Ein Bild eines modernen Einfamilienhauses mit einem Flachdach, großen Fenstern und einer Solaranlage auf dem Dach, aufgenommen bei Tageslicht mit blauem Himmel im Hintergrund.
Ob Wohnhäuser, öffentliche Gebäude oder industrielle Bauwerke – Metalldächer und -fassaden in Stehfalztechnik haben eine lange Tradition und bieten eine äußerst robuste und zugleich ästhetisch ansprechende Lösung. (Quelle: DDH (Sascha Schornstein))

Steildach 2024-11-26T13:17:49.630Z Stehfalzdetails an Dach und Fassade: Praktische Tipps für Dachdecker:innen!

Praxis: Ob Wohnhäuser, öffentliche Gebäude oder industrielle Bauwerke – Metalldächer und -fassaden in Stehfalztechnik haben eine lange Tradition und bieten eine äußerst robuste und zugleich ästhetisch ansprechende Lösung. Eine fachgerechte Verarbeitung sichert die Langlebigkeit der Konstruktionen. DDH erläutert praktische Hinweise zu Grundlagen und Detaillösungen von handwerklich hergestellten Stehfalzkonstruktionen.

Was ist ein Falz?

Der Falz beschreibt die Verbindung von zwei aneinander liegenden Kantungen bei Metallblechen,-bändern oder -tafeln, der handwerklich oder auch maschinell hergestellt werden kann. Man unterscheidet zwischen einfachen und doppelten, liegenden und stehenden Falzen. Falzverbindungen gelten als regensichere, aber nicht wasserdichte Verbindungen

Was wird als Schar bezeichnet?

Mit Schar bezeichnet man ein einzelnes, längliches Metalldachdeckungselement, das zwischen zwei Falzen liegt. Schare sind die Grundelemente zur Erstellung von Stehfalz- und Doppelstehfalzdächern, kommen aber auch bei Außenwandbekleidungen zum Einsatz.

Und was genau sind Winkel-oder Doppelstehfalze?

Winkel- oder Doppelstehfalze sind spezielle Längsverbindungen der Metallbleche/Schare, die ohne sichtbare Schrauben oder Nägel sowie Löt- oder Schweißverbindungen auskommen. Die Bleche werden an ihren Längsseiten aufgestellt und miteinander verfalzt, also durch mechanisches oder maschinelles Umfalzen miteinander verbunden. Die Befestigungselemente (Hafte) werden dabei Teil des Systems. Dies sorgt nicht nur für Sicherheit bei hohen Windlasten, sondern verleiht dem Dach auch eine elegante und optisch klare Linienführung.

Mit welchen typischen Metallwerkstoffen wird in der handwerklichen Stehfalztechnik gearbeitet?

Die am häufigsten verwendeten Materialien für Stehfalzdächer und -fassaden sind Titanzink, Aluminium, Kupfer und Edelstahl, die üblichen Metalldicken variieren hier zwischen 0,5 bis 0,8 mm. Jeder Metallwerkstoff bringt seine eigenen Vorzüge mit sich:

Titanzink: korrosionsbeständig, sehr langlebig, entwickelt charakteristische matte Patina in verschiedenen Grautönen, lässt sich gut biegen.
Aluminium: leicht, korrosionsbeständig und in verschiedenen farbigen Beschichtungen verfügbar.
Kupfer: hochwertig, edel und äußerst langlebig,mit einer charakteristischen Grünfärbung im Alter.
Edelstahl: robust, widerstandsfähig und nahezu wartungsfrei.

Klassische Grundformen und Besonderheiten

Einfacher Stehfalz

Gilt als einfachste Falzverbindung bei Dachneigungen ab 45° und kommt außerdem bei Abdeckungen, Einfassungen und Laibungen zur Anwendung. Die Längskanten der Bleche werden aufgestellt und durch Umfalzen senkrecht miteinander verbunden. Stehfalze sollten immer zur Wetter abgewandten Seite geschlossen werden, um eine entsprechende Regensicherheit und Windbeständigkeit zu gewährleisten.

