Hamburg: Rund 300 Besucher konnte der Creaton Zukunftstag vermelden. Der denkmalgeschützte Schuppen 52, ein klassischer Kaischuppen aus der Kaiserzeit im Hamburger Hafen, bot das passende Umfeld für Vorträge mit Live-Umfragen, Barcamps und die Verleihung des Influencer-Awards.
Moderatorin Carmen Hentschel bat ZVDH-Vizepräsident André Büschkes und Rainer Kabelitz-Ciré, Geschäftsführer Holzbau-Deutschland, zum Auftakt auf die Bühne. Im Gespräch resümierten sie über die momentane Weltlage. „Uns bleibt nur, durch die Glaskugel in die nächste Glaskugel zu schauen“, so Büschkes mit Blick auf die Schnelllebigkeit unserer Zeit. Sicher sei aber, dass Dachdecker schon lange unterwegs sind in Sachen Nachhaltigkeit. Kabe-
litz-Ciré zeigte sich erfreut über die gute Ausbildungslage, mahnte aber an, die jungen Leute auch halten zu müssen, und betonte die hohe Attraktivität des Berufsfeldes durch Tradition und Innovation.
Positive Aussichten
Ömer Atiker eröffnete das Vortragsprogramm, das das Thema Digitale Transformation in amüsanter Art beleuchtete, und Marktforscher Martin Langen prognostizierte: Die wichtigsten Märkte wachsen auch im nächsten Jahr. Dass Ökologie und Ökonomie durchaus zusammenspielen können, zeigte Dietmar Geckeler, Geschäftsführer von Denersol. DDM Benjamin Stocksiefen beschrieb seinen Werdegang vom gescheiterten dualen Studium über Meisterschule, Vorarbeiter bis zum Chef. Er empfahl die Hilfe eines externen Beraters, um eine Geschäftsübernahme innerhalb der Familie reibungslos abzuwickeln. Jan Voges, DDM-Podcaster und Blogger, legte dar, wie schnell sich die Dachdeckerwelt verändert. Auch er warnte: „Wir müssen uns dringend Gedanken machen, warum so viele aus dem Beruf austreten.“ René Träder, Psychologe und Autor, erklärte die acht Bausteine der Resilienz und legte dar, wie man einen gesunden Umgang mit Belastungen entwickeln kann, um somit etwas für die eigene Resilienz zu tun. „Sie achten immer auf den Akku-Stand Ihres Handys, achten Sie auch auf Ihren eigenen Akku“, riet Träder den Anwesenden. Christoph Exner, geschäftsführender Gesellschafter der ieQ-Network, gab Tipps für das digitale Marketing im Handwerk: „Wenn die Qualität nicht dargestellt wird, dann gewinnt der Preis.“
Pfeifen und Autorität
Im Influencer-Talk hatten die Nominierten die Gelegenheit, sich und ihre Kanäle vorzustellen. Auch viele Branchenfremde folgen den Posts der Handwerker. Mirko Fischer von Style Dach: „Meine Neukunden bekomme ich nur noch über das Internet.“ Ebenfalls digital unterwegs ist Dachdeckermeister Lukas Büdenbender. Neben seinen Erfahrungen in Sachen Betriebsnachfolge und Generationenkonflikt erläuterte er, wie er seinen eigenen Betrieb digitalisierte und daraus eine eigene Plattform wurde. Von einer anderen Erfahrung erzählten Martin und Peter Diekmann. Die beiden Brüder schafften es, am Tag nach einem Großbrand, dem ihr Lager zum Opfer fiel, schon wieder obenauf zu sein. Bereits einen Tag später konnten sie die Arbeiten wieder aufnehmen und sich und ihr Team zum Weitermachen motivieren. Zu guter Letzt betrat Medienprofi Urs Meier die Bühne. Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter erzählte spannend und humorvoll von seinen Erfahrungen und legte dar, wie schwer es ist, Entscheidungen zu treffen, und wie wichtig, um als Autorität wahrgenommen zu werden. „Never lose, either win or learn“, so Meiers Credo.
The winner is …
… moris.odndhl. Dachdecker Maurice Odendahl gewann die Trophäe, weil er auf seinen Kanälen mit Humor Begeisterung für sein Handwerk weckt und dabei mehrere hunderttausend Follower erreicht. Die Holzbau Tussis Carolina Boyke und Hannah Scheurer folgen auf dem zweiten Platz mit ihrem Instagram-Kanal. Platz drei geht an Mirko Fischer mit Style Dach. Die Gewinner ernteten natürlich jede Menge Applaus, ganz besonders aber Hannah Scheurer, die klarstellte: „Ich bin Zimmerin. Mein Beruf ist nicht Influencerin, sondern ich bin Handwerkerin, die Vorurteile widerlegen und Werbung für das Handwerk machen will.“


