Steildach: In der Baustellenpraxis existieren zahlreiche Begriffe wie Vordeckung, Trennlage, Schalungsbahn, Unterdeckung, Unterspannung, Notdeckung oder Behelfsdeckung. Damit der Dachdecker eine ordnungsgemäße Zuordnung der Begriffe vornehmen kann, ist es sinnvoll, die Funktionen zu betrachten, die diese Schichten in einem Dachaufbau erfüllen müssen. So fällt es leichter, die entsprechenden Zusatzmaßnahmen festzulegen und die entsprechenden Produkte zu wählen.
Die ZVDH-Anforderungen in den Produktdatenblättern Unterdeckbahnen und Unterspannbahnen, dem Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen, Unterspannungen sowie den Fachregeln für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen geben grundsätzlich verlässliche Standards für den Einsatz der entsprechenden Maßnahmen vor. Somit hat der ZVDH Anforderungsprofile für das verarbeitende Dachhandwerk eingeführt, die vor allem die Produktqualität, aber auch die Funktionssicherheit der ausgeführten Arbeiten im Fokus haben. Die Aufgaben der Funktionsschichten unterhalb einer Deckung müssen beachtet werden. Ergänzungen können neuere Entwicklungen bieten, die gegebenenfalls auch im Bauvertrag vereinbart werden müssen.

Notdeckung
Unter einer Notdeckung wird entsprechend den Grundregeln des ZVDH zufolge eine befristete Abdeckung als vorübergehender Schutz im Schadensfall verstanden. Notdeckungen sind keine dauerhafte Lösung. Die Erfüllung der Kriterien einer Deckung oder auch einer Behelfsdeckung kann nicht erwartet werden.
Vordeckung
Bedeutsam ist hier die Definition des Begriffes Vordeckung als eine Zusatzmaßnahme unter direkt befestigten Dachdeckungen. Die regensichernde Funktion der Zusatzmaßnahme endet mit dem Zeitpunkt der Dacheindeckung. Dabei gilt, dass Unterdeckbahnen nach den Produktdatenblättern des ZVDH unter Berücksichtigung der jeweiligen Anforderungen als Vordeckung Anwendung finden können.
Behelfsdeckung
Unter einer Behelfsdeckung wird der vorübergehende Schutz einer Konstruktion oder Bauteilfläche verstanden, um das Gebäude vor Feuchtigkeit zu schützen und auch die Weiterarbeit im Gebäudeinneren zu ermöglichen. Behelfsdeckungen sind zumindest für einige Zeit der Witterung ausgesetzt. Dabei ist wichtig, dass die verwendeten Werkstoffe sowie die Art der Ausführung auch für diesen Einsatz geeignet sein müssen. Vordeckungen können je nach Eignung und gegebenenfalls mit zusätzlicher Wind-Sog-Sicherung als Behelfsdeckung dienen. Aber auch entsprechend geeignete Dampfsperren können eingesetzt werden. Dies ist in der Sanierung des ausgebauten Daches ein üblicher Anwendungsfall.
Das Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen, Unterspannungen beschreibt das Anforderungsprofil. So können insbesondere bei zu Wohnzwecken genutzten und/oder wärmegedämmten Dächern Behelfsdeckungen erforderlich sein. Behelfsdeckungen können durch Abplanen, Einhausen oder durch regensichernde Zusatzmaßnahmen geschaffen werden. Dies gilt somit auch für Unterdachkonstruktionen als regensichernde Zusatzmaßnahmen, die in Abhängigkeit von Dachneigung, eingesetzter Dachdeckung sowie den entsprechenden sonstigen erhöhten Anforderungen zur Planung einer Zusatzmaßnahme zur Deckung eingesetzt werden.
So können Unterdächer die Funktion einer Behelfsdeckung erfüllen. Auch Unterdeckungen und Unterspannungen können als Behelfsdeckung eingesetzt werden, wenn diese für einen definierten Zeitraum den regensichernden Schutz des Gebäudes oder der darunter liegenden Bauteilschichten übernehmen. Die Eignung muss vom Hersteller nach dem Produktdatenblatt des ZVDH beschrieben und erklärt werden. Wichtig ist hierbei, dass die eingesetzten Werkstoffe den Produktdatenblättern entsprechen müssen und das erforderliche Zubehör für den Anwendungsfall geeignet ist. Um Schäden an den darunter liegenden Bauteilschichten oder eines ausgebauten Dachgeschosses zu verhindern, sind die Anschlüsse und Durchdringungen regensicher auszuführen. Auch eine Behelfsdeckung ist demzufolge schon als mindestens naht- und perforationsgesichert auszuführen. Alle Durchdringungen mit Solarleitungen oder Entlüftungsleitungen sind mindestens regensicher in die Ebene der Behelfsdeckung einzubinden. Hierfür muss das eingesetzte Zubehör geeignet sein. Dies beschreibt aber auch das große Dilemma für den Dachdecker. Können Zubehörteile, Kleb-und Dichtstoffe unterschiedlicher Hersteller hierfür geeignet sein? Dies kann im Schadensfall durchaus ein wichtiger Punkt sein. Aus Sicht des Autors kann nur der jeweilige Hersteller in Kenntnis seiner Materialeigenschaften für die Sicherheit von beispielswiese Kleb- oder Dichtstoffen auf seiner Unterdeckbahn eine Aussage treffen und hierfür, fachgerechte Ausführung vorausgesetzt, auch entsprechende Aussagen bis hin zu Garantiezusagen treffen.
Regensichernden Zusatzmaßnahme
Im klassischen Anwendungsfall wird von modernen und hochwertigen Unterdeck- und Unterspannbahnen im Einsatz für die Dachsanierung aber auch für den Neubau ein großes Leistungsvermögen gefordert. Neben der Dauerhaftigkeit als Bestandteil einer Konstruktion mit mehreren, funktionierenden Bauteilschichten wird der Schutz der Konstruktion und die Diffusionsoffenheit einer regensichernden Zusatzmaßnahme vorausgesetzt. Die Zusatzmaßnahme soll Schlagregen widerstehen, hohe Temperaturen aushalten und bei entsprechender Eignung auch als Behelfsdeckung bestehen. Spätestens hier greifen die hohen Qualitätsanforderungen. Die Erfahrung zeigt, dass billige Bahnen als regensichernde Zusatzmaßnahme, oder gar als Behelfsdeckung mit langer Bewitterung, überfordert sind und im Extremfall schon nach kurzer Zeit versagen. Auch die nicht fachgerechte Verlegung sowie Fehler bei der Ausführung von Details führen zu großen Problemen.

