte Bauleiter Jan Beul eine selbstklebende Dach- und Dichtungsbahn in der Farbe Schiefergrau, die sich harmonisch in das Bild des Schieferdaches einfügt. Sie ist unterseitig mit einem Glas-/Polyestervlies kaschiert und mit einem synthetischen Klebecompound beschichtet. Die Vlieskaschierung wirkt nach der Verlegung auch als Entspannungszone (Dampfdruckentspannung, Bewegungsausgleich etc.). Für die vorgesehenen sechs Photovoltaik-Module auf dem Gaubendach schweißten die Dachdecker systemzugehörige Modulhalter auf die Abdichtung.

Besser wasserdicht

Laut ZVDH-Merkblatt Solartechnik stellen Photovoltaik-Anlagen eine erhöhte Anforderung dar, die auch bei Einhaltung der Regeldachneigung geeignete Zusatzmaßnahmen zur Regensicherheit erfordern. Dazu führte die relativ geringe Dachneigung zu dem Entschluss, ein wasserdichtes Unterdach vorzusehen.

Eine Unterdeckbahn aus reißfestem PES-Spezialvlies mit ober- und unterseitiger diffusionsoffener PU-Beschichtung bildet die Sicherheitsschicht. Trapezförmige Konterlatten sind laut Herstellerangaben nicht erforderlich. Die Verlegung erfolgt auf den druckstabilen Holzfaserplatten. Nach einer möglichst faltenfreien Ausrichtung wurde die Bahn im Überdeckungsbereich mechanisch befestigt und mit Schweißmittel (mindestens 4 cm) verschweißt. Vor der Eindeckung des Schieferdaches fanden noch drei Tageslichtspots, die nun den Flur erhellen, ihren Platz. Zur Belichtung und Belüftung des Dachraumes installierten die Dachdecker noch ein großes Tageslichtsystem, bestehend aus zwei zu öffnenden und zwei starren Dachflächenfenstern in einer Viererkassette sowie ein Einzeldachfenster auf speziellen Dämmzargen. Umlaufend befestigten die Dachdecker BFU-Platten als Zuschnitt für die spätere Schieferbekleidung.

Alles Anthrazit

Als Unterkonstruktion wurden Rahmenhölzer, Dämmung aus Steinwolle und Schalung am Kamin angebracht. An Kamin- und aufgehenden Fassadenflächen der Gaube wurden Schiefer-Rechtecker 20/40 cm in Doppeldeckung genagelt. Sämtliche Klempnerarbeiten erfolgten in schiefergrauem Titanzink: halbrunde Dachrinne (5-teilig), Anschlussbleche, Abdeckungen und Fensterbankabdeckungen. Die Bekleidung des Traufbands unter der Dachrinne mit Schiefer-Rechteckern 30/30 cm ist mit Spließen hinterlegt und mit Klammern befestigt, optisch passend zur Dacheindeckung.

Harmonisch integriert

Aus Nachhaltigkeitsgründen bietet es sich an, PV und Schiefer auf dem Steildach zu verbinden. Das Deckmaterial wird umweltfreundlich produziert, bedarf wenig Pflege, hat eine lange Lebensdauer aufzuweisen und wäre problemlos zu entsorgen. Aufgeständerte Anlagen aber beeinflussen die Ästhetik eines Schieferdaches negativ. Neue Systemlösungen vereinfachen den Einbau von Solarmodulen in Schieferdächer und sorgen für ein ungestörtes Gesamtbild. Die Dacheindeckung des Einfamilienhauses in der Eifel erfolgte mit einem Schiefersystem im Format 40/30 cm mit dachintegrierten Solarmodulen (158 Stück) inklusive der Verlegung der Stringleitung sowie Potenzialausgleich bis unter die Dachhaut zur Übergabe an den Elektroniker. Die Regeldachneigung für das System beträgt 25°. Die Deckunterlage besteht aus Metalltragprofilen in Kombination mit wasserführenden Verbindungs-Elementen. Der Sparrenabstand darf hier 60 cm nicht überschreiten. Die Befestigung der Tragprofile erfolgte mit Edelstahlstiften, Ringschaft, 50 mm lang, 2,8 mm Durchmesser. Die Befestigung der Schiefer erfolgte durch die in den Verbindungs-Elementen integrierten Klammern. Die Befestigung der Solarmodule erfolgt mit mindestens 4 Verbindern pro Modul.

