Nachhaltigkeit: Der RoofWatcher misst den Feuchtegehalt im Dachschichtenpaket bequem vom Büro aus. Das können andere Monitoring-Systeme auch. Doch die Intention von DDM Christoph Schendel ist eher die Wartung und Kundenpflege. Wir berichten, wie und warum Dachdecker davon profitieren.
Johannes Messer
Die Probleme mit der Entsorgung von HBCD für Dachdeckerbetriebe vor rund acht Jahren war die Initialzündung für Christoph Schendel. Viele Dachdecker konnten ihrer Arbeit nicht nachgehen, weil der Entsorgungsnotstand bei Polystyrol Betriebe lahmlegte und die Kosten für die Entsorgung dramatisch anstiegen. Der Dachdeckermeister aus Ulm war nicht so stark betroffen, aber sein Gedanke war damals schon: „Als sich Berichte in den Medien häuften, dass sich die Styroporabfälle auf den Höfen der Kollegen stapelten, dachte ich, das sollten wir ändern. Meine Intention war: Wie können wir überhaupt diesen Müll vermeiden? Oder, noch besser: Ein System entwickeln, was wir Dachdecker als Frühwarnsystem nutzen können?“
Die Idee, ein eigenes Monitoring-System für Flachdächer zu entwickeln, liegt schon ein paar Jahre zurück. Der damalige Geschäftsführer des Landesverbands Baden-Württemberg, Florian Jentsch, brachte den IT-Fachmann Riccardo Baral und Dachdecker Schendel zusammen, die 2021 SmartRoof gründeten. 2022 gewann das junge Startup bereits den Seifriz Preis. Die Laudatio fasst Idee und Funktionsweise gut zusammen: „Gemeinsam mit einem Wirtschaftsinformatik-Studierenden der Hochschule Karlsruhe entwickelte das Dachdeckerunternehmen Aurnhammer aus Neu-Ulm im Jahr 2020 eine smarte Dachmonitoring-Lösung. Die erhobenen Daten werden dabei in einem zentralen IoT-Betriebssystem gebündelt und über ein integriertes Dashboard für die Auswertung zur Verfügung gestellt. Die entwickelte Systemlösung erlaubt eine intelligente Früherkennung sowie vollständig digitale Zustandsüberwachung und vorausschauende Instandhaltung von Flachdächern.“
Kundenbindung per digitale Wartung
Feuchtemessungen am Flachdach sind nicht neu. Warum also jetzt noch ein weiteres Monitoringsystem?
Schendels Fokus ist zweigeteilt. Einmal der Aspekt der technischen Messung, das Con-
trolling der eigenen Arbeit und die der Kundenbindung durch den intelligenten digitalen Wartungsvertrag. „Wenn ich als Dachdecker rechtzeitig weiß, wie, wo und wann sich der Feuchtigkeits-Haushalt im Dach abbildet, kann ich auch vorausschauend sagen: Jetzt ist der Zeitpunkt einer energetischen Sanierung gekommen“, so Schendel. Lang anhaltende Feuchtigkeitseinwirkungen zwischen Abdichtungsbahn und Dampfsperre führen fast immer zur Feuchtigkeitsaufnahme der Dämmstoffe. Dann ist der Schaden aber fast vorprogrammiert. „Durch das Wissen aus dem Webmonitoring über den Feuchteverlauf im Schichtenpaket kann ich den Kunden rechtzeitig auf anstehende Arbeiten vorbereiten und somit auch meine Projekte besser planen“, weiß der Unternehmer.
Der gute Ansatz von Peter Welter
Also lässt sich das Monotoring-System gut als Wartungsmöglichkeit und Kundenpflege verstehen. Christoph Schendel erinnert sich: „Mein damaliger Fachlehrer Peter Welter vom BBZ Mayen hat immer gesagt: ‚After Sales ist ganz wichtig. Du musst als Dachdecker einen Wartungsvertrag abschließen.‘ Nun ist die Zeit der Zettelwirtschaft in den Betrieben weitgehend vorbei. Aber ein System, das das eigene Dach vorausschauend kontrolliert, ist eine smarte Sache – und dann noch digital.“
Service-Element: Nachhaltiges Controlling
Der Einbau des Systems ist keine große Sache, der Zeitaufwand ist vergleichbar mit dem Einbau eines Kaltdachlüfters. Der Clou des Systems sind Sensoren, die in einem Entlüftungsstutzen durch die Dämmung hindurch bis zur Dampfsperre reichen. Diese messen die Feuchtigkeit im Dachschichtenpaket, die Innen- und Außentemperatur. Daraus kann der Nutzer ablesen, ob eine Feuchte vorliegt oder ob das Flachdach austrocknet. Die Daten werden über ein SIM-Karte alle vier Stunden ins Internet gesendet und können über das Webportal eingesehen werden. Bei kritischen Messwerten schlägt das System Alarm per Mail. Der Dachdecker muss also nicht die ganze Zeit vor dem System sitzen, sondern wird informiert.
