Ein historisches Gebäude mit Gerüst, das sich in der Renovierung befindet, umgeben von grüner Landschaft.
Bei der Sanierung des Uracher Schlosses war ein Fassadengerüst inklusive Dachfang erforderlich. Mit dem modularen Fassadengerüst ließ sich dabei nicht nur das Arbeitsgerüst sicher durch einen vorlaufenden Seitenschutz montieren, sondern dank passender Systemausbauteile auch der Dachfang. (Quelle: Layher)

Arbeitssicherheit 2025-07-16T13:45:03.982Z Anforderungen an Fang- und Dachfanggerüste

Gerüste: Wo ein Seitenschutz an der Absturzkante nicht möglich ist, sichern Schutzgerüste zuverlässig gegen Absturz und schützen vor herabfallenden Gegenständen. Der Beitrag beleuchtet die Anforderungen an Fang- und Dachfanggerüste, gibt einen Überblick zu aktuellen Normen und zeigt, worauf es bei der fachgerechten Montage ankommt.

Kann bei Arbeiten auf horizontalen und geneigten Dachflächen aus Gründen des Bauablaufes kein Seitenschutz verwendet werden, sind Schutzgerüste zu errichten. Diese dienen dazu, als Fang- oder Dachfanggerüst Personen gegen tieferen Absturz zu sichern – oder als Schutzdach bzw. Arbeitsgerüst mit Bekleidung Personen, Maschinen, Geräte und anderes gegen herabfallende Gegenstände zu schützen. Entsprechend der zu erfüllenden Funktion werden Schutzgerüste in vier verschiedene Typen eingeteilt: Fanggerüste, Dachfanggerüste, Schutzdächer und Arbeitsgerüste mit Bekleidung. Die Anforderungen an Schutzgerüste sind in der sogenannten „Restnorm“ DIN 4420-1 geregelt. Handelt es sich um eine Kombination aus Arbeits- und Schutzgerüst, gelten die Regelungen der Normen DIN EN 12810 und DIN EN 12811. Nachfolgend werden Fanggerüste und speziell Dachfanggerüste näher erläutert. Hier liegt das Augenmerk unter anderem auf der Auffangfläche und der möglichen Absturzhöhe.

Ein Bauarbeiter montiert ein Gerüst auf einer Baustelle.
Mit der AGS-Schutzwandkonsole von Layher lassen sich beispielsweise Schutzwände vorlaufend montieren. Der Einsatz einer PSAgA kann entfallen. (Quelle: Layher)

Fanggerüste sind Einrichtungen, die Personen gegen tieferen Absturz von horizontalen bzw. geneigten Arbeitsebenen bis 22,5° sichern. Bei Fanggerüsten aus Systemgerüstbauteilen darf der senkrechte Abstand zwischen Absturzkante und Belagfläche 2,00 Meter nicht übersteigen. Horizontal wird der Abstand zwischen Fanggerüstbelag und Bauwerk auf maximal 30 Zentimeter begrenzt. Die Belagbreite sowie der Abstand zwischen Innenkante Seitenschutz und der Absturzkante müssen mindestens 90 Zentimeter betragen. Maßgebend für diese Abstände ist die tatsächlich nutzbare Fangbreite der Belagfläche. So wird beispielsweise bei auskragender Deckenschalung der Abstand zwischen Schalung und Innenkante Seitenschutz gemessen. Kann der Mindestabstand nicht eingehalten werden, gehört an die Absturzkante ein Seitenschutz. Dazu kann zum Beispiel ein Fassadengerüst der Systembreitenklasse SW06 eingesetzt werden, welches wenigstens in der Fanglage durch Bauteile wie Konsolen auf mindestens 90 Zentimeter zu verbreitern ist. Aufgrund der hinreichenden Breite von mindestens 90 Zentimetern zum Auffangen einer abstürzenden Person genügt bei Fanggerüsten in der Regel ein dreiteiliger Seitenschutz mit einer Mindesthöhe von 95 Zentimetern.

