Denkmalschutz: Dachdeckermeister Guido Göranson und sein Team arbeiten gern mit traditionellen Handwerkstechniken, begeistern sich aber auch für innovative Prozesse. Diese Kombination überzeugte auch den Denkmalschutz bei der Sanierung einer Hofanlage in Köln. Die alten Backsteingebäude erhielten ein Metalldach mit Photovoltaik-Modulen.
Der alte Ortskern von Niehl liegt dort, wo einst die römische Straße von Köln nach Neuss führte. Die erste Erwähnung datiert im Jahre 927. Nach der Eingemeindung nach Köln im Jahr 1888 wandelte sich Niehl durch die Ansiedlung von Großindustrien nach dem Ersten Weltkrieg, vor allem durch petrochemische Unternehmen und die Fordwerke.
Drei Dachformen
Ein kleines Wohnhaus, das eigentliche „Fischerhaus“, aus Backsteinen begrenzt das Grundstück zur Straßenseite. Es ist noch eingedeckt mit roten Ziegeln, was in früheren Zeiten auch in Köln eine übliche Deckart war. Etwa 90 % der Wohnhäuser sollen so gedeckt gewesen sein. Durch ein Holztor gelangt man in den Hof, der rechts von einer Mauer, links vom „Schuppen“, mit Flach- und Pultdach, begrenzt wird. Rückseitig findet sich das größte Haus, die „Scheune“, mit großem Holz-Rolltor. Die Bausubstanz der Gebäude war in schlechtem Zustand. So hatte die Scheune nur noch ein Flachdach mit einer Notabdichtung. Die ursprüngliche Idee, die Neueindeckung mit Dachziegeln und PV-Anlage auszuführen, wurde verworfen. Eine Aufdachanlage stand für den Denkmalschutz nicht zur Debatte, und Solar-Ziegel waren zu aufwendig zu verlegen. Das Team der Dachtechnik Göranson erneuerte die drei hinteren Dachflächen mit Scharen aus Aluminium und aus Stahlblech.
Komplett neu konzipiert
Um die Statik mussten sich die Kölner Dachdecker keine Sorgen machen. Im Haus ließen die Bauherren quasi ein neues Haus entstehen. Aus Wärmedämmsteinen entstand eine neue Innenwand mit Hinterlüftung. Die Fensterbögen im Bestand wurden ertüchtigt. Der morsche Dachstuhl war nicht zu retten und musste neu errichtet werden, ebenso die Deckenbalken der „Scheune“. Die „Baugruppe Seb 196“ sah sich in der Verantwortung, Denkmalschutz und Nachhaltigkeit zu vereinen, ohne den alten Charme zu zerstören. So entstand ein neues Konzept: „Da die Dachstühle erneuert werden mussten, wurde eine Umgestaltung möglich. Wir hatten die Idee, das Gebäudeensemble neu zu interpretieren. Eine einheitliche Dachgestaltung mit moderner Dacheindeckung, aber untergeordneter Technik, auf altem Mauerwerk sollte es werden“, erklärt Miteigentümer Stephan Rodewig. „Die Umsetzung des Konzeptvorschlags sollte Ruhe in die Häusergruppe bringen, so stimmte auch der Denkmalschutz zu. Überhaupt war es eine sehr angenehme und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt in Köln“, so Rodewigs Resümee. Der Architekt schlug auch vor, das Solardach von Haushaut zu installieren.
Metallarbeit sauber hinzukriegen
Das Baujahr lässt es schon erahnen: Beim Fischerhaus ist nichts im Winkel. Aber gerade das scheint Guido Göranson zu motivieren. Der Dachdeckermeister erklärt im kölschen Brustton der Überzeugung: „In dieses Objekt ist ganz viel Herzblut geflossen. Meines und das der Jungs. Es hat schon ein paar Nerven gekostet, die Metallarbeiten sauber hinzukriegen. Letztendlich lässt sich so etwas auch nicht kalkulieren. Aber wichtig ist am Schluss, eine saubere Arbeit abzugeben, die zufriedenstellt, wenn es auch nicht immer gewinnoptimiert ist. Hier stehen einfach Handwerkskunst und Handwerkerstolz im Vordergrund.“
Auf den Brandschutz richtet Guido Göranson besonderes Augenmerk: „Ich achte immer darauf, mit welcher Gebäudekategorie ich es zu tun habe und welche Anforderungen daraus entstehen. Ich empfehle dem Bauherren dann einen Brandschutzplaner. Das macht den Preis natürlich teurer, und es geht auch mal ein Auftrag verloren. Aber es lässt mich besser schlafen.“ Die zum Nachbarn angrenzenden Wände sind mit Steinwolle gedämmt. Auf der Brandwand kam nach Brandschutzplanung hartgepresste Steinwolle zu liegen. Die Unterkonstruktion und Halterung der Abdeckung bestehen aus 2-mm-Stahlwinkeln.
Solarzellen auf Stehfalzscharen
Zur Aufnahme des Solardaches brachten die Dachdecker auf der Unterdeckbahn eine Konterlattung aus Konstruktionsvollholz zur Sicherstellung einer mindestens 50 mm hohen Hinterlüftungsebene auf. Als tragende Ebene schraubten sie 30/120-mm-Bretter, ebenfalls KVH, auf. So ist eine sichere Auflage gewährleistet und die nötige Kühlung der Module sichergestellt. Eine weitere Unterdeckung unter den Scharen ist laut Verlegerichtlinien des Herstellers nicht zulässig. Die monokristallinen Solarzellen sind auf Stehfalzscharen aus 0,5 mm dicken beschichtetem Stahlblech montiert, die fachgerecht mit Haften auf der Unterkonstruktion befestigt werden. Eine gehärtete Glasschicht schützt die in Serie verknüpften Solarzellen. Die Regensicherheit wahrt die Verfalzung als Doppel-Stehfalz-Verbindung. Die Scharen sind in drei Längen erhältlich und haben jeweils einen 300 mm langen Überdeckungsbereich ohne PV-Schicht. Die Deckbreite beträgt 556 mm. Für mehr Flexibilität stehen drei Längen mit einer Nennleistung zwischen 115 und 175 Watt zu Verfügung: 1.674 mm, 1.995 mm und 2.317 mm. Pro Quadratmeter erziehlt die Anlage 155 Wp.
Vorsicht Strom
Göranson hat sich schon viel mit Photovoltaik beschäftigt und einige Anlagen eingebaut. Bei diesem neuen System hat der Haushaut-Fachverleger mit Hand angelegt. Der Dachdeckermeister lobt den Service des Herstellers und betont: „Die Baubegleitung war top!“ Ein Elektriker hat die Strangleitungen vorgelegt. Nach Montage von jeweils neun Modulen wurde die Leerlaufspannung – die maximale Spannung ohne elektrische Last – mit einem speziellen Meßgerät erfasst und sodann die Reihe geschlossen. Vorkonfektionierte Stecker erleichtern die Arbeit für den Dachdecker.
Zwischengebäude mit Grün
Neben den weiteren Arbeiten an den Steildachflächen, wie Entwässerung, Einbau von Dachflächenfenstern und Lüftern, erhielt das Flachdach zwischen dem Vorderhaus und dem angrenzenden Hofgebäude eine neue Flachdachabdichtung mit einer extensiven Dachbegrünung. Auch das hintere freistehende Hofgebäude wurde auf der zugehörigen Flachdachfläche begrünt. Die Mauerabdeckung sowie die Dachentwässerung fertigte Göranson Dachtechnik in Anlehnung an den historischen Bestand aus Titanzink.
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