Fassade: Die fast vollständige Recycelbarkeit von Metallen bietet Chancen in Bezug auf nachhaltiges Bauen. Dazu wird bei Wiederverwendung von Aluminium deutlich weniger Energie benötigt. Ein Einfamilienhaus in der Schweiz erhielt eine neue Fassadenbekleidung aus recyceltem Material. Und sogar die Dämmung und ein Teil der Unterkonstruktion konnten erhalten bleiben.
Über das Bauen im Bestand wird viel geredet und geschrieben. Meist geht es in dem Zusammenhang dann um kostengünstiges Bauen, um Nachverdichtung oder um ressourcenschonende Konstruktionen und Architekturen. In der Praxis sind Bauvorhaben jedoch noch viel zu häufig von Abriss und Neubau geprägt.
Unansehnliche Fassadenplatten
Eine Schweizer Familie ließ sich um die Jahrtausendwende in einem kleinen Ort im Kanton Aargau, unweit der Aarau gelegen, ein dreigeschossiges, streng kubisches Haus mit einer roten, großflächig bekleideten Fassade bauen. Der nicht übermäßig große Baugrund liegt an einer Straße und ist an den übrigen drei Seiten von nachbarlicher Bebauung umgeben. Den Architekten gelang es, Grundrisse, Grundstück, Topografie und Bepflanzung so aufeinander abzustimmen, dass eine Mischung aus offenen und nicht einsehbaren Bereichen entstand. Die Lochfassade wirkt größtenteils geschlossen, verfügt aber im Erdgeschoss über eine durchgehende Verglasung. Das dritte Geschoss springt einige Meter zurück und bietet so Raum für eine große Dachterrasse mit schönem Ausblick. Im Inneren des Massivbaus prägen Sichtbeton und Sichtmauerwerk die Atmosphäre. Die Familie fühlte sich in ihrem Zuhause stets sehr wohl, stellte aber irgendwann fest, dass die Fassade aus Faserzementplatten zunehmend unansehnlich wirkte. Die rot eingefärbten Tafeln waren ungleichmäßig verblasst und vergraut und an manchen Stellen sogar aufgequollen. Nach gut zwei Jahrzehnten war aus dem, was so mancher sicher als Traumhaus bezeichnen würde, ein optischer Problemfall geworden.
Verbundplatten als Kassetten in der Unterkonstruktion
Die Fassade war seinerzeit als vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) ausgeführt worden; die beanstandeten Fassadentafeln waren also lediglich durch eine Unterkonstruktion mit der tragenden Wand verbunden und übernahmen keinerlei statische Aufgaben. Dadurch würde ein Austausch mit überschaubarem Aufwand möglich werden. VHF werden bei sämtlichen Gebäudetypologien eingesetzt und können auch nachträglich montiert werden. Sie ermöglichen ein Erscheinungsbild, welches vollkommen unabhängig vom Tragwerk wirken kann. Weil sich die Unterkonstruktion innerhalb gewisser Grenzen frei wählen lässt, kann auch die Dämmdicke nach Belieben eingestellt werden. Im Bestand lassen sich unebene Untergründe egalisieren, energetische Sanierungen ausführen und unansehnliche Wandflächen optisch erheblich aufwerten.
Die bei diesem Objekt verwendeten Aluminiumverbundplatten beispielsweise können verschraubt, genietet oder – nicht sichtbar – als Kassetten in die Unterkonstruktion eingehängt werden. Die letztgenannte Variante ist vielleicht nicht für das allererste Bauvorhaben geeignet, allerdings bietet der Hersteller auf seiner Website umfangreiche Planungshilfe an. Interessierte sind eingeladen, sich einmal die Alucobond-Verarbeitungsbroschüre Easy Fix anzuschauen.

