Digitalisierung: Künstliche Intelligenz ist längst keine Zukunftsvision mehr, sondern ein greifbares Werkzeug für Handwerksbetriebe. Mit Tools wie ChatGPT lassen sich alltägliche Aufgaben wie Textverfassung, Recherche oder Prozessoptimierung schnell und einfach erledigen. Sie sparen Zeit, entlasten Mitarbeitende und schaffen Raum für das Wesentliche. Volker Blees, Prokurist bei Over Dach in Kerpen, gibt Tipps für den Dachdecker-Alltag mit KI.
Künstliche Intelligenz hält Einzug ins Handwerk – nicht als ferne Zukunftsvision, sondern als praktisches Werkzeug, das heute schon Zeit spart, Wissen bündelt und Abläufe vereinfacht. Viele Betriebe merken: Wer KI sinnvoll einsetzt, entlastet Mitarbeitende, arbeitet strukturierter und gewinnt Spielraum für das Wesentliche. Der Einstieg ist leichter, als häufig vermutet. Ein besonders zugänglicher Startpunkt ist ChatGPT von OpenAI – ein KI-Assistent, der erklären, recherchieren, strukturieren und formulieren kann und damit schnell einen spürbaren Nutzen im Betriebsalltag liefert.
Registrierung: In wenigen Minuten startklar
Der Weg zum ersten KI-Einsatz ist simpel: Auf chatgpt.com lässt sich in wenigen Schritten ein Konto anlegen. Alternativ ist eine Anmeldung über gängige Single-Sign-On-Optionen (z. B. Microsoft- oder Google-Konten) möglich. Die kostenlose Version reicht aus, um die Funktionsweise kennenzulernen und erste Aufgaben zu testen.
Wer ChatGPT jedoch regelmäßig im Betrieb nutzen will – etwa für wiederkehrende Text- und Wissensaufgaben oder für teaminterne Prozesse – profitiert deutlich von einem kostenpflichtigen Plan. ChatGPT Plus bietet erweiterte Nutzungslimits, Zugriff auf leistungsfähigere Modelle und zentrale Zusatzfunktionen wie Custom GPTs (also eigene, auf den Betrieb zugeschnittene Assistenten).
Preislich liegt die Version „Plus" bei 23€ pro Monat. Die Version „Business“ für 34,- € im Monat bietet noch einige zusätzliche Features.
Warum ChatGPT ein idealer Einstieg ist
Handwerksbetriebe brauchen keine komplizierten IT-Projekte, sondern Lösungen, die sofort funktionieren und sich im Alltag bewähren. ChatGPT liefert sofort greifbaren Mehrwert: Texte schreiben, Kundeninfos formulieren, Materialien vergleichen, Gesprächsleitfäden erstellen, Social-Media-Beiträge vorbereiten, technische oder rechtliche Zusammenhänge erklären. Die Bedienung ist intuitiv, und Fehler sind verzeihlich – ideal, um erste Erfahrungen mit KI zu sammeln.
Die eigene Persona hinterlegen – so wird ChatGPT zum echten Assistenten
Ein entscheidender Hebel für bessere Antworten ist die Personalisierung. Man kann ChatGPT mitteilen, wer man ist und wie der Assistent künftig arbeiten soll. Dazu klickst du im ChatGPT-Interface auf dein Nutzersymbol und öffnest die Personalisierungs- bzw. Custom-Instructions-Einstellungen.
Für die Grundkonfiguration haben sich folgende Punkte bewährt:
- Basisstil & Tonfall (z. B. professionell, bodenständig, direkt)
- Individuelle Hinweise zu deinem Betrieb:
- Branche und Rolle (z. B. Dachdeckermeister, Bauleiterin, Geschäftsführer)
- üblicher Schreibstil (z. B. sachlich, kundenorientiert, bodenständig)
- gewünschte Tonalität (freundlich, klar, pragmatisch)
- fachliche Schwerpunkte (allgemein oder ausführlich)
- typische Aufgaben (Angebote, Kundengespräche, interne Kommunikation)
Der Effekt ist sofort spürbar: ChatGPT versteht den Hintergrund besser, liefert passendere Vorschläge und spart dir Wiederholungen. Aus einem allgemeinen Chatbot wird ein Assistent, der deinen Betrieb kennt.
