Gute Angebote schreiben: Das ist die Stärke von Hans Gerd Knops. Die Erfolgsquote von rund 70 % gibt dem Dachdeckermeister aus Köln recht.
Der Sommer 2021 war für Hans Gerd Knops nicht leicht. Sechs von seinen sieben Mitarbeitern erkrankten an Covid 19, zwei Mitarbeiter leiden immer noch an den Corona-Spätfolgen. Das Gesundheitsamt hatte den Dachdeckerbetrieb zwei Wochen stillgelegt, so hatte der Dachdeckermeister Zeit, Angebote ausführlich auszuarbeiten. Und das dauert seine Zeit, denn Hans Gerd Knops macht das nicht nebenbei. Der 56-jährige ist ohnehin kein Typ, der etwas mal einfach so macht. Er geht den Sachen auf den Grund, ist penibel bis ins Detail. Er teilt sich mit und hält sich auch bei Kollegen nicht zurück.
70 % Zusagen auf die Angebote
Wir treffen uns in seinem Wohnhaus, praktischerweise hinter dem Dachdecker-Büro in Köln-Ossendorf gelegen. Stolz zeigt er seine Auswertungen auf einem Blatt Papier: „Seit Jahren habe ich bei meinen Angeboten eine Quote von rund 70 % Zusagen", sagt Knops, Tendenz steigend, kein Wunder bei der Detailfülle. Der Dachdeckermeister berücksichtigt auch die jeweilige Raumnutzung. „Wo steht das Bett, wo ist der Schreibtisch? Das muss ich z.B. schon allein für die Größe, Bedienbarkeit und Beschattung der Dachflächenfenster wissen. „Hier ist jeder einzelne Posten bis auf die kleinste Schraube dokumentiert“, erläutert Knops.
So kommen dann schon mal locker 40 Seiten zusammen. Die Angebote lässt sich Knops mit 2 % der Kalkulation bezahlen, Drohnenflug inklusive. „Dies ist für den Kunden, wenn wir zusammenfinden, ja nicht von Nachteil, weil es beim Auftrag dann verrechnet wird“, so Knops. Neben drei Wohnungsgesellschaften setzt Knops vor allem auf Stammkunden aus der Kölner Gegend. „Starkregen nimmt zum Beispiel zu und es zeigt sich erstmal kein Befund. Das betrifft zum Teil sehr alte Dächer, die für solche Klimaereignisse nicht gemacht sind“, sagt Knops. Dann gehen seine Mitarbeiter auf die Suche der Schadensursache. Die Leitung auf den Baustellen überlässt er weitestgehend seinen zwei Vorarbeitern, auf die er sich seit Jahren verlassen kann. „Das ist der Schlüssel zu unserem wirtschaftlichen Erfolg. Die beiden Häuptlinge wissen, was sie tun und ich weiß, was ich an ihnen habe."

Die Drohne ist immer dabei
Drohnen nutzt Knops seit Jahren für seine Angebote. Inspiriert durch seinen Bekannten Thomas Ruhrmann, Obermeister der Dachdecke-Innung Köln, machte er vor Jahren den Drohnenführerschein und fliegt seitdem alle Objekte ab. Die Drohne ist immer dabei. „Auch bei jeder Baustelleneinrichtung, bei der Parkplatzsituation und der ganzen Logistik hilft mir die Drohne im Vorfeld. Das ersetzt natürlich keine Bauteilöffnung oder technische Analyse“, weiß Knops. Mit besorgten Anwohnern, die sich über das plötzliche Flugobjekt wundern, hat er bisher kaum Probleme gehabt.
Als Kalkulationsprogramm nutzt er das Modul von Codex – „aber hier bin ich klassischer Anwender. Es muss funktionieren, und für unseren kleinen Betrieb klappt das gut“, so Knops. Die Dokumentation auf der Baustelle ist praxisbezogen bis Oldschool. Jeder Mitarbeiter erhält eine Digitalkamera. Diese Dokumentationen pflegt die Mitarbeiterin im Büro ins System ein. „Die Planung und die Angebote mache ich hier im Büro alleine, da bin ich im Tunnel, da darf mich keiner stören“, lacht Knops. In Sachen Verordnungen und Richtlinien ist er eher Pragmatiker. Ob Arbeitssicherheit oder Dokumentationen – „muss halt“ ist hier seine Devise. „Im Grunde müsste ich z.B. jede Kreissäge ein paar Mal im Jahr überprüfen. Wenn ich das alles machen würde, was vorgeschrieben ist, könnte ich meinen Betrieb nicht mehr führen“, ist sich Knops sicher.
Die perfekte Mischung stößt an ihre Grenzen
Bei Knops ist die Situation wie bei vielen Dachdeckern: Die Geschäfte laufen sehr gut. „Ich finde, dass das Verhältnis ein Meister und sieben Mitarbeiter in der Großstadt perfekt ist. Alles andere würde hinten runterfallen. Allerdings bin ich der Meinung, dass das technische Niveau in den letzten Jahren schon gesunken ist. Ich habe schon Meister erlebt, die nicht das Können und Wissen gestandener Gesellen haben, die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit geht immer weiter auseinander. Das gab es früher nicht - gut für uns, aber schade für die Branche“ bedauert Knops.
Doch wie bei vielen Kollegen fehlt es an Nachwuchs. „Das ist in der Tat ein großes Problem. Ich habe eine gute Mannschaft, aber einen motivierten und geschickten Auszubildenden kann jeder Betrieb immer gebrauchen, das lässt sich aber derzeit schwer lösen".
Im Grunde muss Knops mit seinem Team bis zur Rente in acht/neun Jahren weiterarbeiten und hoffen, dass sich ein Nachfolger findet. Ein Vabanque-Spiel, auf das er sich bewusst einlässt. Die Webseite lockt wohl eher keinen jungen Dachdecker an Land. „Wenn ich in den nächsten Jahren einen Nachfolger finde, freue ich mich, wenn nicht, dann schließe ich den Betrieb“, sagt Knops. Das wäre ein Kölner Traditionsunternehmen weniger.

Hauptsache zwei Räder
Knops achtet sehr genau darauf, dass sein Wohlfühlfaktor nicht zu kurz kommt. Deshalb ist seine Handy-Nummer auch tabu. „Ich mache freitags zu und montags auf, das habe ich bis auf wenige Ausnahmen immer so gehalten“, sagt Knops. Dann geht es vor allem auf zwei fahrbare Untersätze: Im Winter Bretter, im restlichen Jahr Reifen. So fährt er mit seiner Freundin auf dem Trekking-Fahrrad zum Beispiel an den Alpenrand. Mehrmals wöchentlich quält er sich mit der Rennrad-Truppe gerne auf einer knackigen Tour durchs Kölner Umland. Und auch da kennt Knops kein Pardon.
Der 56-jährige, der eigentlich vom Motorradsport kommt, fährt auf seinem Rennrad immer noch einen Schnitt von rund 32 Kilometern pro Stunde. 2019 fuhr er bei „Rad am Ring“, auf dem Nürburgring auf den 35. Platz in seiner Altersklasse.
Bei alldem kommt der Dachdeckermeister immer noch entspannt und gut gelaunt daher. Ein Typ mit klaren Vorstellungen, der seine Passion gefunden hat und dennoch weiß, was Freizeit heißt.
Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 13.2021.
