Solar: Es könnte so richtig losgehen mit Solar. Doch Christoph Voss wird von fehlenden Chips, Wechselrichtern und nicht lieferbaren Speichersystemen gebremst. Den Kunden die langen Lieferfristen und die extremen Preiserhöhungen zu vermitteln, ist ein Balanceakt, an den er sich schon gewöhnt hat.
Christoph Voss ist genervt. Dabei ist der Dachdeckermeister aus Hamm keiner, der gleich an die Decke geht. Und die Aufträge sind ja da, seit Monaten schon. Doch es hängt an Kleinigkeiten, die er nicht beeinflussen kann. "Aktuell haben wir rund 30 Aufträge mit Photovoltaik in der Planung, die Kunden warten auf die Fertigstellung. Doch uns fehlen Wechselrichter, Sensoren oder Chips. Die Lieferfristen für Speichersysteme dauern je nach Hersteller bis zu 6 Monaten. Es geht hier zum Teil um Kleinteile, die 10 Euro kosten, die aber einen Auftrag von rund 30.00 Euro verzögern oder sogar platzen lassen. Das habe ich so noch nie erlebt", ist Voss sicher.
Die Rohstoffproblematik und die teilweise extremen Preisanstiege im Hochbau werden die Dachdeckerbetriebe langfristig belasten. Das zieht sich jetzt schon fast ein Jahr lang durch. Waren es zu Anfang noch die erheblichen Preissteigerungen bei speziellen Produkten wie Holz, Dämmstoffen und Silikon, so breiten sich die Lieferprobleme und die hohen Kosten auf fast alle Lebensbereiche aus.

Kampf um Chips und Speichersysteme
Wann wurde der Dachdeckermeister aus Hamm damit konfrontiert und wie geht Voss damit um? "Zum Ende des vergangenen Jahres wurden auf einmal die Dachpfannen knapp. Das fand ich schon sehr spannend. Ich glaube, dass uns das Thema Holzpreise im Sommer wieder beschäftigen wird. Ansonsten sind die Lieferzeiten bei manchen Dämmstoffen natürlich ein Katastrophe. Im PV- Markt gibt es eine Verknappung bei Wechselrichtern, Sensoren und Batterien. Da spielen die gleichen Faktoren wie bei der Automobilindustrie rein. Beide Branchen kämpfen um Chips und Lithium-Ionenspeicher". Das zumindest kann Voss noch bewältigen. "Schlimmer sind die neuen Lieferprobleme, die auf einmal da sind, auf die wir mit Preisanpassungen reagieren müssen", so der Dachdeckermeister.
Was sagen denn die guten Kunden dazu, wenn sie mit Preisen von über 20 Prozent konfrontiert werden? Christoph Voss kennt das schon: "Im Grunde hilft ja nur Achselzucken. Wir haben das Problem nicht gemacht. Manchem Kunden habe ich geraten, sein Projekt zu schieben, bis die Preise gesunken sind. Zumindest im Holzbereich hat das auch funktioniert. Gott sei Dank treffen uns diese Probleme in der Hochkonjunktur. Ich möchte nicht darüber nachdenken was passiert wäre, wenn diese Preisexplosionen mit dem Kampf um jeden Auftrag zusammen fielen".
Solarpflicht sieht Voss kritisch
In einigen Bundesländern, wie zum Beispiel Baden-Württemberg gibt es seit neustem die Solarpflicht. Das zumindest sieht Voss kritisch. "Eine Solarpflicht halte ich persönlich nicht für den richtigen Weg. Die PV- Anlagen rechnen sich von alleine, die Technik ist ausgereift, Langzeiterfahrungen sind da. Ein großer Schritt wäre die Anerkennung von Photovoltaik im Wärmeschutznachweis, gleichgesetzt mit der Solarthermie. Das wäre im Neubaubereich ein großer Hebel", sagt Voss.

Viele Dachdecker haben ja den Solarboom in den 90er Jahren verschlafen. Voss war einer der ersten, die auf Sonnenstrom gesetzt haben. "Die ersten Anfragen bezogen sich auf die reine Montageleistung auf dem Dach. Das haben wir vor über 20 Jahren das erste Mal gemacht. Dann kamen die ersten Anfragen nach Komplettanlagen. Diese zu bedienen wurde wesentlich einfacher, nachdem unsere gewohnten Bedachungsgroßhändler uns mit Anlagen versorgen konnten. Damals haben die im Hintergrund auch die Anlagenplanungen gemacht. 2021 haben wir rund 25% unseres Umsatzes mit Photovoltaikanlagen und Speichern realisiert, quasi als Nebengeschäft. Das ist schon enorm", erinnert sich Voss.
Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 02.2022.