Schneelast: Wegen stark gedämmter Dächer bleibt der Schnee länger oben – gut fürs Auge, dennoch eine Gefahr für Fußgänger. Dachdecker haben die Pflicht, Bauherren aufzuklären, warum Schneelasten gefährlich sind.
Auf gut gedämmten Dächern bleibt der Schnee länger liegen, denn er taut nicht durch die Abwärme des Gebäudes. Auch dadurch steigt die Gefahr, dass plötzlich große Schneemengen vom Dach rutschen und Sach- oder sogar Personenschäden verursachen. Dachlawinen können bei entsprechender Schneelast und Dachgröße so viel Gewicht haben wie beispielsweise ein PKW.

Schneelastenzonen in Deutschland
Deutschland ist in 5 Schneelastzonen unterteilt, demnach kann man ein baugleiches Gebäude, welches in Hamburg steht, nicht mit einem in München stehenden Gebäude vergleichen. Für jedes Dach muss ein Nachweis erstellt werden. Für die Berechnung sind folgende Faktoren maßgeblich:
- Schneelastzone gemäß DIN EN 1991-1-3
- Geländehöhe über Normalnull (NN)
- Dachneigung
- Sparrenlänge
Seit 2012 gilt die DIN EN 1991-1-3 ,,Einwirkungen auf Tragwerke – Schneelasten". Sie regelt die technischen Baubestimmungen mit der Berechnung der Schneelast, die nun ausschlaggebend für die Konstruktion der Schneeschutzsysteme ist. Darauf aufgebaut/angelehnt hat der ZVDH ein Merkblatt für Einbauteile bei Dachdeckungen verfasst. Seitdem ist der ,,Stand der Technik" definiert, der sowohl Handwerkern als auch Auftraggebern Sicherheit gibt. Zudem ist eine Nachweispflicht seit 2005 eingeführt, diese Statischen Nachweisberechnungen werden häufig von Versicherern verlangt, wenn das Gebäude an öffentlichen Verkehrswegen liegt, die Fußgänger und Autos zwangsweise passieren müssen. Ein solcher Nachweis stellt klar, dass Dachdecker, Planer und Hersteller zusammen an dem Schneefang und somit an der Verkehrssicherheit gearbeitet haben. Aufgrund dieser Nachweise werden Gebäudeversicherungen zum Teil bestimmt. Der statische Nachweis ist vom Hersteller der Schneeschutzsysteme zu führen. Dieser muss den Nachweis für die Tragfähigkeit des Schneeschutzsystems bis zur Befestigung im bzw. am Gebäude unter Berücksichtigung des vorhandenen Untergrundes (zum Beispiel Holz,…) nach den gültigen Vorschriften erbringen. Neben den Vorschriften, wie ein Schneefangsystem montiert, dokumentiert und geplant wird, gibt es auch noch kommunale Regelungen, die eine gewisse Optik vorschreiben, wie zum Beispiel, dass in der Neubau-Siedlung Max Musterdorf nur rote Doppelrohre als Schneesicherungssystem verwendet werden dürfen. Kommt es zu einem solchen Fall, hat der Planer oder Bauherr die Aufgabe, sich insofern zu erkundigen, welche Produkte dieser Forderung der Kommune gerecht werden können.

Leichter Schnee – schwerer Schnee: Pappschnee und Pulverschnee
Pappschnee wiegt ungefähr dreimal mehr als Pulverschnee. Pulverschnee fällt bei sehr niedrigen Temperaturen und zeigt filigrane Eiskristalle. Es entsteht eine lockere Schneedecke, bei der ein Kubikmeter circa 60 Litern Wasser entspricht. Der stark verdichtete, nasse Pappschnee fällt bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Ein Kubikmeter kommt dann 200 Litern Wasser oder mehr gleich. Aus Schnee wird eine Schneelast. Deshalb liegt der Berechnung der Schneelast nicht die Höhe, sondern das Gewicht zugrunde. Bei frisch gefallenem Schnee zählt die Flächenlast: Das Eigengewicht wirkt als Druck senkrecht nach unten. Erst wenn der Schnee schmilzt und ins Rutschen kommt, ändern sich die Kräfte. Dann wirken Schneefangsysteme der sogenannten Trauflast entgegen.

Sascha Schornstein
Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 01. 2022.