Illustration eines einfachen Stehfalzes, typisch verwendet bei Metallarbeiten und Dachdeckerei.
Bei der einfachen Stehfalz werden die Längskanten der Bleche aufgestellt und durch Umfalzen senkrecht miteinander verbunden. (Quelle: Regelwerk Dach)
Detailausbildung einfacher Stehfalz unterhalb eines Ziegeldachs im Traufbereich zur Abdeckung der Aufdachdämmung
Stehfalze sollten immer zur Wetter abgewandten Seite geschlossen werden, um eine entsprechende Regensicherheit und Windbeständigkeit zu gewährleisten. (Quelle: Regelwerk ZVDH Dach)

Doppelstehfalz

Bei dieser Stehfalztechnik werden zwei verschieden hohen Kantungen (35/45 mm) von nebeneinander liegenden Blechen/Scharen zweimal umgeschlagen, um eine besonders regensichere Verbindung herzustellen. Im fertigen Zustand hat der Doppelstehfalz eine Mindesthöhe von 23 mm. Als zusätzliche regensichernde Maßnahme kann laut Fachregel eine Erhöhung der Doppelstehfalze erfolgen, bei Ausführung an Graten ist diese zwingend erforderlich. Die Regeldachneigung bei Doppelstehfalzdeckungen beträgt 7°. Bei Ausführungen in Titanzink sind bis 15°Dachneigung Zusatzmaßnahmen erforderlich, so z.B. Trennlagen, die eine Drainagefunktion erfüllen.

Winkelstehfalz

Anders als beim klassischen Stehfalz, der meist senkrecht aufgerichtet ist, hat der Winkelstehfalz eine abgeschrägte oder abgewinkelte Form. Im Gegensatz zum Doppelstehfalz wird hier außerdem nur ein Schenkel geschlossen. Auch zeichnet sich der Winkelstehfalz durch geringe Materialspannungen aus und findet Anwendung im Fassadenbereich sowie in der Bekleidung von Kleinflächen wie Blenden, Attiken, Brüstungen usw.. Mit seiner Höhe von ca. 25 mm und einer Falzbreite von ca. 12 mm lassen sich Dach- und Fassadenflächen optisch gliedern. Die Verlegung kann horizontal, vertikal und auch diagonal erfolgen. Die Mindestdachneigung für Winkelstehfalzdeckungen beträgt 25°. Bei erhöhten Anforderungen wie z.B. in exponierten Lagen oder schneereichen Gebieten gilt für Winkelstehfalzdächer Regeldachneigung von 35°.

Merke: Die Mindestdachneigung bei Stehfalzdächern beträgt 3°. Bei Unterschreitung der Regeldachneigungen sind laut Fachregel Zusatzmaßnahmen erforderlich. Diese reichen vom Einzug eines Dichtbands über eine Falzerhöhung bis hin zu Unterdachkonstruktionen, wasserdichten Durchdringungen oder wasserdichten Einbauteilen.

3 typische Stehfalze zeichnerisch dargestellt
In der Gegenüberstellung weisen alle Stehfalze verschiedene Unterschiede auf. (Quelle: ZVDH/Regelwerk Dach)

Welche Vorteile bietet die Stehfalztechnik an Metalldächern und -fassaden?

Langlebigkeit und Witterungsbeständigkeit: Stehfalzdächer aus Metall sind extrem widerstandsfähig gegenüber Witterungseinflüssen wie Regen, Schnee und Wind. Die dichte Verfalzung schützt das Dach vor eindringendem Wasser und somit Feuchteschäden.

Ästhetik und Flexibilität: Stehfalzdächer haben eine moderne und elegante Optik und fügen sich harmonisch in verschiedenste architektonische Stile ein. Stehfalzkonstruktionen können sowohl bei modernen wie auch bei traditionellen Bauprojekten eingesetzt werden.

Energieeffizienz: Eine reflektierende Oberfläche der Metallbleche kann zur Reduzierung von Wärmeaufnahme beitragen, was zu einer besseren Energieeffizienz des Gebäudes führt.

Nachhaltigkeit: Metallbleche sind zu 100 % recycelbar und können mehrfach wiederverwertet werden, ohne an Qualität zu verlieren. Dies macht Stehfalzdächer zu einer umweltfreundlichen Wahl.

Geringer Wartungsaufwand: Aufgrund ihrer robusten Materialien und Verarbeitungstechniken erfordern Stehfalzdächer im Vergleich zu anderen Dachtypen eine minimale Pflege und Wartung.

Brandschutz: Metalldächer und -fassaden sind brandbeständig, was die Sicherheit des Gebäudes erhöht.

Welche Werkzeuge stehen für Falztechniken zur Verfügung?