Tipps für die Praxis
- Nutze ChatGPT, um deine Persona zu formulieren.
- Aktiviere den Audiomodus, wenn du lieber per Sprache arbeitest (am PC oder Handy).
- Stöbere in den sonstigen Personalisierungseinstellungen. Klicke auf mehr erfahren oder frage ChatGPT.
CustomGPTs: Der größte Hebel für Handwerksbetriebe
Der eigentliche Durchbruch kommt jedoch mit CustomGPTs – individuell trainierte Bots, die nur das Wissen nutzen, das man ihnen bereitstellt. Sie funktionieren wie interne Fachassistenten.
Die Erstellung ist erstaunlich einfach:
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Im ChatGPT-Menü links „Erkunden“ auswählen & „Erstellen“ klicken.
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Unter „Konfigurieren“ Namen vergeben (z. B. „Technik-Bot“).
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Hinweise formulieren: Aufgaben, Stil, gewünschte Tiefe, klare Grenzen. Tipp: Lass ChatGPT diese Anweisungen gleich mit dir zusammen formulieren.
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Wissen hochladen: PDFs, Datenblätter, interne Dokumente, Prozesse.
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Internetsuche deaktivieren (so greift der Bot ausschließlich auf die bereitgestellten Dokumente zurück).
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Optional Tools wie Canvas, Bildgenerierung oder Code-Interpreter deaktivieren, wenn du sie nicht brauchst.
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Testen, Anweisungen verfeinern, ggf. mehr Dokumente ergänzen.
Wichtig ist der Unterschied zu „normalen“ Chats: Diese Bots greifen nicht auf zufälliges Internetwissen zurück, sondern arbeiten belastbar und fachlich präzise auf Grundlage deiner Dokumente und Vorgaben. Dadurch sind sie wiederverwendbar, konsistent und in der Qualität deutlich stabiler.
Für Fortgeschrittene:
„Aktionen“ in Custom GPTs erlauben dir, deinen GPT mit echten externen Systemen interagieren zu lassen. Damit wird aus einem reinen Chatbot ein aktiver digitaler Mitarbeiter, der Dinge ausführt, Daten holt oder in andere Systeme schreibt.
Mögliche Einsatzszenarien im Handwerk
Custom GPTs lassen sich sehr konkret auf typische Betriebsaufgaben zuschneiden, wie zum Beispiel:
- Verordnungs-Bot: Bauordnungen, Unfallverhütung, Gefährdungsbeurteilungen, rechtliche Vorgaben.
- Technik-Bot: Herstellerdatenblätter, Verarbeitungshinweise, Materiallisten.
- Onboarding-Bot: Arbeitsanweisungen, HR-Regelungen, interne Abläufe.
- Azubi-Bot: Ausbildungsrahmenplan, BBiG, interne Lernmaterialien.
- Service-Bot: Antworten auf typische Kundenfragen, Pflegehinweise, Wartungsinformationen.
- Prozess-Bot: interne Workflows, Vorlagen, Standardtexte, QM-Dokumente.
- Marketing-Bot: Texte für Website, Social Media, Flyer.
Für viele Betriebe ist das der erste echte Produktivitätssprung mit KI.
Was bleibt zu beachten?
So nützlich CustomGPTs sind: Sensible, personenbezogene oder vertrauliche Dokumente und Informationen gehören nicht in ein solches System. Das betrifft z. B. Personalakten, Verträge, medizinische Daten oder interne Geschäftsgeheimnisse. Solche Informationen sollten weder hochgeladen noch in Chats eingegeben werden. Wer hier sauber trennt, nutzt KI sicher und verantwortungsvoll.
Fazit
Mit ChatGPT können Handwerksbetriebe ohne großen Aufwand starten. Schon die Basisnutzung bringt spürbaren Nutzen – etwa beim Schreiben, Strukturieren oder Erklären. Wer zusätzlich eine Persona hinterlegt und eigene Custom GPTs aufbaut, schafft interne digitale Assistenten, die Wissen bündeln, Zeit sparen und Mitarbeiter entlasten. Ein kleiner Schritt in der Einrichtung – ein großer Schritt für die Zukunft des eigenen Betriebs.
