Künstliche Intelligenz, kurz K.I., wird den Handwerkeralltag mächtig verändern. Darin waren sich alle Referenten des 24. BFW-Seminars am 7. und 8. März in Bad Lauterberg einig. Wer sich ihr verschließt, verliert. So einfach geht das. Fast 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt waren der Einladung des BFW mit Unterstützung des LIV gefolgt. Sie sollten eine Achterbahnfahrt durch eine Welt erleben, die hier und da beängstigend wirkt. Die Referenten waren Daniel Langhorst von der Helmsauer Gruppe, Prof. Dr. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta, der Podcaster Jörg Mosler, der Wirtschaftspsychologe Andre Schomaker und der KI-Junkie Matthias Wald. Die Organisation leitete Brigitte Rieger, Projektverantwortliche beim LIV in St. Andreasberg. Der LIV und das Unternehmen M-Soft förderten das Seminar.
Hacker sitzen nicht bei Mutti im Keller „2025, sagt Referent Daniel Langhorst, „kommt der KI-Turbo.“ Bei der steigenden Zahl an Hackerangriffen auf Unternehmen eine überraschende Erkenntnis. „Cyberrisiken im Fokus, oder: Schutz vor den unsichtbaren Gefahren in der digitalen Welt.“ Ein Mann gegen die dunkle Seite im Netz. Was folgte war eine knallharte Analyse, wie leicht es gut strukturierte Hackerunternehmen haben, an die Daten von Firmen und einfachen Usern zu gelangen. KI hilft ihnen dabei und recherchiert sozusagen die Schwachstellen der jeweiligen Computer und deren Menschen. Und es gehe nur um Daten, denn: „Das Gold der digitalen Welt sind die Daten selber. Die lassen sich im Darknet verkaufen“, erklärte er. Gemeint sind Kundendatenbanken, Kontaktdaten und so weiter. Mittel dagegen: Schulungen der Mitarbeiterschaft und tägliche Backups. Dann ist im Zweifel „nur“ die Hardware hin.

Glauben Sie es: KI gehört die Zukunft
Mit ein paar Klößen im Hals ging es für die versammelte Dachdeckergemeinschaft zum Mittagstisch. Gesprächsthema? Natürlich der Crime aus dem www, ist doch klar. Prof. Dr. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta nahm die Handwerker nach der Mittagspause auf eine Reise in die nicht mehr so weit entfernte Zukunft. Und diese Reise begann mit der Frage: „Was ist möglich?“ Lin-Hi stellte gleich mal klar: „Es wird anders sein, als sie es sich vorstellen.“
Willkommen im Jahre 2050. wer Lin-Hi schon einmal erlebt hat, weiß um die Frage, die im Raume steht: Was ist Fiktion oder Phantasie, was wird oder ist bereits Realität? Nun, der Professor ist ein Wissenschaftler. Fiktion ist nicht so sein Ding. Also: Führerscheine wird es in 2050 nicht mehr geben. Dafür steht der Begriff „Teleportation“ im Raume, mindestens aber autonomes Fahren. Geht jetzt schon. Neugeborene haben eine Lebenserwartung von 200 Jahren. Fleisch wird in vitro hergestellt, also im Bioreaktor. Ein Chip löst alle Schlüssel und Zugangskarten ab. Der Chip im menschlichen Gehirn wird kommen. Da ist sich Lin-Hi sicher. Menschliche Organe aus dem 3-D-Drucker, ein Vitalchip zur perfekten Gesundheitsfürsorge, Roboter werden zu Familienmitgliedern, der Quantencomputer wird von der Singularität abgelöst, kurz: „In Zukunft haben wir alles, was wir brauchen, im Überfluss“, prophezeite er. Arbeit werde zum Hobby, für das der Mensch Geld bezahlt. Und das sagte er Menschen, die von ihrer Hände Arbeit leben.
Alles fängt klein an
„Was technologisch gerade passiert, lässt sich evolutionär nicht mehr greifen.“ Da dürfte der Professor aus Vechta recht haben. Podcaster Jörg Mosler ging danach auf die Optimierung von Abläufen ein. Ziel: Zeitersparnis. Auch dabei kann KI aktiv helfen. Es geht um den Kontakt zum Kunden, sprich Kundengewinnung und -betreuung vom ersten Kontakt bis hin zur Bewertung. Ein spannendes Thema, bei dem es viel Aufholbedarf gibt. Interaktive Internetpräsenzen mit KI-generierten Videos, Terminvereinbarung mit Hilfe der KI, die selbstverständlich auch Fragen beantworten kann, Termine für den Handwerker einträgt und sie im Blick hält, Kundschaft über den aktuellen Stand informiert, nach Auftragserledigung die Abrechnung klärt und sogar um eine Bewertung bittet. Das Gute: Mosler weiß, wie das alles geht, denn all das gibt es längst.