Übliche Handwerkszeuge:

Falzzange: zum Formen und Schließen der Falze.
Blechschere: für das Zuschneiden der Metallbleche.
Schlagschere: größere Version der Blechschere, für präzisere Schnitte.
Blechbiegezange: zum Biegen und Anpassen der Blechkanten.
Falzschließer: spezielles Werkzeug zum Schließen der Stehfalze.
Traufenschließer: spezielles Werkzeug zum Schließen der Traufkantungen.
Kantbank: für das Biegen der Bleche in präzise Winkel.
Kreuzschweifhammer: zum Verformen und Anpassen der Bleche, oft mit Kunststoffkopf, um Beschädigungen zu vermeiden.
Sandhammer: zum schonenden Verformen der Metalle.
Schaleisen: zum händigen Herstellen von Falzen.
Akkuschrauber: zum Befestigen der Bleche und Bauteile.
Blechschneider (Nibbler): zum sauberen Ausschneiden von Metallblechen.
Blechbiege-/Profiliermaschine: für das präzise Biegen von Metallblechen in verschiedene Winkel und Formen.
Dachfalzschließer: spezielles Gerät zum effektiven Schließen von Doppel- und Winkelstehfalzen.

Mess- und Markierwerkzeuge

Maßband: zum genauen Messen der Blechstücke und Abstände.
Schieblehre: für präzise Messungen von Dicke und Abständen.
Winkelmesser: zum Bestimmen und Übertragen von Winkeln.
Anreißnadel: zum Markieren der Schnitt- und Biegelinien auf dem Metall.
Schlagschnur: zum Markieren gerader Linien über längere Distanzen.

Weitere praktische Hilfmittel sind:

Blechentgrater: zum Entfernen von Graten und scharfen Kanten.
Nietzange: zum Verbinden von Blechen und Bauteilen mit Nieten.
Klemmen: zum Fixieren der Bleche während der Montage.
Heißluftgebläse: zum Erwärmen und Formen von Materialien, besonders bei kaltem Wetter.

Welche Befestigungsmittel kommen bei Stehfalzdächern- und fassaden zum Einsatz?

Zur Befestigung von handwerklich hergestellten Stehfalzsystemen werden i.d.R. industriell gefertigte Hafte oder auch Clips verwendet, um die Metallbleche und -bänder nicht sichtbar bzw. fachgerecht auf den unterschiedlichen Unterkonruktionen oder Dämmsystemen zu befestigen. Man unterscheidet zwei Haupttypen von Haften bei Stehfalzkonstruktionen, die es in verschiedensten Längen und Ausführungen gibt:

Festhafte: Diese Hafte sind starr und werden direkt auf der Unterkonstruktion befestigt. Sie dienen dazu, die Position der Metallschare zu fixieren und verhindern deren Bewegung.

Schiebehafte: Diese Hafte erlauben eine gewisse Bewegung der Metallschare. Sie sind besonders wichtig bei thermischen Ausdehnungen und Kontraktionen des Metalls durch Temperaturänderungen. Schiebehafte ermöglichen den Metallblechen, -bändern und -tafeln sich zu bewegen, ohne die Struktur des Dachs zu beeinträchtigen oder Schäden zu verursachen.

Festhafte und Schiebehafte im Detailgetreuen Aufbau.
Festhafte oder Schiebehafte? Die Auswahl der richtigen Hafte ist für alle Dachdecker:innen entscheidend. (Quelle: Regelwerk ZVDH Dach)

Die Auswahl der richtigen Hafte ist entscheidend, um die Konstruktion vor Windsogkräften zu schützen sowie Dehnungsbewegungen der Schare bei Temperaturschwankungen aufnehmen zu können. Zur Vermeidung von Korrosion sollten die Hafte/Clips auf die Deckunterlage (etwaiger chemischer Holzschutz) und den jeweiligen Metallwerkstoff sowie dessen etwaige Beschichtung abgestimmt und mindestens korrosionsgeschützt sein (siehe Tabelle unten). Hafte aus Edelstahl gelten als korrosionsbeständig und sind somit für alle Metallwerkstoffe und Umgebungen geeignet. Fest- und Schiebehafte werden i.d.R. mit mindestens 2 Nägeln oder Schrauben, die dem Material der verwendeten Hafte entsprechen sollten, auf der Unterlage befestigt.

Wie gehe ich bei den üblichen Detailausführungen vor?

Traufdetails

An der Traufe eines Daches wird auf der Schalung ein Einhangblech montiert. Dieses Blech ist eine Kombination aus Vorrichtung zum Einziehen der Schare und unterer Abschluss der Fassade sowie Traufblech, je nach Einsatzort. Nachdem das Einhangblech montiert worden ist, kann die Schar entweder mit einem bereits vorgefertigtem Einhangfalz/Umwurf „eingezogen“ werden oder die Schar wird auf das Dach gelegt. Am Einhangblech müssen bei Befestigung mindestens 2 cm überstehen. Nachdem die Schar in das Traufeneinhangblech eingezogen und mit Haften befestigt worden ist, führt man den Stehfalz an der Traufkante durch Umlegen mit geeignetem Werkzeug aus. Hierbei ist ein ca. 5 mm Dehnungsabstand zwischen Umfalzung und Einhangblech vorzusehen. Der Falzabschluss kann stehend gerade, stehend rund, stehend schräg ausgeführt werden, seltener kommen die Varianten „schwäbische Traufe“ oder umgelegter Doppelstehfalz zur Anwendung.

