Zwei Arbeiter installieren Solarmodule auf einem Dach unter klarem Himmel.
Hubert Raffenberg (links) und Tim Heiße bei der Verlegung der PV-Module auf dem Rathausanbau von Marsberg. (Quelle: Heiße Dach/stork-media)

Solar 2025-03-11T09:04:44.236Z Hohe Energieausbeute im historischen Rathaus

Solar: Die Erweiterung des historischen Rathauses umfasste fast alles, was ein Dachdeckerherz begehrt: Schieferarbeiten, die Installation einer PV-Anlage, Wand- und Dachbekleidungen in Stehfalz und den Aufbau eines Gründachs. Michael Heiße, Tim Heiße und Johannes Messer

Seit Sommer 2024 weht der Richtkranz über dem Rathausanbau der Stadt Marsberg. Das Bestandsrathaus wird durch eine Passage mit dem Anbau verbunden und bietet den Bürgerinnen und Bürgern einen zentralen Anlaufpunkt für Verwaltungsangelegenheiten. Die ausgeschriebenen Dacharbeiten mussten den architektonischen Anforderungen gerecht werden und zugleich die historische Bausubstanz schützen. „Daher kamen nur langlebige, optisch passende Materialien infrage, die sich harmonisch in das historische Gesamtbild einfügen“, so Architekt Jürgen Kepplin von Kepplin und Kampkötter.

Anschluss an das alte Dach in Altdeutscher Deckung

Im Juni begannen die Arbeiten am neuen Rathausanbau – ein Projekt, das sowohl handwerklich als auch gesellschaftlich unter besonderer Beobachtung steht. Vier Dachdecker, darunter Tim Heiße, sein Vater und zwei Gesellen, übernahmen die anspruchsvolle Aufgabe, die verschiedenen Dachbereiche mit unterschiedlichen Materialien und Systemen auszustatten. Ein Heimspiel für das Unternehmen aus Marsberg. „Alles ist dabei: Schieferarbeiten mit Anschluss an das alte Dach in Altdeutscher Deckung, eine PV-Anlage, ein Gründach und klassische Dachsteine“, berichtet Tim Heiße. Besonders die Photovoltaik-Module spielten eine zentrale Rolle, hier hat das Unternehmen aus dem Sauerland bereits einige Erfahrungen gesammelt.

Eine besondere Herausforderung bestand in der Schaffung einer tragfähigen Struktur auf dem Nebengebäude, das sich architektonisch vom Hauptgebäude unterscheidet. Durch die enge Zusammenarbeit erfahrener Dachdecker, Architekten und Projektbeteiligten konnte Marsberg jedoch sicherstellen, dass sowohl die Bauqualität als auch die historischen Aspekte gewahrt blieben. Die Energieproduktion von PV-Modulen wird durch Faktoren wie Tageslicht, Jahreszeit und Standort beeinflusst. Eine optimale Ausrichtung zur Sonne sowie die Vermeidung von Schattenwurf sind essenziell, um die Leistung zu maximieren.

Für dieses Projekt wurde das Planum-Photovoltaik-Modul von Nelskamp gewählt, das mit 1,5 m Deckbreite etwas kleiner als ein Standardmodul ist. Dadurch konnte die Dachfläche besonders effizient genutzt werden. Die Module werden mit nur drei Schrauben befestigt, was die Montage erleichtert, die Wechselrichter lieferte der Elektriker.

Integrierte Aufhängenase

Die Module wurden als montagefertige Einheit geliefert und bilden zusammen mit dem Betondachstein Planum eine harmonische Einheit. Dank der integrierten Aufhängenase und Seitenverfalzung gestaltete sich die Verlegung besonders schnell und sicher. Jedes Modul bietet eine Leistung von etwa 196 Wp/m² und eine Flächeneffizienz von ca. 5,1 m² pro kWp. Zusätzlich ist das Modul auch in einer 90 cm breiten XS-Version verfügbar. Ein Geselle kommentierte: „Ein tolles System, aber du brauchst halt Fläche, um genug Ertrag zu erzielen.“ Zusätzliche Module wären jedoch keine Lösung gewesen, da der Schattenwurf die Effizienz weiter eingeschränkt hätte.