Trapezlüfter zur Entlüftung der Fläche unter der Dacheindeckung, die Zuluft erfolgt unter der Rinne über ein Lochblechgitter, Leiterhaken und ein Schneerückhaltesystem – alles in Anthrazit – komplettieren das harmonische Gesamtbild.

Drohnenaufnahme eines Hauses mit Walmdach mit bemoosten Dachziegeln
Auch aus der Luft sah das Einfamilienhaus alles andere als einladend aus. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
Detailfoto Dachausschnitt mit Klimamembran zwischen den Sparren
Auf dem Gaubendach und über dem Treppenhaus wurde die Klimamembran sehr sauber schlaufenförmig verlegt und mit Anpresslatten in die Ecken gefügt. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
Traufdetail mit OSB-Platten zwischen den Sparren oberhalb der Fußpfette
Der Anschluss an der Traufe wurde mittels Kompriband luftdicht hergestellt. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
Skizze eines Dachaufbaus mit Zwischen- und Aufsparrendämmung
Wärmeschutzberechnung (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
Unterkonstruktion eines Traufgesimses eines Steildaches
Umlaufend wurde BFU-Platte als Zuschnitt an Traufkante für spätere Schieferbekleidung angebracht. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
Traufgesimsbekleidung aus Schiefer-Rechtecker
Die Schieferbekleidung erfolgte mit zwei Klammern und Schieferstiften. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
Kabeldurchführung durch ein Steildach mit Vordeckung für den Anschluss von Photovoltaik-Modulen
Die Verlegung der Solarmodule erfolgte inklusive der Verlegung der Stringleitung sowie Potenzialausgleich bis unter die Dachhaut zur Übergabe an den Elektroniker. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
4er Kassette Dachflächenfenster in vorgedecktem Steildach, obere zwei Fenster geöffnet
Die Dachflächenfenster wurden mithilfe von Dämmzargen in die Dachfläche eingebunden. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
Dachdecker beim Einbau eines Tageslichtspots auf einem Steildach
Für die Belichtung des Flures wurden Tageslichtspots eingebaut. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
Hausflur während der Renovierung mit drei neuen Tageslichtspots
Im Flur entstand mehr Wohnqualität durch die natürliche Belichtung. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
Steildach vorgedeckt mit wasserdichtem Unterdach, Konterlattung eingeklebt, mit Alu-Schienen zur Aufnahme der Eindeckung "eingelattet"
Die Systemdeckung, bestehend aus Tragprofilen und wasserführenden Verbindungselementen, macht eine Rechteckdeckung mit Schiefer schneller und einfacher. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
Zeichnung von Anschlussdetails
Anschlussdetails des Schiefersystems an der Traufe (Quelle: Rathscheck Schiefer)
Blick über den Grat auf eine schiefergedeckte Steildachfläche mit integrierten PV-Modulen
Werden Firste, Grate und Orte bei gleichen Dachneigungen mit Überstand gedeckt, so müssen die Gebinde der Wetterseite stets etwa 50 mm über die Gebinde der fertig gedeckten Fläche der dem Wetter abgewandten Seite ragen. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
dunkelgrau abgedichtetes Gaubendach mit Montageschienen zur Aufnahme von PV-Modulen
Das Gaubendach ist vorbereitet sechs Stück PV-Module (450 Watt) aufzunehmen. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
neu saniertes Dach mit Schiefereindeckung und integrierten Solarmodulen
158 dachintegrierte Photovoltaikmodule sind nach Fertigstellung in der Schieferdeckung aus 40/30 cm Rechteckern eingebaut. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
Animation eines Hausdaches mit Photovoltaikmodulen belegt
Belegungsplan der Photovoltaik-Module (Quelle: DDH)
Dachboden mit Klimamembran an den Sparren, eingelattet mit Dachlatten zur Aufnahme von Trockenbauplatten
Der nicht ausgebaute Dachboden ist für die Trockenbauer vorbereitet. (Quelle: DDH)
Einfamilienhaus im Schnee mit angefangener Fassadensanierung
Der Wintereinbruch hat die Fertigstellung der Fassade verzögert. Hierzu erfolgt ein gesonderter Beitrag. (Quelle: Dachdeckerbetrieb Kaulartz)
zuletzt editiert am 15. Februar 2024