Zeichnung Traufdetail Stehfalzdeckung Dachdeckerhandwerk
Bei Herstellen der Traufdetails kann eine Schablone zum Anzeichnen der Traufe hilfreich sein, um eine gleichbleibende Optik zu erzielen. (Quelle: Rheinzink, Datteln)

Firstdetails

Am First gibt es die Möglichkeit, einen belüfteten oder unbelüfteten First herzustellen. Hierbei sind zwei Ausführungsarten möglich

  • durchgehender Stehfalz mit Quetschfalte im Aufkantungsbereich
  • umgelegter Stehfalz

In beiden Fällen wird die Schar am Firstende hochgestellt. Um das Firstdetail auszubilden, wird die Schare mit Überstand gedeckt. Der Falz wird  geschlossen und etwa 8 cm vom Scheitelpunkt in Traufrichtung komplett umgelegt. Wenn der Falz komplett geschlossen und flachgelegt worden ist, können die Aufstände am First mittels entsprechender Falzzange oder Schaleisen hergestellt werden.

Eckdetails Fassade

Ausgehend von einer geradlinig laufenden Schar werden Eckübergänge meist auf zwei Arten hergestellt:

Variante1:
45% durchgehend
Die letzten Schare des jeweils an der Ecke endenden und anlaufenden Gebindes werden wie im normalen Scharenverlauf miteinander verbunden. Es heißt hier „Überdeck über Unterdeck“, allerdings wird die Grundschenkelaufstellung nicht auf 90°, sondern auf 45° ausgeführt oder eben je nach Winkel der Ecke, die man überbrücken möchte. Hier bricht man den Winkel der Ecke, über die man die Schare verbinden möchte, und teilt diesen durch zwei. Der somit errechnete Winkel ermöglicht die Ausführung eines passenden Eckübergangs.


Variante 2:
Doppelecke
Bei der Doppelecke werden die Schare, welche an die Ecke laufen, mit einer Unterdeckkantung versehen. Somit kann die Eckleiste mit zwei Überdeckkantungen versehen und über beide Unterdeckkanten montiert werden.

Aufkantungen in Doppelstehfalz mit Quetschfalz

Folgende Arbeitsschritte sind hierbei erforderlich:

  • Anzeichnen der Aufkanthöhe plus Rückkantung und anschließendes Einschneiden der angezeichneten Stelle

  • Bei der Rückkantung wird bis zum Wasserlauf eingeschnitten, während bei der Aufstandkantung der 25 mm- bzw. 24 mm-Steg des Über- und Unterdecks unversehrt bleibt.

  • Dann mittels Falzzange die Quetschfalte vordefinieren und z.B. in einer Klavierkantbank komplett aufkanten.

  • Scharen am Einsatzort montieren und die nun aneinander stehenden Glattblechbereiche mittels Sandhammer und Schaleisen zu einer Doppelstehfalz ausbilden.

Fensterlaibungen

Einen Winkelstehfalz als Laibungskante in einer Einschubschnecke zu montieren, bedeutet, dass das Profil des Winkelstehfalz als Kante oder Abschluss an einem Gebäudeöffnungsbereich (wie Fenster oder Tür) verwendet wird. Diese spezielle Laibungskante wird dann in eine Einschubschnecke integriert, die typischerweise in industriellen Anwendungen verwendet wird, um Material zu transportieren oder zu bewegen.

Hinweis: Die Verbindung sich kreuzender Längs- und Querfalze im Dachbereich kann z.B. bei Durchdringungen, Gauben usw. erforderlich sein. Die Kreuzpunkte von Längs- und Querfalzen des Doppelstehfalzsytems müssen entsprechend vorbereitet und ausgeführt werden, damit die wesentlichen Eigenschaften des stehenden bzw. umgelegten Doppelstehfalzes erhalten bleiben. Laut Fachregel muss das Umlegen der Stehfalze in Abhängigkeit von der Fließrichtung des darüber abfließenden Wassers erfolgen. Regenwasser sollte möglichst über die glatte Längsfalzseite ablaufen können. Der Längsfalz muss dabei so ausgeführt und umgelegt werden, dass das darüber fließende Wasser nicht in den Falz eindringen kann.

zuletzt editiert am 26. November 2024