Dreischichtige Aluminiumverbundplatte
Im vorliegenden Fall wandte sich der Bauherr an die Zubler AG aus Hunzenschwill. Das System der VHF hatte sich grundsätzlich bewährt, allerdings sollte die nächste Fassade eine deutlich langfristigere und nachhaltige Lösung darstellen. Die Wahl fiel auf die bereits erwähnte dreischichtige Aluminiumverbundplatte. Die Platte besteht aus einem nicht brennbaren Kern, welcher beidseitig mit 0,5 Millimeter dicken Aluminiumblechen kaschiert wird, sodass sich eine Gesamtdicke von 4 Millimetern ergibt. Dieser Aufbau, mit dem starken Material in der Zug- und in der Druckzone, verhält sich statisch ähnlich einem I-Träger, der ebenfalls ein Maximum an Biegesteifigkeit bei einem möglichst geringen Eigengewicht erreichen soll. Konkret heißt das; um die gleiche Biegesteifigkeit von 2.400 kN cm³/m mit einem Vollmaterial zu erzielen, müsste dieses zwar lediglich 3,3 Millimeter dick sein, würde allerdings bereits damit ein Flächengewicht von 8,9 kg/m² aufweisen – und damit circa 17 Prozent mehr als das Verbundmaterial. Die hohe Biegesteifigkeit führt in der Praxis zu planebenen Fassaden, die auch bei thermischer Beanspruchung nicht schüsseln oder Verwerfungen aufweisen. Natürlich reagiert auch das Aluminium mit seinem linearen Ausdehnungskoeffizienten von 2,4 mm/m auf thermische Beanspruchung, doch lassen sich diese Toleranzen problemlos konstruktiv beherrschen. In der Unterkonstruktion sind entsprechende Fest- und Gleitpunkte vorzusehen, welche das „Arbeiten“ der Platten erlauben, ohne dass es zu optischen Beeinträchtigungen auf der Fassade kommt. Der dreischichtige Aufbau wirkt sich außerdem akustisch aus, indem er die Aluminiumlagen voneinander entkoppelt. Das bewertete Schalldämmmaß der Fassadenplatten wird mit Rw ≥ 25 dB angegeben, was in der direkten Wirkung etwa einer zusätzlichen Einfachverglasung entspricht. Mithilfe der sogenannten Fräskanttechnik, bei der in das Material rückseitig V-förmige Nuten eingefräst werden, ist es leicht möglich, äußerst präzise Kantungen vorzunehmen. Diese können auch sehr spitzwinklig (bis 45°) und scharfkantig (r = 2 mm) ausfallen.

Dämmung erhalten
Ein weiterer Vorteil der Fassadenplatte findet sich in deren Oberfläche. Hier stehen nämlich zahlreiche Farben und Dessins zur Verfügung, und die hochwertigen Lacksysteme weisen eine hohe Widerstandskraft gegen Umwelteinflüsse und UV-Licht auf. Aus diesem Grund können Fassadenbauer und Bauherr beruhigt davon ausgehen, dass die gewählte Oberfläche – in diesem Fall „Vintage Rough Concrete“ – auch nach vielen Jahren der Bewitterung unverändert bleiben wird. Das ebenfalls durch die Lacksysteme erreichte, günstige Anschmutzungsverhalten würde zudem dafür sorgen, dass der Reinigungsaufwand minimal ausfällt; in vielen Fällen reicht ein Schlagregen, um Staub und Partikel abzuwaschen.
Die vorgenommene Bauaufnahme ergab, dass nicht nur die alten Fassadenplatten entfernt, sondern auch die Holz-Unterkonstruktion ausgetauscht werden musste. Auch die aktuelle UK wurde in Holz ausgeführt. Die vorhandene, zweilagige Korkdämmung hingegen befand sich in gutem Zustand und konnte erhalten werden. Um die Luftdichtigkeit des Gebäudes zu erhöhen, wurden Unterdeckbahnen verbaut. Die Sonnenschutzlamellen und die Geländer der französischen Balkone fanden ebenfalls erneut Verwendung, während die Fensterbänke erneuert wurden. Während der Baumaßnahmen konnte eine offenbar bereits seit längerer Zeit bestehende Undichtigkeit im Bereich der Terrasse entdeckt werden, weshalb die gesamte Terrasse abgetragen und inklusive Dichtung und Dämmung neu aufgebaut werden musste.
Einheitliches Bild

Nachdem sich der Bauherr für die Betonoptik entschieden hatte, war es ihm besonders wichtig, das Fugenbild dem gezeigten Material anzupassen. Es sollte so wirken, als ob sich die Teilung aus der Verwendung von Schaltafeln beim Betonieren ergeben hätte. Diese Art der Abwicklung stellte im Zusammenhang mit der Verschnittoptimierung für die Fassadenbauer schon eine gewisse Herausforderung dar. Zudem wurden einige Platten in der oben beschriebenen Weise gekantet. Um hier Fehler zu vermeiden, wurden die genauen Maße am Bau genommen, die einzelnen Elemente werkseitig bearbeitet und dann montiert. Die Montage erfolgte durch sichtbare Verschraubung, welche allerdings aufgrund der Lebhaftigkeit der Oberfläche kaum auffällt.
Fast vollständig recycelbar
Beim Stichwort Nachhaltigkeit denkt nicht jeder sofort an Aluminium, weshalb hier ein zweiter Blick lohnt. Wie das Beispiel zeigt, erreicht man diese zunächst technisch dadurch, dass man kurzlebige durch langlebige Materialien ersetzt. Produktion, Transport, Lagerung, Verarbeitung und Entsorgung werden so zurückgefahren. Die energetische Ertüchtigung einer Fassade wirkt sich außerdem direkt auf die Umweltbilanz aus. Zudem lassen sich die hier verwendeten Aluminiumverbundplatten nach dem Rückbau sortenrein trennen und beliebig oft recyceln. Der Energieaufwand beim Einschmelzen des Aluminiums beträgt lediglich 5 Prozent der im ersten Herstellungsverfahren eingesetzten Energie.
Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 10. 2025.
