Gründach: Auf dem 32 Hektar großen Gelände von Farming Agrícola in Spanien zieht das extravagante Bürogebäude mit rund 1.000 Quadratmetern blühender Dachlandschaft alle Blicke auf sich. Auf unterschiedlichen Dachneigungen kamen drei verschiedene Systemaufbauten zum Einsatz. Lagesicher und stabil kann so die „mediterrane Blumenwiese“ gedeihen, die dem trockenen und heißen Klima am Standort angepasst ist.
Farming Agrícola gilt als moderne Firma im Landwirtschaftssektor in Spanien und Portugal. Die Firmenzentrale liegt 17 Kilometer von Palencia entfernt in Tierra de Campos in Kastilien und León, einer Region Spaniens, die als Kornkammer bekannt ist. Architektonisch lässt sich das zweistöckige Bürogebäude im Prinzip der Kategorie „Nur-Dach-Haus“ zuordnen.
Grundsätzlich sind Dachbegrünungen bis rund 35° Dachneigung bei fachgerechter Planung und Ausführung möglich. Wenn es allerdings steiler wird, sind die Machbarkeit objektspezifisch exakt zu prüfen und aufwendigere Maßnahmen hinsichtlich Schubabtragung und Erosionsschutz erforderlich.
Schubschwellen innerhalb der einzelnen Dachflächen verankert
Die Dächer des Bürogebäudes lassen sich in drei Teilflächen untergliedern: die 540 Quadratmeter große Fläche mit 4° Neigung, eine 50 Quadratmeter Fläche mit 20° Neigung sowie zusammen 420 Quadratmeter umfassende Flächen mit 40–45° Neigung.
Oberstes Gebot in den Steildachbereichen ist, die hohen Schubkräfte über stabile Widerlager in die Dachkonstruktion abzuleiten. Zu diesem Zweck wurden die Dachränder ausreichend hoch ausgebildet sowie zusätzliche Schubschwellen innerhalb der einzelnen Dachflächen verankert. Die Höhe (circa 30 Zentimeter) und Abstände der Schubschwellen zueinander (circa 2,50 bzw. 4,35 Meter) sind infolge einer statischen Berechnung auf die Schubkräfte ausgelegt. Um den Ablauf von Überschusswasser von den Dachflächen zu gewährleisten, sind die Schubschwellen über die gesamte Dachbreite (circa 9 Meter) in regelmäßigen Abständen unterbrochen.
Diese Dachkonstruktion einschließlich aller Schubschwellen erhielt eine wurzelfeste bituminöse Abdichtung und darauf die Wärmedämmung aus XPS Hartschaum. Dieser Umkehrdachaufbau erfordert nach oben wasserdurchlässige Schichten, weshalb die diffusionsoffene Trennlage TGV 21 die erste Schicht im Begrünungsaufbau darstellt.
Begrüntes Steildach mit Georaster-Elementen
Für die Lagesicherung ist die beschriebene Unterkonstruktion mit Schubschwellen relevant und der verwendete Gründachaufbau. Die Wahl fiel auf den ZinCo-Systemaufbau „Begrüntes Steildach“ mit Georaster-Elementen. Diese zusammensteckbaren, 54 x 54 Zentimeter großen Raster-Elemente aus Recycling-Kunststoff bewirken einen stabilen Verbund, der Schubkräfte bis circa 800 kg/lfm aufnehmen kann und das Substrat vor Abrutschen schützt. Da die Georaster-Elemente genau 10 Zentimeter hoch sind und diese mit Substrat eben zugedeckt werden, steht genau diese Substrattiefe zur Verfügung. Die Systemerde „Dachgarten“ wurde in Big Bags angeliefert, per Kran auf das Dach gehievt und von Hand verteilt. Nach Verlegung einer Tröpfchenbewässerung war alles für die künftige Pflanzenpracht vorbereitet.
Für den 20° geneigten Dachbereich (50 Quadratmeter) verwendete man das System „Begrüntes Schrägdach“ mit Floraset FS 75. Für das Flachdach mit 4° Neigung (420 Quadratmeter) war der Systemaufbau mit Floradrain FD 25 richtig. Die 25 Millimeter hohen Dränelemente aus Recycling-Kunststoff erfüllen dank ihrer oberseitigen Mulden Wasserspeicherfunktion. Nach der Abdeckung Elemente mit dem Systemfilter SF schlossen sich wie in den Schrägen 10 Zentimeter Systemerde „Dachgarten“ an.
In Spanien vorkultiviert
Eine geschlossene Pflanzendecke ist der wesentlichste Schutz vor Erosion, weshalb für die Anwachsphase auf Steildächern ab 30° nur vorkultivierte Vegetationsmatten und keine Pflanzungen infrage kommen. Für die Etablierung ist außerdem wichtig, dass die Pflanzenarten an das Klima am Standort angepasst sind. Bei diesem Gründach sind die Voraussetzungen ideal, da die Vegetationsmatten in Spanien kultiviert wurden. Die installierte Bewässerung sichert das Anwachsen der Vegetationsmatten und darüber hinaus die bedarfsgerechte Versorgung der „mediterranen Blumenwiese“, die übrigens zwischendurch zu mähen ist. Die reich blühende Komposition verleiht dem architektonisch eindrucksvollen Gebäude seinen ganz besonderen Charme und harmoniert wunderbar mit der umliegenden Landschaft – ein wahrlich erhebendes und strahlendes Gründachprojekt.
