Zwei Dachdecker arbeiten auf einem Dach mit Dachfenstern und grüner Abdeckung.
Die Dachdeckergesellen Justin Phillipp (l.) und Max Schubert decken das neu gezimmerte Dach mit Falzschindeln ein. (Quelle: Denny Arndt)

Steildach 2025-11-17T09:48:41.608Z Färberei mit fallendem First

Metalldeckung: Bereits im November 2024 begann Dachdeckermeister Denny Arndt, Stellvertretender Landesinnungsmeister der Dachdecker in Sachsen, mit der Dachsanierung der alten Färberei. Neben einer Kombination aus Zwischen- und Untersparrendämmung erhielt das Dach eine Eindeckung aus Aluminium-Dachplatten. Dabei hat es eine Besonderheit: Der komplett neu gerichtete Dachstuhl hat einen teilweise fallenden First.

Das einst als Färberei genutzte Gebäude in Treuen besteht aus zwei Hauptelementen: einem Vorderhaus und einem Hinterhaus. Der vordere Teil des Bauwerks, der umfassend saniert wird, stammt ursprünglich aus der Zeit um das Jahr 1880. Einige Jahrzehnte später, ungefähr im Jahr 1920, wurde das Anwesen durch das Hinterhaus erweitert. Das architektonische Gesamtbild der Gebäude folgt der Form eines „L“. Interessanterweise weist ein Abschnitt des alten Bauwerks eine einseitige Abschrägung auf, die ihm einen besonderen Charakter verleiht.

Ein Mann steht in einem alten Dachboden, der renoviert wird. Die Holzbalken sind sichtbar und das Dach ist teilweise abgedeckt.
Bauherr Matthias Mothes, selbst Sattlermeister, legte auch fleißig Hand beim Abriss an. (Quelle: Denny Arndt)

Baufortschritt in Etappen

Im November 2025 startete das Bauvorhaben, das zu einer echten Herausforderung für alle Beteiligten wurde: die Entkernung des Dachstuhls dieses historischen Gebäudes. Diese anspruchsvolle Aufgabe sollte in mehrere sorgfältig durchdachte Bauphasen aufgeteilt werden, um sowohl die strukturelle Integrität des Gebäudes zu wahren als auch den Komfort der Bewohner zu gewährleisten, die in den unterliegenden Geschossen weiterhin ihrer täglichen Routine nachgingen. Zunächst wurde der Dachstuhl etappenweise abgetragen. In einer kontrollierten Abfolge von drei Bauphasen konnten die alten Dachstrukturen sorgfältig entfernt werden, bevor der Neuaufbau in Angriff genommen wurde. Diese Herangehensweise erforderte penible Planung und präzise Umsetzung, um die Sicherheit aller Beteiligten zu garantieren. Während des gesamten Prozesses wurde dabei eine Notabdichtung installiert, um das Gebäude vor äußeren Einflüssen zu schützen. Ein zentraler Aspekt der Arbeiten war die komplizierte Abdichtung, erschwert durch die unterschiedlichen Höhen der mit Schlackesand gefüllten Fußböden. Dies machte es nahezu unmöglich, durchgehend effektive Schotten zu erstellen, die gegen Witterungseinflüsse schützen würden. Daher war das Bauteam darauf angewiesen, die Arbeiten periodisch für mehrere Tage bei trockener Witterung durchzuführen. Dies stellte eine besondere Herausforderung dar, da passende Zeiträume mit günstigen Wetterbedingungen sorgfältig abgewartet und dann schnell genutzt werden mussten. Die Bauarbeiten am Dachstuhl wurden zu einem kritischen Punkt des gesamten Projekts, da sie unter schwierigen Bedingungen erfolgen mussten. In den Fußboden mussten Sonderaussteifungen eingebaut werden, die die Last von oben abtragen. Da der Fußboden aber noch vorhanden war, war nicht so einfach zu erkennen, wo die Last wirklich abgetragen werden konnte. Der Fakt, dass die darunterliegenden Etagen während des gesamten Bauprozesses bewohnt blieben, verlieh dem Vorhaben eine zusätzliche Dimension der Komplexität. Dennoch konnte das Team durch sorgfältige Planung und präzises Zeitmanagement erfolgreich die baulichen Maßnahmen umsetzen, um das Gebäude für zukünftige Generationen zu bewahren.

Zwei Bauarbeiter arbeiten auf einem Gerüst an der Fassade eines Gebäudes.
Die Mitarbeiter von Denny Arndt mussten die trockenen Zeitfenster geschickt ausnutzen. (Quelle: Denny Arndt)
Ein Handwerker installiert ein Dachfenster auf einem grünen Dach.
Dachdeckergeselle Ronny Anger kontrolliert auch im neuen Dachstuhl den Sitz des Dachflächenfensters ganz genau. (Quelle: Denny Arndt)

Schräge Außenwand, fallender First

Nach der Abtragung des ersten Teils des Dachstuhls offenbarte sich ein erhebliches Problem: Die Außenwände, die sich oberhalb des Fußbodens befanden, waren in einem derart maroden Zustand, dass sie komplett abgetragen werden mussten. Danach wurden sie frisch mit Gasbeton gemauert und für zusätzliche Stabilität mit einem Ringanker versehen. Wind- und Schneelasten müssen senkrecht in das Fundament abgeführt werden.
In der dritten Bauphase trat die größte Herausforderung auf, die durch den speziellen Grundriss des Gebäudes bedingt war. Der Grundriss zeigt, dass sich das Gebäude nach Südosten verjüngt, eine architektonische Besonderheit, die innovative Lösungen erforderte. Hier entschieden sich die Planer für einen fallenden First. Diese Konstruktion ermöglichte es, den im Südosten liegenden Walm mit Gaube durch einen Sattel zu ersetzen. Diese Veränderung führte nicht nur zu ästhetischen Verbesserungen, sondern auch zu einem erheblichen Raumgewinn. Die Giebelfläche wird verglast und sorgt neben den Dachflächenfenstern für einen hohen Eintrag an Tageslicht.


