Heidelberg: 70 Jahre Landesinnungsverband, strahlendes Wetter – und der Blick fest in Richtung Zukunft. Beim Fachkongress zum Thema Arbeitsschutz wurde allerdings schnell klar: Für Sicherheit gibt es keine Kompromisse.
Die Arbeit auf dem Dach gehört zu den gefährlichsten Tätigkeiten auf dem Bau. Laut BG BAU gehen über 20 Prozent aller tödlichen Arbeitsunfälle in der Branche auf Abstürze zurück – die meisten davon vom Dach. Jedes Jahr verzeichnet die BG BAU mehr als 1.000 Absturzunfälle, viele davon mit schweren Verletzungen oder tödlichem Ausgang. Dabei ließen sich viele dieser Unfälle durch geeignete Sicherungssysteme vermeiden. Beim Fachkongress „Arbeitsschutz“ im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung des Landesinnungsverbands Baden-Württemberg wurde deshalb eines deutlich: Arbeitssicherheit ist Chefsache.
Am Vormittag trafen sich Mitglieder und die Geschäftsführung im Palais Prinz Carl. Gleich zu Beginn ein wichtiger Tagesordnungspunkt: Janine Neureuther wurde einstimmig in ihrem Amt als stellvertretende Landesinnungsmeisterin bestätigt.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen startete der Fachkongress mit dem Schwerpunkt Absturzsicherung auf dem Dach.
„Mut zur Sicherheit“: Arbeitsschutz ist Chefsache
Karl-Heinz Krawczyk begrüßte rund 150 Teilnehmer und leitete zum ersten Vortrag über: Michael Zimmermann, ZVDH-Vizepräsident, betonte eindringlich: „Absturzsicherung – ein Thema, das ich früher unterschätzt habe. Bis mir klar wurde: Wir müssen das Leben unserer Kinder schützen. Arbeitssicherheit ist Chefsache. Dächer sind heute mehr als reine Schutzflächen – sie wandeln sich zu Energieflächen. Doch diese Transformation gelingt nur mit durchdachtem Sicherheitskonzept“, betonte Zimmermann. Er zeigte anhand von Bildern fehlerhafte Einbausituationen und übergab anschließend an Jan Redecker, Technischer Leiter des ZVDH.

Weniger Unfälle – mehr Mitarbeiterbindung
Redecker stellte konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssicherheit vor: Retention, Monitoring, Indachanlagen. Dabei machte er deutlich: „Die Fachregel hinkt nicht hinterher – sie muss eben nicht jede Innovation sofort abbilden. Unser Ziel ist es, Erfahrungswerte zu untermauern.“ Am Beispiel keilgezinkter Dachlatten erläuterte Redecker eine nachhaltige Lösung – inklusive geplanter CE-Kennzeichnung. Noch offen bleibt allerdings die Bewertung der Haltbarkeit im Regelwerk. Sein Fazit: „Weniger Unfälle bedeuten weniger Ausfälle. Und das heißt: mehr gesunde, einsatzfähige Mitarbeiter – das ist echte Wertschätzung und stärkt die Bindung ans Unternehmen.“ Mithilfe von aussagekräftigen Bildern veranschaulichte Redecker Verantwortlichkeiten auf dem Dach, auch die Einteilung in Ausstattungsklassen wurde thematisiert.

Sicherungen: Der Trend geht zu Geländersystemen
Grundlagen für eine sichere Planung verdeutlichte anschließend Michael Neff von Bauder. Der Trend geht weg von PSA hin zu Geländersystemen. Diese seien zwar in der Anschaffung teurer, dafür aber deutlich nervenschonender und nahezu wartungsfrei. Wichtig sei auch die Auswahl der Verbindungsmittel, denn: „Organversagen tritt bei bewegungslosem Hängen nach nur 15 Minuten ein“, warnte Neff.
Zudem wies er darauf hin, dass die Nachweispflicht nachvollziehbar sein muss: „Hersteller und Befestigung müssen klar erkennbar dokumentiert werden, das ist Chefsache“, so Neff. In der anschließenden Diskussion äußerten viele Dachdecker Kritik an Produkten, die nicht dem Stand der Technik entsprechen. Fazit: Die Technik zur Absturzsicherung ist vorhanden – es geht darum, sie verbindlich und flächendeckend anzuwenden.

Der nächste Landesverbandstag findet 2026 in Ulm statt. Dort dreht sich alles um zukunftsfähige, bedarfsgerechte Digitalisierung im Handwerk. Die Organisatoren zeigen, wie Digitalisierung im Handwerk sinnvoll gelingt – mit Tools, Schnittstellen, Prozessen und KI. Vor Ort mit Ansprechpartnern und Vorträgen, ergänzt durch begleitende Webinare nach dem Verbandstag.
Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 06.2025.