Praxistipps: Anfallendes Regenwasser auffangen und gezielt in die Kanalisation leiten, das erledigt eine außenliegende oder auch vorgehängte Dachrinne. Doch ist dieses recht einfache Dachdetail wichtig und knifflig zugleich. Tipps und Tricks zu den gängigsten Ausführungen von vorgehängten Rinnen und der derzeit gültige Fachtechnik.
Was ist eine vorgehängte Dachrinne?
Vorgehängte oder auch außenliegende Dachrinnen werden mithilfe von Rinnenhaken/-haltern oder anderen Tragkonstruktionen i. d. R. auf der Traufbohle oder den Sparren an der Außenseite des Daches befestigt. Hier sorgen sie für die sichere Ableitung von Niederschlägen von der Dachfläche, der Abstand zur Wand sowie die leichte Kippstellung zur Vorderseite schützen diese zudem bei überlaufender Rinne vor Durchfeuchtung.
Welche Arten von vorgehängten Rinnen gibt es?
Bei vorgehängten Dachrinnen wird zwischen folgenden Varianten unterschieden:
- halbrunde Dachrinne
- kastenförmige Dachrinne
- Gesimsrinne
- Sonderformen vorgehängte Rinne (aus Metall oder Kunststoff)
Die beiden gängigsten Formen sind die halbrunde und die kastenförmige Rinne, die es aus verschiedenen Materialien wie z.B. Kunststoff, Zink, Kupfer, Aluminium oder Edelstahl industriell vorgefertigt (inkl. Zubehörteile) auf dem Markt gibt. Beide Ausführungen werden auf die gleiche Art und Weise montiert. Die Vorderkante der Dachrinne weist zur Stabilisierung meist einen Wulst oder einen aus mehreren Kantungen bestehenden vorderen Rinnenabschluss auf, die hintere Seite einen Wasserfalz. Gesimsrinnen werden entweder unter Verwendung halbrunder oder kastenförmiger Dachrinnen hergestellt oder auch komplett handwerklich gefertigt. Sonderformen müssen der DIN EN 612 entsprechen. Als vorderseitige Blende kann die vorgehängte Gesimsrinne eine Bekleidung erhalten oder in den Rinnenwulst wird ein Vorstellblech eingehängt, das am unteren Ende mit Haften auf der Gesimsabdeckung befestigt wird.

Was versteht man unter Rinnenteiligkeit?
Statt Nenngröße ist auf der Baustelle oft noch von Teiligkeit die Rede. Eine Bezeichnung wie z. B. „10-teilig“ stammt daher, dass die Rinnen früher möglichst verschnittfrei aus einem 2 m breiten Normblech zugeschnitten wurden. So haben 10-teilige Dachrinnen ein Einzelmaß von je 20 cm und werden auch als 200er oder 20er Rinne bezeichnet. Weitere gängige Beispiel-bzw. Nenngrößen sind:
- 200 cm / 25 cm = 8-teilige Dachrinne (250/25er Rinne)
- 200 cm / 33 cm = 6-teilige Dachrinne (333/33er Rinne)
- 200 cm / 40 cm = 5-teilige Dachrinne (400/40er Rinne)
Welche Rinnengröße wähle ich aus?
Die Rinnengröße ist generell an die Größe der Dachfläche anzupassen. Die Berechnung ist Pflicht und erfolgt unter Berücksichtigung weiterer Faktoren, z.B. der Regenmenge, mithilfe einer entsprechenden Formel durch den verantwortlichen Planer. Um die Passgenauigkeit bzgl. der Regenfallrohre und weiterem Zubehör zu gewährleisten, sollten die handelsüblichen Formen und Maße eingehalten werden. Als grobe Faustformel zur Kontrolle kann man folgende Werte zugrunde legen: 200er Rinnen für Dachflächen bis 37 m², 250er Rinnen bis 83 m2 und 333er Rinnen für Dachflächen bis 150 m2 .


Was sind Dilatationsstücke und wo kommen sie zum Einsatz?
Um die thermisch bedingte Längenausdehnung von Metallrinnen aufzunehmen bzw. Rissen entgegenzuwirken, müssen ausgleichende Dehnungsstücke – sog. Dilatationsstücke – eingebaut werden. Dabei sind folgende Richtwerte für die maximalen Abstände von Dehnungsausgleichern zu beachten:
- bei einem Zuschnitt > 500 mm = 10 m
- bei einem Zuschnitt < 500 mm = 15 m
Von Festpunkten wie z.B. Rinnenwinkeln oder Maueranschlägen ist die Hälfte der oben genannten Längen zu wählen.
Was ist vor der Montage zu beachten?
Vorgehängte Dachrinnen dürfen in Waage aufgehängt werden, doch zu empfehlen ist ein leichtes Gefälle von mind. 1 - 3 mm pro Meter in Richtung Wasserstutzen. Wasserrückstände nach Regenfällen sind nicht zu vermeiden und stellen auch keinen Mangel dar. Aufgrund von unvermeidbaren Veränderungen in der Unterkonstruktion oder bei verbauten Bewegungsausgleichern ist ein behinderter Wasserablauf bzw. stehendes Wasser möglich. Damit bei Überlaufen der vorgehängten Rinne eine automatische Notentwässerung über die Vorderkante der Rinnenlängsseite erfolgt, muss der vordere Wulst etwas tiefer liegen als die sog. Wassernase.
Welche Werkzeuge benötige ich für die Montage?
- Rinnenhakenbieger
- Lötgeschirr plus Zubehör
- Blechschere (ideal: Rundlochschere für Stutzen)
- Metall-/Lochsäge
- Zimmermannshammer
- Elektrohobel/Fräse
- Akkuschrauber
- Maurerschnur
- flachen, langen Bleistift (Zimmermannsbleistift)
- Wasserwaage
Wie sehen die einzelnen Montageschritte zur Befestigung vorgehängter Rinnen aus?
Hoch- und Tiefpunkt anzeichnen
Man nimmt sich zwei oder mehr Rinnenhaken (je nachdem, wie viele Punkte es insgesamt anzuzeichnen gibt), hängt diese in die nicht montierte Dachrinne und markiert sich an den Rinnenhaken, bis wohin die Rinne geht. Dann nimmt man einen Rinnenhaken weg und verändert nichts mehr, sodass dieser den Hochpunkt der Rinne anzeigt. Bei dem anderen Rinnenhaken verschiebt man die Markierung weiter Richtung Befestigungslöcher. Dieser zeigt dann den Tiefpunkt an, an dem später der Stutzen montiert wird.

