Siegreiches Sanierungsobjekt: Das Mehrfamilienhaus in Rossau setzte sich beim Sanierungspreis 2020 durch und wurde mit dem 1. Platz in der Kategorie Dach ausgezeichnet.
Fotos: Fischer
Die Energetische Sanierung eines Mehrfamilienhauses in Rossau gewann den Sanierungspreis 2020. (Quelle: Fischer)

Steildach

29. June 2021 | Teilen auf:

Biber, Schuppe und Zink ­gewinnen

Biberschwanzziegel mit eingebundenen Kehlen am Hauptdach, Zinkstehfalzdeckung in den flachen Bereichen und üppige Schieferbekleidungen an der Fassade inklusive Zierelementen – bei der Sanierung eines Dachdeckerhauses in Rossau setzten die Gebrüder Fischer auf traditionelle Techniken. Wir stellen das Gewinnerobjekt des Sanierungspreises 2020 vor. Michael Zenk

Grundlegende Sanierung

Das Wohn- und Geschäftsgebäude an der Hauptstraße in Rossau hatte einen gewissen Sanierungsstau zu verzeichnen, und Mario und Nico Fischer wollten dem Haus eine Frischzellenkur verpassen. Neben der Neugestaltung der Fassade sollte das Dach im gleichen Zuge energetisch saniert werden. Mario Fischer: „Da unser Großvater in den letzten Jahren nicht mehr viel in das Gebäude investiert hatte, gab es einiges zu tun. Insbesondere die Fassade benötigte einen neuen Putz nebst Farbe, doch zuvor sollte das Dach auf aktuellen Stand gebracht werden. Das Gebäude wurde im Frühjahr 2020 eingerüstet. Der Bauablauf hat sich über das ganze Jahr hingezogen, da mein Bruder und ich überwiegend in der Freizeit aktiv waren.“

Dachdeckermeister Mario Fischer
Dachdeckermeister Mario Fischer (Quelle: DDH)

Regionaler Bezug als Richtschnur

Da das Dach aus vielen kleinen Teilflächen besteht und auch die Dachneigungen völlig unterschiedlich waren, entschied sich die Familie Fischer für den Einsatz von unterschiedlichsten Deckmaterialien, immer mit Blick auf die Mindestdachneigung. Als Hauptdeckung im Steildachbereich kam ein dunkler Berliner Opal Biber im Format 15,5/38 zum Einsatz, welchen die Dachdecker in Kronendeckung verlegten. Unterhalb des Daches ertüchtigten Mario Fischer und sein Bruder das Ganze mit einer Holzfaserunterdeckplatte und einer diffusionsoffenen Unterdeckbahn. Da das Haus zugleich als Referenz dient, sollte natürlich auch der technische Anspruch nicht fehlen: „Für uns war beispielsweise von Anfang an klar, dass wir mit eingebundenen Kehlen arbeiten wollten und nicht mit unterlegten Metallkehlen. Diese wurden als Zwei-Ziegelbreite, eingebundene Kehlen ausgeführt. Wichtig war uns ebenso, traditionelle Deckwerkstoffe zu nutzen, die auch einen regionalen Bezug haben. Hier eigneten sich insbesondere der Biberschwanzziegel und natürlich Schiefer. In den ganz flachen Bereichen nutzten wir Doppelstehfalzdeckungen aus Titanzink. Die Kunst war, alles so miteinander zu verbinden, dass es am Ende nicht wirr, sondern harmonisch aussieht, da es ja auch eine Referenz für unsere Arbeit sein soll.“

Fischschuppe, Titanzink und Aluminium mit von der Partie

Für die Bekleidung der senkrechten Flächen wie Giebel, Schornsteine und Gaubenwangen nutzten die Dachdecker Schuppenschablone 24/19 und Fischschuppe 30/19. Die flacher geneigten Dachflächen sind in Doppelstehfalzeindeckung ausgeführt. Im Ortgangbereich sind an den Sichtsparren Holzwerkstoffplatten senkrecht angebracht, um diese gemeinsam mit den Pfetten und dem gesamten Schichtenaufbau abzudecken. Diese wurden an der Senkrechten mit Schiefer eingedeckt und zur Untersicht mit Aluminium-Fassaden-Sidings bekleidet. So ist alles wettergeschützt und wartungsarm ausgeführt. Die flacher geneigten Dachflächen sind in Doppelstehfalzdeckung mit Titanzink ausgeführt.

Und weil das Dach eine neue Bedachung erhielt, war es für DDM Fischer logisch, dass auch die Giebelseiten unterhalb der Mansarden mit Dachdecker-standesgemäßer Bekleidung versehen werden. Das Fischer-Team deckte analog zu den Dachgauben eine Fischschuppendeckung nebst Zierelementen und einem eingerahmten Ornament mit dem Grundsteinlegungsjahr 1907 des Mehrfamilienhauses.

Zuverlässige Helfer im Hintergrund

Im späteren Innenausbau wurde im Gefach eine Holzfaser-Flexdämmung und unterhalb der Sparren eine Multi Renova mit dem weiteren Trockenbau angebracht. Fischer: „Selbstverständlich war uns der energetische Aspekt innerhalb des Sanierungskonzeptes wichtig. So haben wir oberhalb, zwischen und unter den Sparren das Maximale an Dämmwert rausgeholt. Eine Herausforderung für uns war, dass Wohnhausdach selbst so zügig wie möglich einzudecken, darüber hinaus die Hauptaufgaben in der Firma sowie die Innungsarbeit als Obermeister nicht zu vernachlässigen. Da bin ich froh, in allen Bereichen, ob privat, im Betrieb oder im Innungsvorstand, zuverlässige Helfer im Hintergrund gehabt zu haben, denen mein Dank gilt!“

Würdiger Sieger des Sanierungspreises 2020

Soviel Herzblut und die Vielfalt an Material- und Technikkombinationen überzeugte auch die Jury des Sanierungspreises 2020 in der Kategorie Dach. Mit dem Projekt setzte sich DDM Fischer durch und übernahm im Frühjahr 2020, stellvertretend für das gesamte Team „Der Dachdecker Fischer GmbH“, die begehrte Auszeichnung der Rudolf Müller Mediengruppe entgegen.

Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 08.2021.

zuletzt editiert am 30.06.2021