Flachdach: Nahtverbindungen von Abdichtungsbahnen werden im Regelfall direkt auf der Baustelle hergestellt und unterliegen somit witterungsbedingten und baustellenspezifischen Einflüssen. Prüfung, Material und Testverfahren – wir erläutern, was Dachdecker bei einer sicheren Schweißnaht beachten müssen.
Wir befinden uns aktuell mitten in der Jahreszeit, wo Temperatur, Feuchtigkeit, Lichtverhältnisse und vieles andere mehr die Ausführungsqualität von Nahtverbindungen bei Abdichtungsbahnen stark beeinflussen. Regelmäßige Schweißnahtprüfungen sind bei Kunststoffdachbahnen gerade im Herbst und Winter besonders wichtig.
Diverse Einflüsse
Generell und materialunabhängig ist die Nahtverbindungsqualität von zahlreichen baustellenspezifischen Faktoren, die im positiven Sinne zur gleichen Zeit vorhanden sein müssen, abhängig. Hier einige Parameter für dauerhaft funktionstaugliche Schweißnahtverbindungen:
- Lufttemperatur
- Materialtemperatur
- Kunststofftyp
- Luftfeuchtigkeit
- Feuchtigkeit auf der Oberfläche der Abdichtungsbahnen
- Temperatur des Schweißgases (Luftstrom aus der Heißluftdüse)
- Breite der Heißluftdüse
- Schweißnahtbreite
- Trocknungszustand des Nahtreinigungsmittels (zur Vorreinigung des Schweißbereichs), Druckfestigkeit der Rücklage, auf der die Dachbahn aufliegt
- horizontale Zugspannungen
- Abschrägen von T-Stoßverbindungen
- Verunreinigung der Heißluftdüse (Verkrustungen)
- Fortbewegungsgeschwindigkeit der Heißluftschweißdüse (Handschweißung oder Automatenschweißung)
- Anpressdruck der Andrückrollen (Handschweißung – Handroller, Automatenschweißung – Einsatz von Zusatzgewichten)
Auch die Lagerung der Abdichtungsbahnen auf der Dachfläche und letztlich das Ausbildungsniveau der Handwerker spielen eine Rolle. Dies sind viele Faktoren, die über die Leistungsparameter des Materials hinausgehen.
In Abhängigkeit von den Nahtfügungstypen werden auf Baustellen zerstörungsfreie und die Dachabdichtung zerstörende Schweißnahtprüfungen vollzogen. Zerstörungsfreie Prüfungen wie zum Beispiel die Beurteilung der ausgetretenen Schweißraupen kommen großflächig zum Einsatz, beinhalten jedoch nur die durch Augenschein beurteilte Schweißnahtverbindung.
Als zerstörungsfrei gilt auch die Schweißnahtprüfung mittels Prüfnadel, welche mit angemessenem Druck entlang der Schweißnahtverbindung geführt wird. Beide Prüfmethoden müssen während des Verarbeitungsprozesses laufend erfolgen sowie abschließend zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Abdichtung. Diese Prüfung ist jedoch keine eindeutige Sicherstellung für eine langfristig funktionstaugliche Schweißnaht, es könnten durchaus auch nur wenige Millimeter Schweißnahtbreite vorhanden sein. Deshalb können mit der Prüfspitze primär nur gänzlich offene Schweißnähte oder Schweißfehler an der Nahtkante lokalisiert werden. Dementsprechend wird die Erstellung einer Schweißprobe vor Beginn der Arbeiten empfohlen. So kann bei Anzeichen einer mangelnden Haftung direkt reagiert werden.
Schäl- und Schertest
Speziell bei frei bewitterten Dachabdichtungsbahnen, die zur Windsoglagestabilität mechanisch befestigt werden, wirken hohe vertikale und horizontale Kräfte ein. Vertikale Kräfte (mit unterschiedlichem Winkel) resultieren primär aus den Windsoglasten, horizontale Kräfte werden zusätzlich noch durch temperaturbedingte Längenänderungen und Spannungen in der Dachbahn verstärkt. Wird nun eine Schweißnaht nicht mit der Mindestschweißnahtbreite verschweißt, ist das Risiko auf Jahre gesehen besonders hoch, dass es zu einem Ablösen der Schweißnahtverbindung kommt. Aus diesem Grund muss gerade bei einlagigen Abdichtungen der Nahtfügung ein besonderes Augenmerk gewidmet werden. Zerstörende Schweißnahtprüfungen sind im Regelfall während des Verarbeitungsprozesses zu klar definierten Gegebenheiten durchzuführen.
Hohe vertikale und horizontale Kräfte
Die Prüfungen werden in Form von sogenannten Schäl- und Schertests durchgeführt. Dazu wird ein normal zur Schweißnaht der Abdichtungsbahn verlaufender – bei Kunststoffdachbahnen circa fünf Zentimeter breiter – Streifen herausgeschnitten und beide Bahnenenden V-förmig auseinandergezogen. Der Schältest gilt dann als bestanden, wenn der Streifen der oberen Lage in der Schweißnaht abreißt (kohäsiver Bruch), jedoch die Mindestbreite der Schweißnahtverbindung haften bleibt.
Unabhängige Prüfung
Deshalb hat Carlisle CM Europe als Mitglied der IQDF – Interessengemeinschaft Qualitätsmanagement für Dächer und Flachdachabdichtungen – die Nähte seiner Produkte durch einen unabhängigen Dritten prüfen und validieren lassen. Im Applikationslabor für Dachbahnen der Firma Leister in der Schweiz wurden die Dachbahnen des Herstellers zur Ermittlung der optimalen Schweißtemperatur untersucht. Das Ergebnis: Alle Bahnen wiesen ein sehr großes Schweißfenster auf, bei dem Sure-Weld TPO/FPO hervorzuheben ist. So bieten diese Abdichtungsbahnen dem Verleger trotz aller weiteren Rahmenbedingungen eine maximale Sicherheit bei der Nahtfügung.