Rinnenhakenbieger einstellen
Die Stellschraube des Rinnenhakenbiegers wird beim Einstellen recht weit eingedreht, um sich langsam an die Dachneigung heranzutasten. Um die passende Einstellung zu finden, nimmt man den Rinnenhaken, an dem der Hochpunkt angezeichnet ist, und biegt diesen passend zur Dachneigung. Bei diesem Arbeitsschritt muss das Nachstellen der Schraube am Rinnhakenbieger in Etappen erfolgen, soll heißen man biegt, misst nach, biegt und misst nach und wiederholt dies so lange, bis es passt. Am Schluss sollte die vordere Feder ca. 1 cm tiefer als der Rinnenrücken ausgerichtet sein.

Hoch- und Tiefpunkt anschlagen
Die fertig gebogenen Rinnenhaken werden nun am Hoch- und Tiefpunkt montiert. Dabei ist allgemein zu beachten, dass alle zur Verfügung stehenden Befestigungslöcher genutzt werden sollten. Der Rinnenhakenrücken muss dabei einen Abstand von ca. 2 cm aufweisen.
Richtschnur spannen
Am Rinnenhaken befindet sich meist in der Beuge ein Fixierpunkt, von dem aus eine Maurerschnur zum Beugepunkt des anderen Rinnenhakens gespannt wird. Die Stelle, an der sich der Rinnenhaken in Richtung vordere Feder biegt, wird ebenfalls mit der Maurerschnur verbunden.

Rinnenhaken anzeichnen
Bei diesem Arbeitsschritt ist eine ruhige Hand gefragt: Man nehme einen Rinnenhaken, halte diesen an die zwei Schnurpunkte mit den entsprechenden Fixierpunkten am Rinnenhaken und markiert dann mit einem langen, flachen Bleistift o. Ä. über der Traufbohle den Punkt, an dem der Haken gebogen wird.
Tipp: Zuerst alle Haken anzeichnen, dann alle biegen und erst danach einen Haken nach dem anderen montieren, sodass keine Wirrungen in der Schnur entstehen.
Alternativ gibt es noch die Methode, die Rinnenhaken direkt nebeneinander in gerader Linie zu legen, den Hoch- und Tiefpunkt links und rechts davon zu positionieren und die Markierungen auf dem Hoch- und Tiefpunkt über alle Haken hinweg zu verbinden. Doch hier ist Vorsicht geboten, denn wenn der Dachstuhl nicht 100 % gerade ausgerichtet ist, funktioniert diese Variante nicht sonderlich gut und genau.
Rinnenköpfe einlöten
Die Rinnenköpfe am rechten und linken Ende (Achtung: die sind meist unterschiedlich) sollten möglichst vor Einhängen der Rinne eingelötet werden. Wenn die Rinne hängt, ist dies nur noch vom Inneren des Rinnenbodens möglich und somit wesentlich umständlicher zu bewerkstelligen.
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Rinne einlegen
Die Rinnenelemente werden vom Tiefpunkt ausgehend in die Rinnenhaken eingedreht. Man beginnt am Tiefpunkt, um die Überdeckung so auszuführen, dass keine Gegennähte entstehen. Auch können die Nähte so ausgerichtet werden, dass diese jeweils über einem Rinnenhaken liegen und so von unten nicht sichtbar sind. Bei dieser Vorgehensweise steht Optik vor Verschnitt und Wirtschaftlichkeit, weshalb sie vorab mit dem Auftraggeber abgestimmt werden sollte.
Rinnennähte verlöten
Sobald alle Rinnenlängen in den Haken liegen und per Blickkontrolle auf ihre Geradlinigkeit hin überprüft worden sind, können die Nähte verlötet, verklebt oder geschweißt werden, so wie es die jeweiligen Verarbeitungsrichtlinien vorgeben. Es reichen hier Überlappungen von max. 30 mm.
Zubehörteile positionieren
Abschließend ist der Rinnenstutzen für den Anschluss des Fallrohrs zu positionieren. Vorab muss an der entsprechenden Stelle noch ein Loch in die Rinne gebohrt bzw. gesägt werden, dessen Ränder leicht abgeschliffen oder angebördelt werden, damit ein ungestörter Wasserablauf möglich ist. Anschließend wird der Stutzen von unten eingehängt und mit dem Fallrohr verbunden. Bei Bedarf kann jetzt noch ein Traufblech vorgehängt werden.