Eine weitere Modernisierung betraf die energetische Sanierung. Herr Mothes wählte hier ein zweistufiges Dämmsystem: eine Zwischensparrendämmung kombiniert mit einer Untersparrendämmung, die zusammen einen Aufbau von etwa 23 Zentimetern erreichten. Diese Maßnahme wird durch nachfolgende Gewerke weiter optimiert.

„Ich bin jetzt fast 31 Jahre DD, einen fallenden First habe ich noch nicht gesehen. Sogar für den Zimmermann war das Neuland.“

Dachdeckermeister Denny Arndt

Scharen und Schindeln

Großen Mehrwert bietet die Erweiterung des Gebäudes um eine weitere Wohneinheit. Die fünfte Einheit wird etwa 160 Quadratmeter groß sein und bietet großzügigen Wohnraum. Eine Loggia wird zur Wohnqualität beitragen. Die Entwässerung führt durch die Wand in ein Fallrohr. Eine Gefälledämmung wird für die sichere Ableitung des Niederschlags sorgen. Die historischen Sandsteingauben ersetzt eine große Gaube, deren Fenster mit dem Laser eingemessen wurden. Das Team von Denny Arndt deckte die Gaube, die eine Dachneigung von 8° aufweist, mit anthrazitfarbenen Aluminium-Scharen in Doppelstehfalzdeckung. Die Scharen sind ab einer Mindestdachneigung von 3° verlegbar. Bis 7° ist ein Dichtmittel, zum Beispiel Falzgel einzuarbeiten, um die Regensicherheit zu gewährleisten. Der Festpunktbereich liegt im oberen Drittel der Schar. Der Übergang in die steilere Dachfläche konnte durch Zwangsbombierung hergestellt werden. Die Scharen enden in dem First. Passend dazu wurden die restlichen Dachflächen mit einer Neigung von 30° mit Aluminium-Schindeln gedeckt. Die Farbbeschichtung des Aluminiums wird im Coil-Coating-Verfahren in mehreren Bearbeitungsstufen aufgebracht und eingebrannt. Dadurch ist die Lackschicht verformbar und witterungsbeständig. Die Grate wurden fachmännisch verfalzt, um zusätzliche Sicherheit und Langlebigkeit zu gewährleisten.
Besondere Aufmerksamkeit schenkten die Dachdecker der Belüftung des Daches. Eine 40 Millimeter starke Hinterlüftung an der Traufe gewährleistet, in Verbindung mit der Entlüftung über den Lüfterfirst und den Graten mittels Froschmaulluken, eine effiziente Luftzirkulation. Diese durchdachten Maßnahmen tragen nicht nur zur Langlebigkeit des Daches bei, sondern verbessern auch das Wohnklima erheblich.

Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 11. 2025.

Ein teilweise abgerissener Dachstuhl eines Gebäudes mit herumliegenden Holzbalken und Ziegeln.
Der Blick aus dem Treppenhaus, mit wunderschöner schmiedeeiserner Treppe und Geländer, zeigt die erste Phase des Teilabrisses des Dachstuhls. (Quelle: Denny Arndt)
Eine detaillierte Ansicht einer Holzdachkonstruktion mit sichtbaren Balken und Sparren.
Jeder Sparren ist eine Einzelanfertigung. Die linke Pfette ist so weit nach innen gezogen, dass beide Pfetten sich vorne fast treffen. (Quelle: DDH)
Ein modernes Dachfenster mit einer provisorischen Abdeckung auf einem Gebäude.
Drei kleine sind einer großen Gaube gewichen. Das Schild ist ebenfalls mit Aluminium-Scharen, aus optischen Gründen schräg zugeschnitten, bekleidet. (Quelle: DDH)
Ein modernes Dach mit einem Schornstein und Dachtritten unter einem klaren Himmel.
Der Kehlbalken musste getrennt werden, damit die Konstruktion ans Dach angeglichen werden konnte. (Quelle: DDH)
Ein altes Gebäude wird renoviert, mit mehreren Handwerkerfahrzeugen davor geparkt.
Die Fertigstellung der Loggia wird erfolgen, wenn der Zimmermann die Sparren entfernt und die Balken für die Wand gestellt hat. (Quelle: Denny Arndt)
Ein modernes Dach mit grauen Schindeln unter einem blauen Himmel.
Da eine schräge Traufe aus optischen Gründen keine Option für den Bauherrn war, musste ein fallender First erstellt werden. (Quelle: DDH)
Eine Luftaufnahme eines großen Gebäudes mit mehreren geparkten Autos auf dem Parkplatz.
Unter dem Dachstuhl entsteht eine helle, 163 Quadratmeter große Wohneinheit. (Quelle: Denny Arndt)
Eine Gruppe von Handwerkern steht im Gespräch auf einem gepflasterten Platz vor einem Gebäude.
Dachdeckermeister Denny Arndt (l.) hat keine Nachwuchssorgen und pflegt ein kollegiales Miteinander mit seinen Gesellen Justin Philipp, Max Schubert und Ronny Anger (v. l.). Max Schubert hat 2025 seine Gesellenprüfung als Jahrgangsbester abgelegt und befindet sich jetzt in der Meisterausbildung. (Quelle: DDH)
zuletzt editiert am 17. November 2025