Unterdach, Unterdeckung, Unterspannung
Das Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen, Unterspannungen des ZVDH legt Anforderungen an Materialien und Ausführungen fest und nimmt eine Einteilung in sechs Klassen vor. Angehangen finden Sie eine vereinfachte Form dieser Tabelle.
Als Unterdach wird eine Zusatzmaßnahme aus wasserdichten Werkstoffen auf einer ausreichend tragfähigen Unterlage bezeichnet. Eine Zusatzmaßnahme aus ausreichend wasserundurchlässigen Bahnen auf einer ausreichend tragfähigen Unterlage oder eine Zusatzmaßnahme aus Unterdeckplatten bezeichnet das Merkblatt als Unterdeckung. Die Beschreibung der naht- und perforationsgesicherten Unterdeckung sieht vor, dass Nähte und Stöße regensicher verklebt und in Abhängigkeit vom Werkstoff und dem davon abzuleitenden Bedarf unterhalb der Konterlattung mit Maßnahmen gegen Wassereintrieb, wie z. B. Nageldichtmaterial, gesichert werden.
Eine Unterspannung ist eine Zusatzmaßnahme aus ausreichend wasserundurchlässigen Bahnen ohne flächige Unterlage. Die Bahnen können gespannt oder mit planmäßigem Durchhang verlegt werden. Als naht- und perforationsgesicherte Unterspannung werden verklebte Nähte und Stöße sowie Nageldichtungen ausgeführt.
Neben dem Regelwerk stellen moderne Produktentwicklungen den Stand der Technik dar und erlauben zum Beispiel bei den Zusatzmaßnahmen den Einsatz von diffusionsoffenen, verschweißbaren Unterdachbahnen für erhöhte Anforderungen und zur Ausführung eines regensicheren oder wasserdichten Unterdaches. Allerdings ist hierbei noch die Ausführung mit dem Auftraggeber oder Planer gesondert zu vereinbaren, da zum aktuellen Zeitpunkt diffusionsoffene, regensichere und wasserdichte Unterdächer noch nicht im Regelwerk berücksichtigt sind. Dabei liegt der Vorteil von diffusionsoffenen Lösungen auf der Hand: Die im wasserdichten Unterdach eingebundene Konterlattung wird geschützt und kann auch wieder abtrocknen. Ebenso kann Feuchte aus dem Dachaufbau nach außen ausdiffundieren und Schäden und Schimmel in der Konstruktion verhindern.

Hinweis: Das Merkblatt wird aktuell überarbeitet.
Rainer Keinath
