Aufstockung: Urban, eng, denkmalgeschützt – Dachdeckermeister Stefan Geraedts realisierte eine anspruchsvolle Dachaufstockung in klassischer Handarbeit. Dazu gehörten unter anderem: Dachgeschossausbau, Metallarbeiten und die Sanierung eines kleinen Flachdachs über den Dächern von Köln.
Inmitten der belebten Venloer Straße in Köln-Ehrenfeld wird seit Februar 2025 ein mehrgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus um zwei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss erweitert. Dachdeckermeister Stefan Geraedts aus Bergisch Gladbach übernahm mit seinem Team die anspruchsvolle Aufgabe, die neue Dachkonstruktion samt Abdichtung und Fassade fachgerecht umzusetzen. Das Projekt stellte hohe Anforderungen an Statik, Materialwahl und handwerkliche Präzision – insbesondere im städtischen Bestand mit begrenztem Platz und laufendem Betrieb im Erdgeschoss.

Dachaufstockungen im städtischen Bestand gehören zu den anspruchsvollsten Aufgaben im Dachdeckerhandwerk. Nicht nur technisches Know-how ist gefragt, sondern auch gute Nerven, Teamgeist und Flexibilität. In diesem Fall realisierte Stefan Geraedts die Dacharbeiten inmitten des beliebten Szene-Viertels Ehrenfeld.
Kleines Team, großes Netzwerk
Geraedts führt einen kleinen Betrieb mit nur zwei festen Mitarbeitern – sich selbst eingeschlossen. Das klingt zunächst nach Kapazitätsgrenze, funktioniert aber durch ein erprobtes Netzwerk mit befreundeten Subunternehmern. „Wir packen uns zusammen – klassische Handwerkspartnerschaft“, erklärt er. Dieses flexible Modell ist vor allem bei innerstädtischen Bauprojekten hilfreich, bei denen sich Phasen intensiver Arbeit mit Wartezeiten durch andere Gewerke abwechseln. Das zahlt sich aus, denn man sieht den blau-weißen Transporter von Geraedts oft in den westlichen Stadtteilen von Köln. Hier hat sich der Dachdeckermeister einen guten Kundenstamm erarbeitet.

Denkmalgeschützter Bestand als
Herausforderung
Das Objekt befindet sich in einem denkmalgeschützten Gebäude – sogar das Treppenhaus steht unter Denkmalschutz. Für Ge-
raedts ist das kein Neuland: „In Köln ist vieles denkmalgeschützt. Man muss es halt mitdenken.“

Logistik und Handarbeit auf engstem Raum
Dass hier echte Handarbeit geleistet wird, zeigt sich auch an der Logistik: Materialtransport über das Gerüst, präzises Arbeiten in verwinkelten Grundrissen, handgefertigte Gauben mit maßgeschneiderten Detaillösungen. „Wir haben uns hier alles hochgeschleppt – vom Akkuschrauber bis zur Dämmrolle und natürlich den Dachziegeln. Das muss gut organisiert sein“, betont Geraedts. Bei schweren Teilen kam der Baukran zur Anwendung, der seit Monaten über dem Wohnhaus ragt.
Oben mussten die Handwerker neue Loggien einbauen, Brandwände wurden frisch gemauert – und das bei eingeschränktem Zugang und laufender Wohnnutzung. Mit teilweise erstaunlichen Erfahrungen: Die Notabdichtung, die die Dachdecker aufgebracht hatten, hielt runde acht Monate. Eine extra eingebaute Holzfaserplatte sorgte für zusätzliche Regensicherheit, vor allem in der Bauphase, in der die Dachdecker nicht arbeiten konnten. „In Kombination mit einer nachträglich eingebauten Unterspannbahn ist das eine sichere Sache gegen Regeneinfall“, so der Dachdeckermeister.
Von der belebten Venloer Straße aus sieht man nicht, dass sich oben noch ein kleines Flachdach befindet. „Das war der ursprüngliche Wunsch des Kölner Architekten“, berichtet Stefan Geraedts. Und auch dieses Bauteil musste saniert werden. Alles war geplant, und das Team wollte loslegen. Dennoch verzögerte sich die Baustelle fast um ein halbes Jahr. „Die anderen Gewerke mussten das Treppenhaus hochmauern: Eine weitere Anforderung des Denkmalschutzes, erst danach konnten die Dacharbeiten starten“, berichtet der Dachdeckermeister. Solche baulichen Verzögerungen beeinflussen direkt die Planung: „Wir waren über ein Jahr mit dem Projekt befasst – mal mit Pausen, mal mit Volldampf“, berichtet Geraedts.
Der Lichtkuppel-Anschluss wurde zusätzlich mit Flüssigkunststoff gesichert. Besonderes Augenmerk lag auf der Integration moderner Dämmstoffe und der Sicherstellung der Energieeffizienz gemäß den aktuellen Standards.
Der Aufbau der Dachkonstruktion:
- Dampfbremse: Bestandteil des Dachaufbaus, unterhalb der Dämmung.
- Zwischensparrendämmung: mineralisch
- Aufsparrendämmung: 60 mm Holzfaserplatte
- Der Dachaufbau wurde angepasst: Zusätzlicher Schutz der Holzweichfaserplatte
Wulst statt Stehfalzdeckung
Generell dürfen die Dachdecker wegen der Denkmalschutz-Auflagen Details nicht in eckigen Blechen verarbeiten, sondern alles in einer Wulst ausbilden. Oder auch das Handling mit den Dachfenstern, in diesem Fall: Weiße Holzfenster, die leider extrem fleckenempfindlich sind. „Da müssen alle Gewerke mit aufpassen, dass das sauber bleibt“, lächelt Geraedts und zeigt auf ein paar Handschuhe. Zum Glück hat Geraedts viel Erfahrungen mit den Anforderungen von Denkmalpflegeämtern.
Bei den Dachgauben wurde mit Winkelstehfalz gearbeitet. Die zurückgesetzten Fenster mit „ineinandergreifender“ Front verlangte die Bekleidung mit diversen Falz- und Klemmtechniken. Ein Walzbleianschluss ergänzte die Zinkdetails.
Die Gaubenwangen bekleideten die Dachdecker ebenfalls in Stehfalzblechen. Die Gauben und die Steildachflächen deckten die Dachdecker mit Dachziegeln von Nelskamp, Typ D 13 Ü ein. Der Ziegel bringt die klassische Form des Doppelmuldenfalz-Ziegels in ein größeres Format. Rund zwölf Ziegel pro Quadratmeter sind recht schnell verlegt.
Für die Dachabdichtung wurde die EPDM-Bahn Resitrix verwendet, die eine langfristige Dichtigkeit gewährleisten soll. Den Vorschlag, eine Gefälle einzuplanen und zu bauen, entwickelte der Dachdecker gemeinsam mit dem Architekten. Auf die PU-Gefälledämmung (2 Prozent) kam die selbstklebende Abdichtungsbahn Resitrix SKW.
Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 09. 2025.



