Denkmalschutz: Das Schieferdach des Schlosses Poppelsdorf in Bonn bietet zahlreiche Details, die von der Arbeitsgemeinschaft Weinand & Pauken und Eiserloh & Mesenich ausgeführt wurden. Neben 615 m eingebundenen Kehlen waren etliche Gauben und vier Türme einzudecken. Dazu gesellten sich tonnenweise Bleiarbeiten unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes.
Beim Poppelsdorfer Schloss handelt es sich um das ehemalige Lustschloss der Kölner Erzbischöfe und Kurfürsten. Die Pläne stammen vom Pariser Hofarchitekten Robert de Cotte. Baumeister war Johann Balhasar Neumann. Nach knapp 40 Jahren Bauzeit wurde es 1753 komplett vollendet. Es hat den Beinamen „Clemensruhe“, da es als Landsitz für Kurfürst Joseph Clemens vorgesehen war. Das Schloss ist durch die Poppelsdorfer Allee mit dem kurfürstlichen Schloss verbunden. Ursprünglich stand auf dem Gelände eine mittelalterliche Wasserburg aus dem 16. Jahrhundert, die jedoch im Krieg zerstört wurde.
Mansarddächer
Die vierflügelige Anlage basiert auf einem quadratischen Grundriss, hat aber einen runden Innenhof, der von Arkaden umrahmt ist. Es ist der einzige barocke Bau dieser Art in Deutschland. Auf jedem der vier Flügel positioniert sich mittig ein erhöhtes Pavillondach, welches konvex geformt ist. Die Zwischentrakte und Eckbauten wurden mit Mansarddächern versehen. Diese Dachlandschaft entstand in ihrer heutigen Form im 19. und 20. Jahrhundert. In dieser Zeit erhielt das Schloss neue Dächer, wobei die Zwischentrakte und Eckbauten mit Mansarddächern gedeckt und die Mittelpavillons mit einer geschweiften Haube versehen wurden. Heute haben im Schloss die mineralogische Sammlung der Universität Bonn und weitere naturwissenschaftliche Einrichtungen wie Teile des Steinmann-Instituts für Geologie, Mineralogie und Paläontologie, das Institut für Zoologie und das Institut für Molekulare Physiologie und Entwicklungsbiologie ihren Platz gefunden.
Gerundete Türme
Mit den Vorarbeiten wurde bereits am 11. März 2019 begonnen. Im Mai 2020 erfolgten die Schieferarbeiten für die umfassende Sanierung der rund 5.000 m² Dachflächen durch die Arbeitsgemeinschaft Weinand & Pauken GmbH und Eiserloh & Mesenich GmbH, beide Mitglieder der Dachdecker-Innung Mayen-Ahrweiler Cochem-Zell. Die Arbeiten wurden abschnittsweise durchgeführt – Gerüst-Auf- und Umbau, Abriss, Schalungsarbeiten usw. Da die Kuppeldächer in der Mitte der Flügel und die Zeltdächer der Ecktürme komplett eingehaust waren, konnten die Arbeiten witterungsunabhängig ausgeführt werden. Die Dachneigung der konkav und konvex geschwungenen Flächen der Mittelaufbauten betrug zwischen 25° und 90°. In den flach geneigten Bereichen wurde als Zusatzmaßnahme eine PYP PV 200 S5 Polymerbitumenschweißbahn aufgeklebt. Die Höhenüberdeckung wurde zur Sicherheit mit 34 % statt der üblichen 29 % der Steinhöhe angesetzt. Die Steinhöhen betrugen hier 36 bis 27 cm. Die Größe der Mitteltürme belief sich auf etwa 370 m². Den Übergang des Kuppeldaches zum Turm führten die Mitarbeiter der Arge in einer Bleileistendeckung aus. Die Bleistärke betrug 3 mm.
Meterweise Kehlen
Auch die Ausbildung der Standkehlen rechts und links der Mitteltürme erfolgte unter Verwendung von 3 mm Kirchenblei, hier in Falztechnik. Die Flächendeckung zwischen den Mittel- und den 300 m² großen Ecktürmen erfolgte ebenfalls mit Sicherheitszuschlag. Auch hier betrug die Höhenüberdeckung 34 % der Steinhöhe. Hier wurden Schiefer der Höhe 39 bis 31 cm verwendet. Insgesamt hatten die Schieferdecker etwa 630 m eingebundene Kehlen zu decken. Die Dachdecker-Arbeitsgemeinschaft sicherte sich hier die Unterstützung zweier Partnerbetriebe vom Mittelrhein – die Schieferdecker Stefan Rost, Tamino Rost, Michael Müller und Roman Feller von Rüdesheim Bedachungen aus Urbar und Alfons Müller aus Oberwesel. Sämtliche Kehlbretter schweißten die Dachdecker vor Eindeckung mit einer PYP PV 200 S5 ein. Dazu wurde jedes Kehlgebinde mit einem Bleistreifen von 1,5 mm Stärke abgefangen.
Tonnenweise Blei
Wenn sich schon der Bleieinsatz für zum Beispiel 84 m Hauptkehle an der Mansarde und 54 m Wechselkehlen gewichtig anhört, so stießen die Dachdecker bei den Türmen in ganz andere Dimensionen vor. Eine Turmspitze kleidete man in 600 kg Blei. Ein Turm inklusive Standkehlen erhielt 3,2 t Bleibekleidung. Dazu kam noch die Abdeckung des Gürtelgesimses zwischen dem ersten und zweitem Stock. Insgesamt wurden über 150 t Blei verarbeitet.
Brigitte Latsch und Alwin Punstein



















