Ein Ehepaar kaufte sich 2015 ein ehemaliges Tischlereigebäude. Es befindet sich auf einem Hinterhof in der Stadtmitte Hannovers. Zu ihrer eigenen Freude und der ihrer Nachbarschaft pimpten das Paar das Gelände mithilfe von Urban Gardening auf und bricht so die umliegende städtische Atmosphäre auf. Dachdecker Jörg Ewald berichtet über die Sanierung.
Wohnhaus
Mit viel Liebe und der Kombination von klaren Materialien wurde es über einen Zeitraum von zwei Jahren saniert. Die Außenwände wurden mit einer Wärmedämmung aus Steinwolle versehen und erhielten einen rustikalen Verblender, der aus einem Abbruch stammt. Die Bauherrin und der Bauherr säuberten ihn in mühevoller Handarbeit mit Hilfe von Freunden und erfreuen sich heute der guten Optik. Die Dachfläche erhielt eine bituminöse Dampfsperrbahn mit Alueinlage, 200 mm EPS Wärmedämmung und 2-lagiger wurzelfester Bitumenabdichtung. Es entstand dadurch ein U-Wert von 0,17 W/m²K und übererfüllte damit den vorgegebenen Wert der EnEV von 0,20. Durch einen Installateur-Fachbetrieb wurde eine Heizung in Brennwerttechnik unter Einbindung einer Solarthermieanlage eingebaut.
Nach reiflicher Überlegung entschieden sich Bauherrin und Bauherr auch für eine empfohlene extensive Dachbegrünung. Um die Traglast des Daches einzuhalten, musste diese in Abstimmung mit dem zuständigen Statiker als Einschichtbegrünung zwar sehr einfach, aber auch günstig ausfallen. So kamen 8 m³ Recyclingsubstrat auf 143 m² Dachfläche auf eine 5 cm Aufbauhöhe (nach Sackung). Die Bauherr Innen wollten bei der Begrünung des Daches möglichst viel Eigenleistung erbringen können, weshalb wir den Gründachaufbau aus komplettem Recyclingmaterial lediglich anlieferten. Wir leiteten sie mit Freunde zur Erstellung der Dachbegrünung an.
Das Resümee des Paares: "Wir sind sehr glücklich mit der Entscheidung für eine extensive Dachbegrünung. Die letzten Dürresommer wären hier in der extrem urbanen Umgebung der hannoverschen City sonst Sauna pur geworden." Auch zwei Drittel der Terrasse des Hauses wurden begrünt und mit Kräutern bestellt – gut für die danebengelegene Küche.

Carport
Was am Ende noch fehlte war ein Garten zum Gemüseanbau, denn den vorhandenen Kleingarten mussten sie aufgrund ihres Projektes aufgeben. Das Grundstück um den alten Gewerbebau gab außer einer Zufahrt und einem Carport nicht viel Platz zum Gärtnern her. Jedes kleine Gartenfleckchen im Hof war schnell mit insektenfreundichen Blumen bepflanzt und selbst eine Mauer wurde von einem befreundeten Künstler mit einer blühenden Landschaft verziert. Schnell wurde klar: Der Carport muss es werden! Ein Urban-Gardening-Projekt.
Der 60 m² große Carport war ein Metallbau (geschätzt 60-70 Jahre alt) mit 6 Stützen, Doppel-T Trägern und Asbestwelle. Um hier letztlich ein entsprechendes Gewicht aufbringen zu können musste die Statik ertüchtigt werden. Gute 3 Jahre nach Beendigung der Haussanierung war es dann soweit. Dipl-Ing. Silke Ewald (Dachbegrünung) und Dachdeckermeister Jörg Ewald (Statik + Abdichtung) planten, wie schon für das Wohnhaus, nun auch den "Kleingarten".
Zur grundsätzlichen Ertüchtigung des neuen Dachgewichtes mussten zunächst 9 KVH (Konstruktions-Vollholz Ständer) 12/12cm mit verz. Pfostenträgern in 80 cm tiefe Punktfundamente und Beton gesetzt werden. Sie stützen nun die drei Metallpfetten des Bauwerks. Auf zunächst geplante Kopfbänder wurde verzichtet. So kamen zur weiteren Stabilisation zwei diagonal verlegte 12/12 cm Hölzer mit Fundamenten und verschraubt mit je zwei Ständern dazu. Zwischen die 6 vorhandenen Doppel-T Träger wurden 5 weitere Metallsparren mit je 150 kg Gewicht verlegt und verschraubt. Somit war die perfekte Grundlage für die flächig verlegte neue Holzschalung geschaffen.
Die Abdichtung konnte einfach, aber qualitativ hochwertig, ausgeführt werden. Ich empfahl eine 1,5 mm starke EPDM Folie, mit der ich schon seit über 30 Jahren gute Erfahrungen gemacht habe. Angeliefert wurde sie durch unsere Dachdecker1kauf Ost e.G. als vorkonfektionierte Plane und musste über einem Schutz- und Ausgleichsvlies nur noch ausgeklappt und ausgerollt werden. Anschlüsse zuschneiden - fertig.
Der extensive Gründachaufbau wurde im typischen System, mit 300 g/m² Schutz- und Speichervlies, 2,5 cm Drainageplatte und 100 g/m² Filtervlies verlegt. Unter die zukünftige Anordnung von Pflanzkübeln verlegten wir eine Bautenschutzmatte, um die punktuelle Belastung zu minimieren. 5 m³ Recyclingsubstrat brachten wir noch auf. Ab hier galt dann wieder der Slogan der Bauherr Innen: "Die Begrünung führen wir selbst durch!" Denn aufgrund der Trennung der grundsätzlichen Dachbegrünung und dann Eigenleistung konnte die Unterstützung der Stadt Hannover mit 1/3 Zuschuss gewahrt werden.

Nun stehen die Zeichen auf grün. Denn nicht nur die Gärtner haben in Zukunft ihren Spaß am Urban Gardening. Alle Anwohner der angrenzenden Wohnungen haben einen neuen Augenschmaus in der immer noch stark versiegelten Urbanität.