Solar: Im Kölner Westen sanierten Dachdecker energetisch ein siebzigjähriges Schieferdach. 20 Module sorgen für eine nachhaltige Stromgewinnung. Wir berichten, wie der Dachdeckerbetrieb Esch und Scholzen die anspruchsvollen Arbeiten fachgerecht umsetzte.
Auch in der Stadt setzen immer mehr Bauherrn auf eine Kombination aus klassischen Deckwerkstoffen wie Ziegel oder Schiefer mit PV-Anlagen. Der Dachdeckerbetrieb Esch und Scholzen aus Schleiden hat sich im Herbst 2023 der Herausforderung angenommen.
Expertise als Grundbaustein
Der Plan des Bauprojektes in der Lortzingstraße im Kölner Stadtteil Lindenthal sieht eine Rechteck-Doppeldeckung Inklusive einer integrierten Solaranlage vor. Esch und Scholzen Bedachungen kommt aus Schleiden in der Eifel. Die Erfahrung mit Schieferdeckungen lässt sich so auch geografisch nachvollziehen, da gerade die Eifel mit traditionellen Fachwerkhäusern und Schieferfassaden in Verbindung gebracht wird. Somit haben die Mitarbeiter oft eine längere Anfahrt. „Wir haben viele Aufträge im Kölner und Bonner Raum“ berichtet Scholzen. Gerade die Spezialisierung auf Schiefer sei im städtischen Raum eher selten.
„Wir machen eine Energetische Sanierung. In Kombination mit dem Erhalt des optisch ansprechenden Dachs werden gleichzeitig neue Fenster in die Mansarde eingebaut.“ erklärt Scholzen. Der Dachdeckermeister und sein Team planten rund elf Wochen für die vollständige Sanierung inklusive Integration der Solaranlage. Die Arbeitszeit begründet Scholzen nicht unbedingt mit der Montage der Photovoltaik-Anlage, sondern mit der Handarbeit, die das aufwändige Abtragen und das Anbringen der Schieferplatten mit sich bringt und der Sanierung der vielen Details.

Maßgefertige Gauben auf der Baustelle
„Der Schiefer an der Fassade hätte noch länger gehalten, aber oben auf dem Dach war das Material schon sehr marode“, berichtete Vorabeiter und DDM Christian Koenn. Die Altdeutsche Deckung kam nach 70 Jahren runter und machte Platz für neuen Schiefer und eine Photovoltaik-Anlage. Ende August waren dann die Schiefer-Abbrucharbeiten fertig. Zudem standen ein paar Details in Sachen Metallverarbeitung an. Zum Beispiel montierten die Dachdecker eine neue Dachrinne, was durch die zahlreichen Rundungen sehr aufwändig war. Die Dachgauben waren vorhanden, aber doch recht alt.
Somit fertigten die Dachdecker die neuen Gauben aus einem Stück, direkt auf der Baustelle. Die neuen Gauben sind aus Alu, die vorhandenen aus Zink machten immer wieder mal Probleme. Dabei mussten die Dachdecker darauf achten, dass die zahlreichen Zierelemente erhalten blieben. Abschließend erhielten die Gauben noch einen frischen Anstrich.

Solar mit Schiefer
Im September installierten die Dachdecker die wesentlichen Bestandteile der PV-Anlage, ein integriertes Schiefer-System von Rathscheck das sich nahtlos in die neue Schieferdeckung einfügt. Die Solaranlage wurde auf beiden Seiten des Steildachs mit jeweils zehn Modulen montiert. Die Anzahl der Module ist mit zehn Stück auf jeder Seite recht wenig, dennoch handelt es sich um effiziente und großflächige Module (170 x 133 cm), die einen hohen Wirkungsgrad haben. Die wasserführenden Modulträger für die Befestigung der 1.723 mm x 1.134 mm x 30 mm großen PV-Elemente eignen sich für Dachaufbauten mit Schalung oder Lattung und sorgen, nach eigenen Angaben, durch ihre geringe Aufbauhöhe für einen optisch nahezu ebenmäßigen Übergang zur Schieferfläche bei gleichzeitigem Schutz vor anfallendem Regenwasser. Als Unterkonstruktion gibt es einzelne Grundelemente aus Kunststoff, in die die Solarmodule eingefügt werden, inklusive Eindeckrahmen wie bei Dachfenstern. Darauf montieren die Dachdecker Module mit den Schieferplatten.
Wir befragten DDM Werner Scholzen zur aktuellen Entwicklung

Wie wird sich der Solar Markt entwickeln?
"Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten, da dies ausschließlich an politischen Entscheidungen hängt.Grundsätzlich sind die Bürger bereit Geld für Solarstrom zu investieren.Schade daran ist: A) Der Staat hat vor ca. 10-12 Jahren schon mal einen PV-Boom künstlich erschaffen, der darin geendet ist, dass fast alle deutschen PV-Hersteller in der Insolvenz endeten.B) Die Mehrwertsteuer-Ersparnis die es seit 2023 auf PV-Anlagen gibt, hat dazu geführt, dass aufgrund der hohen Nachfrage die Preise für PV-Anlagen um ca. diese Größenordnung in die Höhe geschnellt sind. Somit kommt das Geld nicht beim Bürger an.C) Die Vergütung für den Strom der von der PV-Anlage übrig bleibt bzw. eingespart wird, liegt bei ca. 0,08 € pro kWp. Das bedeutet, dass der Bürger nicht mehr PV installiert, als er für sich benötigt. Für eine Energiewende sollten aber alle zu Verfügung stehenden Flächen genutzt werden; Somit ist dies eine Bremse. Wir sehen das Thema PV-Anlage als Zubrot, werden uns jedoch nicht darauf spezialisieren.Durch eine Spezialisierung auf PV würden bei uns auch die guten Handwerker verloren gehen, da die Montage bei Standardanlagen für hochqualifizierte Schieferdecker zu eintönig wäre."
Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in DDH 14.2023.