Flachdach: Gründächer und PV-Anlagen auf Flachdächern sind sinnvoll und nachhaltig. Doch die Anforderungen an den Dachaufbau steigen hierdurch, Dachdecker müssen immer häufiger auf die Suche nach Leckagen gehen und dennoch ein dichtes Dach garantieren. Rolf Enderlin fordert: Neue, verbindliche Regeln für das Flachdach.
Ihr Unternehmen sw-dach.de, das zur Hanebutt-Gruppe gehört, hat sich auf Abdichtungen spezialisiert. Was sind aktuell die Probleme in der Praxis?
Rolf Enderlin: Aktuell haben wir mehr Komplexität auf Flachdächern, die wir berücksichtigen müssen. Es ist problematisch, dass ein Dach, das sowohl begrünt als auch mit Photovoltaikanlagen versehen wird, in Bezug auf die Qualität der Dachbahn im Prinzip genauso geplant wird wie ein frei bewittertes Dach, obwohl die Belastungen während und nach der Bauphase erheblich zunehmen.
Können Sie das näher erläutern?
Heutzutage kommen viele neue Herausforderungen hinzu — die Dachlandschaften haben sich verändert. Durch die Kombination von PV-Anlagen und Dachbegrünungen entstehen neue technische Probleme, besonders bei der Leckageortung. Gründach-Anlagen werden auch eingebaut um die PV-Anlage zu ballastieren. Aber wenn es einen Wasserschaden gibt, geht die Suche los und die Schadenslokalisierung ist extrem schwierig und aufwändig, teils sogar nahezu unmöglich.

Wie wirkt sich das konkret auf Ihre Arbeit aus?
Bei der Leckageortung haben wir Schwierigkeiten, da metallische Teile in der Begrünung geerdet sind. Das macht es technisch nahezu unmöglich, Leckagen zu messen, ohne umfangreiche manuelle Eingriffe vorzunehmen. Wir müssen viele Teile der PV-Anlage abklemmen, um überhaupt messen zu können. Das ist extrem belastend und aufwändig.
Aktuell waren wir bei einem großen Flachdach zwei Wochen lang auf der Suche nach Leckagen bis wir endlich die Ursache gefunden haben — und ich behaupte mal: Wir wissen, was wir tun.
Gibt es Technologien oder Methoden, die Ihnen dabei helfen?
Ja, es gibt spezielle Leckortungsgeräte und Elektro-Vlies-Systeme, die helfen können. Diese werden zwischen der Wärmedämmung und der Abdichtung eingebaut und ermöglichen es uns, Leckagen schneller und effizienter zu finden. Allerdings ist der Einbau solcher Systeme mit zusätzlichen Kosten verbunden, die nicht jeder Bauherr bereit ist zu tragen.
Wie hoch sind diese zusätzlichen Kosten?
Die Kosten für diese Technologie liegen aktuell bei etwa 7 bis 8 Euro pro Quadratmeter. Das summiert sich bei großen Projekten natürlich schnell auf beträchtliche Beträge. Dennoch halte ich es für eine notwendige Investition, um langfristige Schäden und hohe Folgekosten zu vermeiden.
Nehmen die Bauherren diese zusätzlichen Kosten an?
Leider noch nicht immer. Viele Bauherren sparen an dieser Stelle, was sich später als Fehler herausstellen kann. Es gibt noch keine Mindestanforderungen für solche Systeme in den Regelwerken, was ich für dringend notwendig halte. Dazu kommt noch: Da sich mittlerweile ja viele Gewerke auf dem Dach tummeln, wird es zunehmend schwieriger verlässliche Aussagen über den Dachaufbau zu treffen.

Sie haben erwähnt, dass Sie bereits Gespräche mit Herstellern, Dachdeckern und Verbänden führen. Was sind ihre Forderungen?
Wir möchten erreichen, dass solche Systeme standardmäßig in die Regelwerke und Ausschreibungen aufgenommen werden. Es ist wichtig, dass die Dachdeckerbranche diese Änderungen unterstützt und umsetzt, um bereits bestehende Probleme zu vermeiden. Aktuell ist es leider so, dass wir technisch nicht mehr auf dem aktuellen Stand sind.
Das heißt, dass die Anforderungen zügig umgesetzt werden müssen, oder?
Es wird sicherlich einige Zeit und Überzeugungsarbeit brauchen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir langfristig gesehen die nötigen Anpassungen vornehmen werden. Schließlich geht es darum, unsere Arbeit zukunftssicher zu machen und die Qualität unserer Dächer zu gewährleisten. Nach dem Motto: „Photovoltaik ja … aber nicht auf Kosten des Daches“.