Teistungen: Beim 8. Mitteldeutschen Dachtag demonstrierten die Dachdecker, wie die Digitalisierung Betriebe unterstützt. Mit Drohnen, KI-Tools und praxisnahen Einblicken ins Regelwerk erhielten die Teilnehmer wertvolle Impulse, um ihren Alltag einfacher und sicherer zu gestalten.
Dachdecker müssen Entscheidungen immer häufiger unter Zeitdruck treffen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Dokumentation und Nachweispflichten. Fehler im Aufmaß, unklare Zuständigkeiten bei der Datenablage oder Wissenslücken zu neuen Regeln kosten Betriebe nicht nur Geld, sondern auch Nerven. Der gemeinsame Dachtag der Landesverbände Thüringen und Sachsen-Anhalt bot Orientierung – mit praktischen Tipps für den Alltag.
Die Landesinnungsmeister Andreas Wiebicke (Sachsen-Anhalt) und Marten Oeser (Thüringen) eröffneten die Tagung am Freitag. Beide bedankten sich beim Organisationsteam für die erfolgreiche Durchführung des Events und unterstrichen, wie wertvoll der Austausch innerhalb der Dachbranche ist.

Moderne Vermessungstechnik: Präzise mit Drohnen und KI
Wie moderne Vermessungstechnik das Aufmaß beschleunigt und gleichzeitig präziser macht, erläuterte Melvin Baumann von Airteam anschaulich im ersten Vortrag. Drohnen liefern in kurzer Zeit vollständige Dachansichten, aus denen KI-gestützte Software 3D-Modelle, Flächen, Neigungen und Bauteilabzüge erstellt. „Dachdecker setzen auf die Inspektion mit Drohnen, da sie auch dem Fachkräftemangel entgegenwirkt. Für große Objekte genügt ein Flug von rund zehn Minuten, und wir liefern aus den Daten fertige CAD-Modelle“, betonte Baumann.
Anschließend demonstrierte er die Features, zum Beispiel Fast Fusion 3D, mit einem Vermessungsbericht, der Zeichnungen und Hinweise auf Störobjekte enthält. Am Vorzeige-Objekt „Speicherstadt“ verdeutlichte Baumann, wie genau Drohnenaufnahmen selbst für Fassadenaufnahmen einsetzbar sind. Auch ein kurzer Regenguss hielt Baumann nicht davon ab, draußen einen Drohnenflug zu starten.
Nach einer kurzen Pause hieß es „Türen auf“ für noch mehr Einblicke: Fördermitglieder und Industriepartner präsentierten auf der begleitenden Messe ihre Produkte. Dachdeckerinnen und Dachdecker nutzten die Gelegenheit, um sich über praktische Anwendungen auszutauschen.

Am Abend trafen sich rund 150 Gäste zu einem Festabend, der bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde. In diesem Rahmen gab es auch Ehrungen für verdiente Persönlichkeiten: Ehrenlandesinnungsmeister Karl-Heinz Schneider und Buchhalterin Karola Eisenacher erhielten Präsente anlässlich ihrer Geburtstage im September. DDM Marco Holzapfel wurde für sein besonderes Engagement zur Vorbereitung des Dachtages geehrt.
Mit Grußworten von ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk begann der Samstag. Er lenkte die Aufmerksamkeit auf politische Entwicklungen und berichtete über erfolgreiche Gespräche mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft: „Wir werden als Gesprächspartner ernst genommen. Und wir haben klar machen können, wie wichtig das Dachdeckerhandwerk für die Klimawende ist“, betonte Bollwerk.
Eine Programmänderung führte zu einem unerwarteten Höhepunkt: Felix Schneider, einer von vier Geschäftsführern des Dachdeckerbetriebs Dach Schneider Weimar, stellte sich humorvoll und souverän vor und kündigte an, 2026 für eine Kandidatur als ZVDH-Vizepräsident zur Verfügung zu stehen, auch um den Osten wieder vertreten zu sehen. Das Ehrenamt hat eine lange Tradition in dem Familienunternehmen: Holger Schneider, ebenfalls Geschäftsführer, ist Obermeister der Dachdeckerinnung Weimar-Apolda-Jena, und Karl-Heinz Schneider, der 1972 den Dachdeckerbetrieb übernahm und bis 2015 die Geschäfte führte, ist vielen als ehemaliger Präsident des ZVDH bekannt, eine Rolle, die er 2005 von bis 2017 innehatte. Dieses Jahr hatte der Betrieb sein 100-jähriges Bestehen gefeiert.

Auch das Rahmenprogramm bot Abwechslung: Beautycoach und Visagistin Jana Sondermann präsentierte „Typgerechtes Make-up-Styling“ mit Pflegetipps und Tricks zur Hautstraffung. Viele Gäste nutzten zudem das große Wellness-Angebot im Hotel Victor’s Residenz Teistungenburg.

Intranet: Ein Wissensschatz für Mitglieder
Der interne Mitgliederbereich des ZVDH war ein weiterer Schwerpunkt des Dachtags. Claudia Büttner, Bereichsleiterin Presse beim ZVDH, verdeutlichte die Vorteile des komplett neu gestalteten internen Mitgliederbereichs. „Aktuelle Informationen zu allen relevanten Themengebieten, Vorlagen, Merkblätter und Checklisten stehen im internen Bereich zur Verfügung und dank der verbesserten Suche schnell auffindbar. Das Intranet könne zudem als webbasierte App genutzt werden, neue Infos der Landesverbände oder des ZVDH werden per Push- oder Mailnachricht angekündigt.

Fachregel-Updates: Wissen schützt vor Haftung
Das Update zu den Fachregeln war ein zen-
traler Programmpunkt des Dachtags. Jan Redecker, ZVDH-Geschäftsführer Technik, und sein Vater Bernd Redecker präsentierten ausführlich die wichtigsten Neuerungen und erklärten die Tragweite für die Betriebe.
Ein wichtiges Thema ist die PV-Montage: Besonders die Temperaturentwicklungen unter den Systemen bleiben ein Forschungsbereich, der durch zum Beispiel das neu gegründete Institut für Dach- und Fassadentechnik unterstützt werden soll.

Auch KI-gestützte Tools sollen künftig Einzug ins Regelwerk halten. In einem Pilotprojekt testete der Rudolf Müller Verlag im Rahmen eines Hackathons beispielsweise interaktive Suchfunktionen und Chatbots. „Wir sind auf einem guten, anspruchsvollen Weg“, so Jan Redecker.
Richtlinien im Blick: Das Flachdach-
Update
Zum Abschluss des Dachtags gaben die Experten einen Ausblick auf das Update der Flachdach-Richtlinie, das bis Ende 2025 veröffentlicht werden soll. Farbige Abbildungen und Perspektivoptionen sollen die Praxistauglichkeit erhöhen und die Regelwerke anschaulicher gestalten.
Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 10. 2025.