Oberste Lage: Höchstens 1,50 Meter unterhalb der Absturzkante

Bei Dächern mit einer Neigung von mehr als 22,5° bis 60° sind Dachfanggerüste notwendig, um Personen gegen tieferen Absturz zu sichern. Bei einem Dachfanggerüst darf die oberste Lage – die Fanglage – höchstens 1,50 Meter unterhalb der Absturzkante liegen. Für die Mindestbreite der Fanglage gilt die Breitenklasse W06, der Belag muss also mindestens 60 Zentimeter breit sein. Der maximale Wandabstand zwischen Fanglage und Bauwerk wird auch hier auf maximal 30 Zentimeter begrenzt.

Um eine abrutschende Person sicher aufzufangen, ist der Seitenschutz zu einer Schutzwand zu erweitern. Diese wird im Allgemeinen mittels Netze oder Drahtgeflecht ausgeführt. Maximale Maschenweite: 100 Millimeter. Der Überstand der Schutzwand, bezogen auf die Absturzkante, ergibt sich aus der Formel 1,50 Meter abzüglich des Abstands der Schutzwand von der Absturzkante (mindestens 70 Zentimeter). Bei zwei Meter hohen Schutzwänden und einem Schutzwandabstand von 70 Zentimetern darf der Belag nicht tiefer als 1,20 Meter unter der Absturzkante liegen.

Fang- und Dachfanggerüste müssen den zu schützenden Bereich, bezogen auf die Absturzkante, seitlich um mindestens 1,00 Meter überragen. Es bietet sich daher an, das Gerüst an den Traufseiten zu überbauen und an den Giebelseiten einzupassen. Mit dem sogenannten „Anlegen“ von Geländern wird das Gerüst zu Beginn auf den Gebäudegrundriss abgestimmt. Dies ermöglicht, einen eventuell erforderlichen Längenausgleich auch ohne Messaufwand zu erkennen. Wird ein Schutzgerüst um eine Bauwerksecke herumgeführt, müssen der Belag des Arbeitsgerüsts und die Schutzeinrichtung ebenfalls in voller Breite um die Ecke herumgeführt werden.

Ein Baugerüst mit roten Stützen und darauf montierten Solarpanelen auf einem Dach.
Die Gerüststütze lässt sich auch bei Dachfanggerüsten einsetzen – etwa für die Installation von Photovoltaik-Anlagen. (Quelle: Layher)

Die Fanglage im Fokus

Nach dem fachgerechten Aufbau des Gerüsts geht es an den Ausbau der Fanglage. Hierfür werden im Normalfall Konsolen genutzt. Je nach Anforderungen bieten Systemgerüsthersteller wie Layher verschiedene Lösungen an. Für das modulare Fassadengerüst AGS gibt es beispielsweise serienmäßig die AGS-Schutzwandkonsole. Damit ist auch bei der Errichtung des Dachfangs eine vorlaufende Geländermontage möglich. Der Einsatz einer PSAgA kann dadurch entfallen. Das Systembauteil lässt sich einfach aus der darunterliegenden Lage an der Lochscheibe des AGS-Stiels der obersten Lage anbringen, nach außen schwenken und nach Anbringung der Konsolstrebe mit Gerüstböden ausdecken. Anschließend Geländer versetzen, Schutzwand mit der 1,00 Meter hohen AGS-Geländerstütze erhöhen, Netze anbringen – fertig.

Gerüste ohne Verankerung standsicher errichten – auch mit Dachfang

Auf Baustellen gibt es immer wieder Situationen, bei denen nicht verankert werden kann oder soll. Beispiele sind Gebäude mit besonderem Fassadendesign aus Glas oder Leichtmetallen oder zunehmend auch die Installation von Photovoltaik-Anlagen – sei es auf Industriedächern oder auch bei Wohnhäusern. Eine bewährte Lösung für freistehende Gerüste ohne Verankerung ist etwa die stufenlos von 3,3 bis 6,0 Meter teleskopierbare Gerüststütze von Layher. Abgesehen von klassischen Fassadengerüsten lässt sich diese im Hinblick auf Dacharbeiten auch bei Dachfanggerüsten problemlos einsetzen. Dies wurde über umfangreiche Testreihen und einen rechnerischen Nachweis belegt. Neben einer eventuell erforderlichen Ballastierung wird das Gerüst dazu einfach mittels Druckabstützung zur Fassade stabilisiert. Die Sicherung der Gerüststütze am Boden erfolgt bei Bedarf mittels Erdnägeln.

zuletzt editiert am 16. Juli 2025