Ratingen: Das Dauerthema Solar war Schwerpunkt des Fachtechnischen Tages der nordrheinischen Dachdeckerinnen und Dachdecker. Die lebhaften Diskussionen nach und während der Vorträge zeigten: Schäden an PV-Anlagen werden die Unternehmer weiterhin beschäftigen.
Der Fachtechnische Tag ist seit Jahren eine feste Größe, der Hunger nach technischer Information ist bei den nordrheinischen Dachdeckern immer noch vorhanden. Dennoch war das Orga-Team des Dachdecker-Verbandes Nordrhein freudig überrascht, als sich Ende März 225 Dachdeckerinnen und Dachdecker wieder im Landhotel am Krummenweg eingefunden hatten. Und das an einem gewöhnlichen Dienstag, bei gutem Wetter. Zur Eröffnung begrüßte DDM und KM Franz-Josef Rossbroich, stellvertretender Vorsitzender des Dachdecker-Verbandes Nordrhein die Teilnehmer.
Grußworte kamen von DDM Martin Weisweiler, Vorsitzender des Dachdecker-Verbandes Nordrhein. „Wir machen das, was wir machen gerne. Aber wir reden zu wenig darüber. Arbeit kann lebensgestaltend und kreativ sein. Das sollten wir stärker nach außen tragen“, so Weisweiler. Außerdem betonte er, wie wichtig es ist, Produkte und Anwendungen auf Nachhaltigkeit zu überprüfen.
Skizzen erleichtern das Verständnis
Die Vorstellung der neuen Regelwerke übernahm Bernd Redecker DDM, Referent Technik ZVDH und zwar im Detail: Die Fachregeln für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen, das Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckung und Unterspannungen, das Produktdatenblatt diffusionsoffene Unterdeckbahnen für erweiterte - Anwendungen (UDB-eA). „Die Verlegeanleitung des Herstellers muss jeder einzelnen Rolle beigefügt sein und mittels QR-Code digital abrufbar sein“, so Redecker. 64 Skizzen erleichtern dem Dachdecker das Verständnis und die Anwendung. Im Bereich Solar gibt es empfohlene Einsatzbereiche für Befestigungen von Anlagen. Ausführlich ging Redecker auf die einzelnen 5 Klassen ein. Sein Fazit in Kurzfassung: Der Aufbau der Fachregel ist einfacher und verständlicher geworden, zum Beispiel gibt es künftig für jede Regeldachneigung eine Tabelle.
Flachdach mit einigen Knackpunkten
Nach der Pause ging es mit dem Thema Flachdach weiter, konkret mit Schäden bei PV-Anlagen, Brandschutzproblemen und Asbest-Entsorgung. Franz-Josef Rossbroich, Stefan Küppers DDM ö.b.u.v. Sachverständiger im Dachdeckerhandwerk und Thomas G. Schmitz DDM und RA Geschäftsführer des Dachdecker-Verband Nordrhein diskutieren die Themen. Immer häufiger weigern sich Versicherer alte Dächer mit PV-Anlagen zu versichern. Hier empfiehlt es sich bereits früh mit den Bauherren in Kontakt zu treten. Problematisch bleibt generell: Fachfremde Solarteure berücksichtigen oft weder Brandwände noch Windsogkräfte bei PV-Anlagen. Mit den Folgeschäden müssen sich immer Dachdecker auseinandersetzen.
Beim Thema Asbest bleibt es dabei: Dächer, die vor 1993 erstellt worden sind, sollten mit einer Probe auf Asbest überprüft werden. Die Experten waren sich einig, dass auch Oberlagen oder Dampfsperren Asbest enthalten können. Muss somit der komplette Dachaufbau saniert werden? Stefan Küppers differenzierte: „Mit dem Wissen, dass Asbest im Dach ist, zum Beispiel bei einer betroffenen Dampfsperre, müssen Dachdecker das vor allem bei einer künftigen Sanierung berücksichtigen. Aber ein Dach komplett deshalb abzureißen, ist nicht nachhaltig“, so Küppers. Er empfahl jedoch der Klarheit halber im Zweifel immer eine Beprobung zu veranlassen, um nicht in eine Haftungsfalle zu geraten. „Entscheiden Sie im Zweifel nicht alleine, sondern lassen sich beraten“, empfahl Moderator Josef Rühle. Franz-Josef Rossbroich verwies dagegen auf den Willen des Gesetz– und Verordnungsgebers Asbest mittelfristig im Gebäudebestand - zu beseitigen. Er führte aus, dass die Verwaltungsgerichte dieser Linie folgen und sich in der Regel für ein Überdeckungsverbot aussprechen würden.
Die zahlreichen Fragen von den Unternehmern zeigten, wie komplex die Themen Solar, Brandschutz und Asbest weiterhin sind. Wichtig sei es vor allem juristische Klarheit zu erhalten
Zu wenig Daten bei Indachanlagen
Einen weiteren Ausblick in Sachen Regelwerk bei Solartechnik für Dach und Wand gab Bernd Redecker, der hier seinen erkrankten Sohn als Referent vertrat. Die Anforderungen an das Merkblatt wurden technischer. Aktuelle Probleme machen vor allem die Indachanlagen. Denn hier ist der Umgang oft noch unklar, bei der Bauphysik gibt es noch keine ausreichend Daten. Auch in Bereich Hitzeentwicklung gibt es noch keine belastbaren Fakten. Kann man Gummidichtungen mit Falzen vergleichen, um eine Regensicherheit zu einzuschätzen? Aktuell sammelt der ZVDH Daten, um alle diese Fragen zu klären, unter anderem gestützt durch die Mitarbeit bei der Norm 18199, dem Forschungsvorhaben Indachanlagen und den innovativen Materialgarantien.
Konsequenzen fürs Gefälle
Anschließend gab Stefan Küppers ein Update über die Fachregel für Abdichtungen – Flachdachrichtlinie und deren Neugestaltung in den einzelnen Abschnitten der Richtlinie. Besonders interessant: Die planerischen Anforderungen an das Gefälle wurden beibehalten und inhaltlich ergänzt. Einerseits wurden erforderliche Maßnahmen und Konsequenzen für Fälle aufgenommen, in denen vertraglich ein definiertes, ausgeführtes Gefälle vereinbart wird. Andererseits wurden Pfützen und stehendes Wasser auf Dächern mit Gefälle ≤ 5 % als Normalzustand und zulässig explizit aufgenommen.
Schäden an und durch PV-Anlagen
Da das Thema PV-Anlagen und deren sichere Installation die Unternehmer weiterhin umtreibt, gab Franz-Josef Rossbroich zum Abschluss der Veranstaltung einen Überblick über aktuelle Schäden bei PV-Anlagen auf Dächern. Der reich bebilderte Vortrag führte bei den Teilnehmer hinsichtlich der „innovativen Verlegelösungen“der nicht aus dem Dachdeckerhandwerk stammenden Anbietern zu großem Kopfschütteln.
