Denkmalschutz: Rund 4.000 gebogene Rundschnitt-Biberschwanzziegel im Süddeutschen Format sind auf den durchweg gebogenen Dachflächen der Villa in Rottenburg am Neckar verlegt. Die gewölbten Gauben und das konvex wie auch konkav geschwungene Satteldach der Gründerzeitvilla waren für die Firma Peetz Bedachungen nichts Alltägliches.


Dachdeckermeister Otto Peetz dreht den exakt 11 mm konvex gebogenen Biberschwanzziegel mit Rundschnitt langsam in seinen Händen und schaut zu seiner jungen Tochter. Der „alte Hase“ ist mächtig stolz auf die Leistung von Julia Peetz, seiner erst frischgebackenen Dachdeckermeisterin, die im Betrieb für ganz tolle Teamleistungen sorgt. Der 60-jährige Dachdeckermeister und seine 25-jährige Tochter sowie Teamkollege Dachdeckergeselle Tobias Müller sanierten im Jahr 2021 erfolgreich das in die Jahre gekommene Villendach. Eine Dachsanierung, bei der das obere Drittel des früheren Satteldachs ausschließlich gewölbte Dachflächen aufwies.

Ein Schiffsrumpf steht auf dem Kopf
Drei große und eine kleine Dachgaube, ebenfalls gewölbt, kamen zu diesem ungewöhnlichen Dach hinzu. Julia Peetz hatte in ihrer Rolle als Verarbeiterin bisher mit solchen gebogenen Bibern noch keinen Auftrag ausgeführt. „Gerade die geringe Dachneigung auf den Gauben stellte erstmal ein ,Problem‘ dar, welches wir dann aber gelöst bekommen haben“, erzählt Julia Peetz von dem Projekt. Ein zum First hin flacher werdendes gewölbtes sogenanntes Schiffsrumpfdach, das bedeutet, hier muss speziell beim Biberdach ganz genau gearbeitet werden. Das bedeutet auch viel Planungszeit, genaues Vermessen und eine enge Zusammenarbeit mit dem Dachziegelhersteller, denn es werden konvexe und individuell gebogene Ziegel benötigt. „Die gebogenen Ziegel bei den Gauben, der Traufbereich, für alle Schwierigkeiten mussten wir die richtigen Lösungen finden und haben viele gute Fachgespräche am Objekt geführt“, berichtet der erfahrene Dachdeckermeister Otto Peetz. Der Bauherr beschloss, dass die Dachflächen genauso gerundet bleiben sollten. Er beauftragte die erfahrene Dachdeckerfirma Peetz Bedachungen, die sich schon häufiger mit Wartungsarbeiten bei diesem Projekt engagieren mussten.




Die geschweifte Nockenkehle
Für die eingesetzte Nockenkehle entwickelte man eine ganz besondere Idee. Im besonders flach geneigten Bereich des Firstes des konvexen Zwerchgiebels, wo Niederschlag vom steilen konvexen Hauptdach „angeschossen kommt“, wurde ein Wasserabweiser eingebracht. Damit wird ein Großteil des „Schusswassers“ von der „unmöglich“ flachen Nockenkehle ferngehalten. Analog zur historischen Form der flächigen Pappdocke, die beim Biberdach zwischen die Ziegel-Reihen eingelegt wurden, wurde durch selbstklebende 33 cm breite PMK-Streifen einer speziellen Kaltklebebahn die Höhenüberdeckung bis zur nächsten Dachlatte vergrößert. Gleichermaßen wurde durch den durchgängigen PMK-Streifen auch eine auf gesamter Gaubenbreite stoßfreie Abdeckung geschaffen, die auch verhindert, dass Wasser windgepeitscht bis auf die Dachlattung getrieben wird.


Regensichernde Zusatzmaßnahme bleibt echte Zusatzmaßnahme
„Wir arbeiten im Dachbereich fast ausschließlich mit Erlus zusammen“, betont Otto Peetz. Die Qualität sei einfach entscheidend, gerade bei der Herstellung konvexer Biberschwanzziegel. „Was wir aber auch schätzen, ist, dass wir mit unseren technischen und kaufmännischen Ansprechpartnern einen Austausch auf Augenhöhe praktizieren, bei dem der eine oder andere Kniff vorgeschlagen wird, auf den man selbst nicht gleich gekommen wäre.“ Das Wohnhaus in Rottenburg erhielt Biberschwanzziegel in Rot engobiert. Allein rund 4.000 konvexe Dachziegel mussten dafür objektbezogen in Niederbayern gefertigt werden. Auf spezielle traufseitig konkave Ziegel wurde verzichtet. „Bei diesem Dach wurden die letzten großen Reparaturen Ende der 70er-Jahre ausgeführt“, so Peetz. „Wir hatten schon mehrmals Projekte mit konvexen Dachziegeln, aber dass ein Wohnhaus so saniert wird, das war auch für uns das erste Mal.“
Paul Zielinski und Bianca Marklstorfer