Das Bild zeigt eine MASC-Universal-Klempnerschiene an einem Schieferdach, die an einem Tragwerk befestigt ist.
Detailanschluss an Putzfassade mit der Universal-Klempnerschiene. (Quelle: Heiße GmbH/Masc Team Fischer)

Letzter Schritt Elektriker

Die Module entsprechen den Anforderungen der IEC 61730-1:2004 und sind für den Einsatz in Stringsystemen ausgelegt. Die Anzahl der Module innerhalb eines Strings musste sorgfältig gewählt werden, um einer vorzeitigen Degradation vorzubeugen. Jedes Modul wurde mit 55 cm langen Kabeln und vormontierten Steckern geliefert, wobei der direkte Kontakt mit freiliegendem Kupfer vermieden wurde, um elektrische Gefahren auszuschließen. Das System kommt ohne Unterkonstruktion aus.
286 Module erzeugen eine Leistung von 26,6 Kilowatt Peak Strom. Bei der Ausschreibung des Objekts war vereinbart, dass der Elektriker die Kabel letztlich anschließt. Als Jahresdurchschnittswert errechnete die Valentin Software einen Jahresverbrauch von 16.862 kWh.

Handwerker bei der Installation eines Metalldachs mit Schutzfolie.
Die Gauben wurden komplett in Zink eingekleidet. (Quelle: Stork-Media)

Harmonischer Übergang mit Zink

Die Dachdecker empfahlen den Planern der Gauben-/Passagenanschlüsse mittels Wasserleitblech und einem Brustblech an der Gaubenfront aus VM Zinc Quarz statt Walzblei zu verwenden, was sich sehen lassen kann. Die Übergänge sind sauber gearbeitet.

Gründachkassetten im Frühjahr

Ein kleines Flachdach mit Gründach-Aufbau vervollständigt die Dacharbeiten, die das Unternehmen Heiße im Frühjahr einbauen wird. Geplant ist hierbei eine Art Kassettensystem von Plantile, das als fertig begrüntes Kasettenmodul aus Regranulat geliefert wird. Das Grünmodul besteht aus einem Wasserspeicher, einem Drainagesystem, einer Substratschichtung und einem Pflanzenmix mit 16 verschiedenen Sedumarten. Damit ist die Grünkassette vollständig und muss nur noch auf dem Dach platziert werden.

Luftaufnahme einer Baustelle mit einem großen Dach und Baugerüsten.
Drohnenaufnahme vom Dach des Rathausanbaus (Quelle: Heiße GmbH)

Nachwuchsgewinnung im Dachdeckerhandwerk über Instagram

Zeit investiert Tim Heiße auch für die Nachwuchsgewinnung – ein generelles Problem im Dachdeckerhandwerk: „Wir sind fest in den Regionen verwurzelt und kümmern uns um das, was vor Ort gebraucht wird. Wir machen bei Ausbildungsmessen mit und beim Kita-Wettbewerb. Generell setzen wir uns für das Handwerk ein – das fängt schon bei den Kleinen an“.

Allerdings ist der Erfolg bei den Ausbildungsmessen oft ernüchternd. „Die Leute kommen, reißen dir die Giveaways aus der Hand und sind wieder weg“, berichtet Heiße. Erfolgversprechender erweist sich dagegen der Instagram-Kanal des Unternehmens, über den gezielt junge Fachkräfte angesprochen werden. Auch auf handwerk.de berichtet er, warum es für ihn nichts Besseres gibt als das Dachdeckerhandwerk. Das lebt der junge Dachdeckermeister. „Es macht mir einfach Spaß, mich um die Zukunft für morgen zu kümmern“, ergänzt Tim Heiße. Dazu gehört auch gutes Netzwerken. Die professionellen Fotos des Anbaus kommen von Carsten Stork, gelernter Zimmerer und Agenturchef bei Stork Media – er weiß, wie man das Handwerk in Szene setzt.

Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 03.2025.

zuletzt editiert am 11. März 2025