Zuhörer in einem Vortragsaal halten Karten in die Höhe.
Was die Generationen unterscheiden erfuhren die Gäste des Landesverbandstags am Samstag morgen. (Quelle: DDH)

Markt 2024-05-06T10:27:13.385Z Ausbilden als Ausweg

Karlsruhe: Jugendliche verstehen, Fachkräfte gewinnen und selbst nochmal die Schulbank drücken — das waren die Schwerpunkte des 69. Landesverbandstags der ba­den-würt­tem­ber­gischen Dachdecker in Karlsruhe. Ein wiedergewählter Landesinnungsmeister Karl-Heinz Krawczyk begrüßte rund 200 Gäste.

Ein sichtlich gut gelaunter Landesinnungsmeister Karl-Heinz Krawczyk durfte sich am Freitagmorgen über seine einstimmige Wiederwahl freuen. Auf der Mitgliederversammlung informierte zudem Felix Fink, Bereichsleiter für Wirtschaft und Betriebswirtschaft vom ZVDH, über die Geschäftslage der Dachdecker. Erfreulich weiterhin: Die stabil guten Ausbildungszahlen im Dachdeckerhandwerk. Die guten Zahlen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Fachkräftemangel das größte Problem vieler Betriebe ist und wohl auch bleiben wird.

Dachdecker auf der Schulbank

Lächelnder Mann
Landesinnungsmeister Baden-Württemberg: Karl-Heinz Krawczyk. (Quelle: DDH)

Nach der Mittagspause ging es vom Novotel zu den Workshops an der Heinrich-Hübsch-Schule, wo sich die Dachdecker auf der Schulbank wiederfanden. Diese ungewöhnliche Maßnahme hatte nichts von Nachsitzen, sondern sollte die Gäste zum Informieren und Mitmachen anregen. Von der Digitalisierung bis hin zur Überwindung sprachlicher Barrieren wurden wichtige Themen diskutiert, die die Grundlage für eine modernisierte Ausbildung bilden können. Martin Amann und Jan Sobiesiak erläuterten zum Beispiel, wie eine Ausbildungsakquise aussehen kann.

In einem weiteren Workshop erfuhren die Teilnehmer, wie Bilderkataloge sprachliche Hürden überwinden können. In der Dachdecker-Klasse der Heinrich-Hübsch-Schule wird aktuell eine „Tabletklasse“ konzipiert. Die Umsetzung ist für das nächste Jahr geplant.

Männer und Frauen an einem Tisch mit Karten und Stiften.
Mitarbeit gefordert: Auf Karten notierten die Besucher ihre Wünsche und Forderungen. (Quelle: DDH)

Arbeitsdokumentationen fehlen oft

Der Zwiespalt zwischen Anspruch und Realität in der Ausbildung war ein weiteres Thema eines Workshops. In der Diskussion zeigte sich, dass die Betriebe erhebliche Anforderungen haben, die die Berufsschüler oft nicht umsetzen können. Vor allem beim Schwerpunkt Arbeitsdokumentation fehlen oft die Basics, wie: Fotos machen, Checklisten erarbeiten und Protokolle erstellen. Der Appell der Berufsschullehrer: „Melden Sie sich bei uns. Ein Gespräch über die Auszubildenden hilft immer. Denn nur gemeinsam können wir die Ausbildung verbessern“.

Die Vorbereitungen für den Abend liefen schon am frühen Nachmittag an. Mit dem Bustransfer ging es zur Palazzo-Halle, wo die Gäste den Festabend feierten, der im Stil der 1920er Jahre gestaltet war und die Dachdecker in die glamouröse Atmosphäre vergangener Zeiten versetzte.

Männer und Frauen vor einer Leinwand
Perspektive aus der Fotobox: Im Stil der 20er-Jahre feierten die Teilnehmer bis in den frühen Morgen. (Quelle: Landesinnungsverband Dachdecker-Handwerk Baden-Württemberg)

Karl-Heinz Krawczyk begrüßte Bürgermeister Martin Lenz und HWK-Präsident Joachim Wohlfeil am Samstagmorgen, Bayerns Landesinnungsmeister Ewald A. Kreuzer, Ehrenlandesinnungsmeister Hans-Peter Kistenberger, sowie Ausbildungsleiter Christian Geschke. Einen tosenden Applaus gab es für die gelungen Veranstaltung des Samstagabends vom Team der Innung Karlsruhe um Heiko Kistenberger.

 „Gefühlt sind wir in der Dauerkrise seit Corona. Ständig ändern sich die Fördermittel, das nervt", kritisierte Krawczyk. Seine Empfehlung an die Teilnehmer: „Engagiert euch in politischen Gremien, das macht Sinn. Denn mit den Händen in der Tasche kann man wenig bewirken“, so der Landesinnungsmeister. Grußworte kamen von Martin Lenz, Joachim Wohlfeil und Peter Haas. Der Schulleiter der Heinrich-Hübsch-Schule, Hannes Ludwig, bedankte sich für die jahrelange gute Zusammenarbeit und gab einen Rückblick über 50 Jahre Landesfachklasse Dachdecker.

Mann am Mikro
Grußworte kamen vom frisch gewählten ZVDH-Vizepräsidenten Jan Voges. (Quelle: DDH)

Grußworte kamen auch vom frisch gewählten ZVDH-Vizepräsidenten Jan Voges, der besonders die Nachwuchskampagne „Oben ist das neue vorn“, hervorhob.  

So tickt die Generation Z

Frau auf einer Bühne
Sabine Bleumortier lieferte aktuelle Fakten zur Generation Z. (Quelle: DDH)

Wenn eine „Ausbildungsexpertin“ in den besten Jahren Tipps zur Azubi-Gewinnung gibt, ist man schon neugierig. Stimmt es wirklich, dass die Generation Z faul, egoistisch ist und seit neustem auch noch rechts denkt? Sabine Bleumortier lieferte Erkenntnisse wie die heutige Jugend denkt und fühlt. Humorvoll erläuterte sie, wie man junge Menschen für die Ausbildung begeistern kann. Sie zeigt auf, wie unterschiedlich die Generationen ticken. „Generation Z trennt Arbeit und Leben – daran müssen sich viele Unternehmer gewöhnen und es möglichst nicht nur negativ bewerten“, so Bleumortier. Ihre Impulse für einen gelungenen Start in die Ausbildung boten konkrete Ansätze, um die Integration neuer Auszubildender zu verbessern und ihre Motivation zu steigern. Ein anregender Verbandstag ging zu Ende.

zuletzt editiert am 28. Mai 2024