Wer kennt sie nicht: die klassische Einfamilienhaussiedlung der 60er-Jahre. Das Dach geneigt, die Fertiggarage an der Giebelwand – natürlich mit einem Flachdach, zumeist mit ein bis zwei Lagen bituminöser Abdichtung versehen. Damit konnte der Heimwerker völlig selbstständig sein eigenes Garagendach neu „abdichten“. Dachdecker wissen natürlich, dass Dachlack keine Abdichtung ist.
Die Geburtsstunde einer Wunderwaffe: der Dachlack!
Mitte der 80er-Jahre kam es dann in Mode, dass sich die Bauherren Gedanken über die Abdichtung machten, da die Garagen erste Leckage-Stellen aufwiesen, zumeist im Gullybereich oder am Wandanschluss zum Giebel. Und sie griffen oft zum sogenannten Dachlack oder Bitumenanstrich. Natürlich wissen Dachdecker, dass dieser keine Abdichtung ersetzt.
Mit ihm konnte der Heimwerker völlig selbstständig sein eigenes Garagendach neu „abdichten“. Dies auf Grundlage der Interpretation der Werbeaussagen großer Baumarkt-Ketten. Überall sah man sie: fleißige Bauherren, die ihre Garagendächer oder auch Flachdach-Bungalows akribisch säuberten und dann das ganze Dach, mit einer Lammfellrolle bewaffnet, mit Dachlack einrollten. Fertig war das Bitumendach.
Das visuelle Ergebnis am Ende eines Samstagabends – überwältigend. Die Rissbildung und kleinere Unebenheiten lagen versteckt unter einem Anstrich aus sattem Schwarz, der Bauherr war zufrieden. Allerdings waren die Dächer weiterhin undicht. Die „Sanierung“ glich eher einem Dachanstrich. Und hier kam dann der Dachdeckermeisterbetrieb ins Rennen: Oft reichte damals eine Reparaturlage als Oberlage samt Einbindung der Anschlüsse wie Rinnen, Giebel, Attiken und der Bauherr hatte wieder für 20 Jahre (oder mehr) Ruhe.
Aber selbst heutzutage wird in vielen Baumärkten noch Dachlack angeboten und nicht selten taucht die Frage auf: „Bringt es was, wenn ich mein undichtes Dach mit Dachlack versiegele?“
Der Fachmann weiß: Mit Abdichtung oder Reparatur hat dies wenig zu tun!
Wenn die Dachflächen Undichtigkeiten aufweisen, ist die Behandlung mit Dachlack sinnlos. Dachlack hat die Aufgabe, angewitterte Heiß- oder Kaltabstriche wieder zu aktivieren, nicht jedoch undichte Schweißbahnen abzudichten
Dachdecker Klaus Ross
Dachlack sind für Oberflächenbehandlungen gedacht, das heißt, sie glätten durch Umwelteinflüsse angeraute Dachpappenoberflächen. Keinesfalls dichten Dachlack oder ähnliche Anstriche Dächer wieder ab
Dachdecker René
Dachlack ist lediglich eine Art „Anstrich“, der Risse weder überbrückt noch abdichtet. Was bei älteren „Dachpappen“ aus Oxidationsbitumen zumindest einen visuellen Effekt erbrachte, wirkt bei heutigen Oberlagen aus Polymerbitumen (PYE-P/PYE-E) schädlich! Der Dachlack kann die eingearbeiteten Polymere einer Hochwertbahn angreifen und schädigen. Daher sollte der Umgang mit Dachlack durch den Bauherren sehr wohl überlegt sein – Gesundheits- und Umwelt-Risiken völlig außen vor gelassen.
Weitere Informationen zur Leckageortung
Zusammenfassung Dachlack:
- Dachlack hat KEINE abdichtende Funktion,
- Dachlack ersetzt keine Abdichtung,
- Dachlack ist kein Haftgrund (Voranstrich) für folgende Lagen.
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