„Im Grunde steigt die Nachhaltigkeit, je länger ein Dach funktioniert“, so Schendel. Im Flachdach-Bereich geht es vor allem bei älteren Dächern darum, die Feuchtigkeit im Dämmstoff zu messen und zu kontrollieren. Da kommt der RoofWatcher ins Spiel. Das System hilft dem Dachdecker, Dächer permanent zu überwachen. Durch den Einbau des Monitoring-Systems können Veränderungen frühzeitig erkannt und unnötiger Baumüll vermieden werden.
„Wir kennen das doch alle: Die schlimmsten Ausgaben sind die ungeplanten. Mit unserem Messsystem vermeiden wir böse Überraschungen“, sagt Schendel. Das Monitoring-System von Smart Roof Solutions ist in alle unbelüfteten Flachdachkonstruktionen integrierbar – sowohl im Neubau als auch im Bestand.

Anfragen zur Gewährleistungsverlängerung häufen sich
Dieser Ansatz ist auf jeden Fall vorausschauend. Selbst wenn die Dachdecker aktuell und in naher Zukunft gut mit Aufträgen ausgelastet sind, kommen auch wieder trübere Zeiten. Und dann ist Kundenpflege und ein digitales Controlling bestimmt hilfreich. Denn künftig werden sich eher mehr Mitarbeiter von anderen Gewerken auf dem Flachdach tummeln als früher.
Ein weiterer Vorteil: Das Monitoring kontrolliert auch Folgeschäden von anderen Gewerken. Denn es ist viel Bewegung auf dem Dach. „Wir geben unsere Dächer ja oft in Vorleistung ab, und andere Gewerke wie Galabauer, Solarteure, Spengler oder Energieversorger laufen darauf herum und erzeugen ebenfalls Schäden und Fehler – es müssen nicht immer die eigenen Mitarbeiter sein“, lacht Christoph Schendel. „Wenn es dann zum Schaden und zur Beweisfrage kommt, ist das Monitoring sehr nützlich“, weiß der stellvertretende Landesinnungsmeister Baden-Württemberg, dort zuständig für die Fachtechnik. „Die Anfragen zur Gewährleistungsverlängerung häufen sich bei uns. Das ist ein wichtiger Faktor, wenn ich mich als Unternehmer absichern kann und muss. Mit der Analyse durch den RoofWatcher kann ich im Idealfall nachweisen: Meine Arbeit wurde von uns sauber und fachgerecht umgesetzt“, erläutert Schendel.

Nummer Sicher bei PV
Apropos Solarteur: Durch einzelne Dachöffnungen kann der Feuchtegehalt des Dachaufbaus nicht immer exakt festgestellt werden. Bevor eine PV-Anlage auf einem freibewitterten Dach nachträglich aufgebaut wird, ist es also notwendig, mittels Sensor zu prüfen, ob das Dach den Anforderungen genügt. Durch die Sammlung der Daten über drei bis sechs Monate kann der Planer oder Dachdecker eine sichere Aussage treffen. Durch die nachträgliche Verschattung eines Daches, zum Beispiel durch eine PV-Anlage, verändert sich der Temperaturverlauf im Schichtenpaket. Durch die Verringerung der Oberflächentemperatur gehen Trocknungsreserven im Sommer verloren und eine Auffeuchtung beginnt. Mit SmartRoof hilft der Dachdecker dem Eigentümer bei der Instandhaltung seiner Immobilie – das Dach denkt mit.
Bei den Startups auf der DACH+HOLZ
Es gibt bereits Dachdecker, die das Angebot bei Schendel anfragen und nutzen. Wer neugierig ist, der kann das System auf der DACH+HOLZ kennenlernen. Schendel wird es vor Ort in der Startup-Area vorstellen. Wir sind dabei und gespannt. Der Unternehmer beantwortet gerne Fragen zum System, alle Infos unter: https://www.smart-roof-solutions.de/.