Alle KI bringt nichts ohne die drei B's von Andre Schomaker Der Wirtschaftspsychologe Andre Schomaker ist jemand, der genau analysieren kann, wie und warum ein Mensch reagiert oder agiert, wie er es nun mal tut, etwa in Sachen Selbsteinschätzung, meist viel zu gut. Und er weiß, wie Botschaften wirken. Seine erste lautet entsprechend: Nicht zu viele Informationen auf einen Schlag. Das kann ein menschliches Gehirn einfach nicht verarbeiten.
Es geht um Vereinfachung in der Darstellung eines Unternehmens, seiner Leistungen und so weiter. Schomaker bietet allerhand Beispiele, zeigt, wie große Konzerne die Psychologie nutzen, um Kundenverhalten zu beeinflussen und Kunden zu gewinnen. Letztlich hat ein Rezept für die Dachdecker, heißt, für die ideale Ansprache an die Kundschaft, das 3B-Framework, als da wären: Behavior: Welches Kundenverhalten will der Dachdecker erreichen? Barriere: Das ist die Kunst, herauszubekommen, warum sich Kunden so verhalten, wie sie es tun. Lässt sich der Weg des Kunden zum Auftrag erleichtern, dem Kunden etwas abnehmen, gibt es eine Hürde, die Kunden einfach nicht nehmen – alles online, ist klar. One-Klic-Buy-Button ist das Schlagwort. Das dritte B beschreibt die Benefits, also die Vorteile, die die Kundschaft hat, wenn sie sich für ein Unternehmen entscheiden.

Matthias Wald – KI ist seine Rettung
„I love K.I.“ prangt auf dem T-Shirt von Matthias Wald, ein echter KI-Motivator. Bei ihm hat sie einen Namen: Maria. Dazu Bild und Video von Wald, und schon ist Maria lebendig. Grenzen verschmelzen, auch Geschlechter. Maria ist in allen denkbaren Sprachen verfügbar. Wald, der Multilinguale. Für die Dachdeckergemeinschaft ging es mit ihm in die ganz eigene KI-Welt. Virtualität und Realität, sie sind kaum mehr trennbar. Videos, Audios, Text, Telefonate, Büroorganisation, sogenannte „Agenten“ sind die Schnittstelle, wenn man so will die Administratoren der digitalen Büroorganisation. Der Mann brannte ein wahres Feuerwerk unendlicher Möglichkeiten ab, präsentierte Tools und Apps, mit denen jeder Handwerker seine schöne eigene Welt kreieren könne. Tatsächlich geht es darum, Abläufe zu optimieren, eine perfekte Präsentation hinzulegen und sich von Mitbewerbern abzuheben. Internetseiten optimieren? Dafür gibt es Tools. Neue Texte? Das macht KI. Kundenkontakte? Pflegt KI. Werbesongs? Komponiert KI. Alles macht KI, sie begleitet Wald auf Schritt und Tritt. Mails beantwortet er schon lange nicht mehr. „Das lasse ich machen“, sagte er. Und er demonstrierte, wie er mit seiner Maria interagiert.
Der Möglichkeiten gibt es tatsächlich viele. Und, das betonte Wald: Man stehe noch am Anfang. Einen kleinen Haken gibt es: Wer all diese Möglichkeiten nutzt, der muss der KI auch alle wichtigen Informationen über sich, sein Unternehmen und sein Umfeld spendieren, damit diese sie nutzen kann. Da geht es um „individuell“ konfigurierte Chats. Lokales Wissen und Weltwissen vereint. In Deutschland stehen der Entwicklung noch die Hürden Datenschutz, Ethik und Moral entgegen. Aber, um den Bogen zurück zu Prof. Dr. Nick Lin-Hi zu schlagen: Auch das wird sich wohl ändern. Schöne, unheimliche neue Zeit.
Schäden und Lösungen: Exklusiv im DDH-Newsletter
Sie kennen das seit Jahren: Probleme mit PV-Anlagen oder zum Beispiel feuchten Untergründen. Wie Dachdecker diese Anforderungen, gemeinsam mit Sachverständigen, in der Praxis bewältigen, erfahren Sie bei uns – von Dachdeckern für Dachdecker geschrieben.