Ende Januar informierten sich die bayerischen Dachdecker in Waldkirchen über die Themen: Nachlass, Recht, Entwässerung und Flüssigabdichtungen. (Quelle: DDH)

Markt 25. January 2023 Doppelpass mit Dachdeckern

Waldkirchen: Die Haftung bei Arbeitsunfällen, das Bekenntnis zum Berufsstand und aktuelle Fälle von Sachverständigen: Die Referate der 42. Waldkirchener Meistertage machten deutlich: Sicherheit, Beratung und Vorsorge sind überlebenswichtig für Dachdeckerbetriebe.

Bei gutem Wetter mit etwas Schnee eröffnete DMS-Vorsitzender Heribert Schuck die 42. Meistertage 2023, wie immer im Bürgerhaus Waldkirchen. Schuck begrüßte die Teilnehmer, unter ihnen auch ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk und Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer. Der Vorstand der DMS hatte die Corona-Zeit genutzt, um einige Neuerungen bei den Meistertagen umzusetzen. Vorstandsmitglied Daniel Preißinger dankte den zahlreichen Fördermitgliedern, die sich wieder im Hauptsaal des Bürgerhauses präsentierten und nicht im Keller verstecken mussten. Auch wenn im Saal noch einige Plätze frei blieben, kamen dieses Mal erfreulicherweise viele junge Dachdecker zu den Meistertagen, deren Betriebe noch nicht alle Mitglied in der Innung sind.

Das Bekenntnis zum Dachdeckerhandwerk

Somit passte es gut, dass Thorsten Meyerhöfer, Geschäftsführer LIV Bayern und Kompetenzzentrum Dachtechnik Waldkirchen (KPZ), einen Überblick über die Historie der Zünfte gab und die Vorteile der Innungsmitgliedschaft vorstellte. „Wenn Sie das Gleiche tun, aber Nerven, Zeit und Geld sparen – dann haben Sie mehr Erfolg als vorher. Das kann Ihnen die Mitgliedschaft in einer Innung bieten. Doch das funktioniert nur, wenn Sie sich bei uns engagieren – oder frei nach Lukas Podolski: Ein Doppelpass allein funktioniert nicht. Das lohnt sich auf jeden Fall. Zum Beispiel mit einem Zugriff auf die Materialgarantien – das gibt es nur in der Dachdecker-Innung“, so Meyerhöfer. Erstaunlicher Spitzenreiter bei einer Befragung unter den bayerischen Innungs-Dachdeckern nach deren Gründen für den Innungsbeitritt war das Bekenntnis zum eigenen Berufsstand, gefolgt von der Beratung.

Erläuterte geduldig und souverän, welche Neuerungen im Bereich Dachentwässerung anstehen: Jan Redecker. (Quelle: DDH)

Flüssigkunststoffe für komplizierte Anschlüsse stellte Tobias Backhaus von Enke vor. Abends ließen sich die Dachdecker bei einer Führung das sanierte und modernisierte Dachdecker-Ausbildungszentrum zeigen. Die Band „Sommer of Love“ brachte in den Werkhallen die Gäste zum Tanzen.

Thorsten Meyerhöfer erklärte warum ein Notfallmanagement unbedingt notwendig ist. (Quelle: DDH)

Entwässerung bei Planern: Mehr Geschnörkel statt Funktion

Der Freitagmorgen startete mit dem fachlicher Austausch zwischen Dachdeckern und Industrievertretern bei Weißwurst und Weißbier. Technisch ging es dann weiter. Jan Redecker, Dachdeckermeister, technischer Mitarbeiter des ZVDH, stellte das neue ZVDH-Merkblatt zur Entwässerung vor. Redecker gab zunächst einen Überblick über die Aktivitäten im Hinblick auf die DIN 1986 seit 2016. Der Weißdruck des Fachausschusses Entwässerungen ist nun endlich ab April 2023 gültig. „Die Anforderungen an die Dachentwässerung wachsen stetig, es gibt mehr Geschnörkel statt Funktion, das ist für uns als Dachdecker in der Umsetzung oft eine Strafe“, so Redecker. Im Detail wurden Regelungslücken im Bereich der Kaskadenentwässerung, der Entwässerung von Balkonen und Loggien sowie der Belüftung von Abwasserfallleitungen geschlossen. Eine Kaskadenentwässerung ist zum Beispiel für Balkone und Terrassen mit umlaufend geschlossener Attika und barrierefreien Übergängen nicht geeignet. „Die neuen Berechnungsbeispiele zeigen eine Möglichkeit, wie ein Entwässerungskonzept aussehen könnte“, sagte Redecker. Die zahlreichen Empfehlungen und Fragen zu Retention und den neuen KOSTRA-DWD-Werten zeigten, dass die Ausführung der Entwässerung für den Dachdecker komplexer wird.

Trugen erstaunliche Schadensfälle vor: Sepp Frank (links) und Heribert Schuck. (Quelle: DDH)

Vollmachten rechtzeitig planen

Auf welche Maßnahmen Dachdecker immer vorbereitet sein sollten, erläuterte Thorsten Meyerhöfer eindringlich nach der Pause. Das Beispiel eines plötzlich gestorbenen Dachdeckers zeigte, wie sinnvoll und nötig es ist, dass Unternehmer sich gegen Ausfallwahrscheinlichkeiten wegen Krankheit und/oder Tod wappnen. Doch leider zeigen Umfragen, dass die Notfallplanung immer noch vernachlässigt wird. Die wichtigsten Fragen sind: Wer übernimmt dann was im Betrieb und wie geht es privat weiter? Ohne Bevollmächtigung gibt es generell keine Vertretung. „Rechtssicherheit besteht bei einer Vollmacht für ein konkretes Rechtsgeschäft“, betonte Meyerhöfer, der die Details des Notfallordners „Notfallmanagement im Dachdeckerhandwerk“ vorstellte.

Beim Veranstaltungsort hatten sich die Veranstalter in diesem Jahr etwas Neues einfallen lassen. Nach gefühlten 30 Jahren Bürgerhaus fand der Festabend erstmalig im Café der Bäckerei Pilger statt. Eine gute Entscheidung, denn der kleinere Raum bot mehr Möglichkeiten zum Austausch. Hingucker war eine kurze Pool-Dance Einlage. Sebastian Heun and Friends sorgten für die passende Musik, die letzten Gäste gingen um 4 Uhr morgens in die Hotels.

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in DDH 02.2023.

In der Werkhalle des KPZ Waldkirchen trafen sich die Gäste am Donnerstagabend. (Quelle: DDH)
zuletzt editiert am 25.01.2023