Denkmalschutz: Ein Hagelschauer beschädigte das Dach der Pfarrkirche St. Matthias in Neuwied schwer. Die Reparatur der knapp 2.000 Quadratmeter großen Dachfläche wäre nicht wirtschaftlich gewesen, die Pfarrei entschied sich für eine Neueindeckung. Den verantwortlichen Sachverständigen Rainer Koch begeisterte das Engagement der Schieferdecker vom Dachdeckermeisterbetrieb Wolfgang Göbel und die Ausführung der eingebundenen Details.
Nachdem am 20. Mai 2022 ein Hagelereignis das Kirchendach von St. Matthias in Mitleidenschaft gezogen hat, musste gehandelt werden. Wolfgang Göbels Team wurde schon damit betraut, Notmaßnahmen zu ergreifen, um witterungsbedingte Schäden an der wertvollen Innenausstattung der Kirche zu verhindern. Aufgrund der Vielzahl zerstörter Dachplatten war ein Austausch der einzelnen Decksteine keine sinnvolle Alternative, zumal auch die Reparatur nur mit der kompletten Einrüstung möglich gewesen wäre.
Sakralbau mit langer Geschichte und hoher architektonischer Bedeutung
Um das Dach zukunftsfähig aufzustellen und langfristig in einen technisch sowie optisch einwandfreien Zustand zu versetzen, wurde die Komplettsanierung beschlossen. Schließlich war auch der Rückbau und die Entsorgung der alten asbesthaltigen Eindeckung mehr als sinnvoll. So einigte sich die Kirchengemeinde mit der Versicherung und beauftragte Dachdeckermeisterbetrieb Göbel aus Vallendar nach einer beschränkten Ausschreibung mit der Neueindeckung. Wolfgang Göbel und sein Team sind seit Jahrzehnten auf die Restaurierung und denkmalgerechte Instandsetzung historischer Bauwerke spezialisiert. Ein besonderes Projekt stellte neben den Schieferarbeiten auch die fachgerechte Bleiverarbeitung an der katholischen Pfarrkirche St. Matthias in Neuwied dar – einem beeindruckenden Sakralbau mit langer Geschichte und hoher architektonischer Bedeutung.
Zweierlei Schuppen
Nachdem die asbesthaltige Eindeckung fachgerecht abgenommen und entsorgt worden war, kontrollierten die Dachdecker die Unterkonstruktion. Glücklicherweise waren keine größeren Schäden zu verzeichnen, allerdings war die vorhandene Schalung mit nicht mal mehr 20 Millimetern Stärke zu dünn. Somit musste die komplette Fläche mit 24-Millimeter-Brettern überschalt werden. Danach konnte die diffusionsoffene Vordeckung aufgebracht werden. Verzinnte Edelstahlrinnen, fünfteilig, und Elemente aus Blei gewährleisten die Entwässerung der 1.958 Quadratmeter großen Hauptdachflächen. Wassersammelkästen garantieren einen ungestörten Ablauf des Regenwassers. Für die Dachentwässerung wurden neue Blei- und Edelstahlrinnen und Fallrohre eingebaut – unter Berücksichtigung heutiger Umweltstandards und mit sicherem Anschluss an das vorhandene Entwässerungssystem. Die neuen Bauteile wurden bewusst so gestaltet, dass sie sich optisch dem Bestand anpassen. Die Verschweißung der Rinnenelemente erfolgte auch durch die Facharbeiter der Göbel GmbH. Auch die Kaminabdeckung mit ihrem Fangstab für die Blitzschutzanlage besteht aus Edelstahl.
Obschon die Deckung eines Traufgebindes möglich gewesen wäre, verzichteten die Profis in Anlehnung an historische Vorbilder und die Empfehlung der Fachregel darauf und deckten eingebunden mit erhöhter Seitenüberdeckung. Im flacher geneiten Traufbereich verwendeten die Schieferdecker Schuppen der Größe 34/28, um eine größere Höhenüberdeckung und denoch ein optisch gleichmäßiges Bild erzielen zu können. Die weitere Fläche deckten sie mit 32er-Schuppen in der gleichen Breite – 28 Zentimeter. Für die Sicherung der Verkehrswege wählten die Verantwortlichen ein Schneefangsystem aus Alu-Doppelrohr mit 32 Millimetern Durchmesser und verzinkten Haltern auf Eindeckblechen aus 2,5 Millimeter eingefalztem Blei.
Kehldeckung: Alles eingebunden
Die Kehldeckung erfolgte natürlich ebenfalls in eingebundener Deckart. Gedeckt wurden die Kehlen vom Wasserstein aus, je nach Deckrichtung in die Fläche eingebunden mit Schwärmer oder mit zwanglosem Übergang. So auch die Sattelflächen der Gauben, die allesamt ausgehend eingedeckt wurden. Besonders diffizil wurde es, wenn die Sattelfläche der Spitzgaube in der Gratdeckung des Walms endete. Aber auch hier leisteten Göbels Mitarbeiter filigrane Arbeit und gestalteten auch diesen Abschluss mit viel Liebe zum Detail. Ebenso zeigt sich die Eindeckung des Kamins, der ebenfalls mit Anfang- und Endort eingebunden gedeckt ist. Die Frontfläche zieren rechts und links eingebundene Anfangorte mit einem herzförmigen Abschlussstein in der Mitte.
Lediglich im Traufbereich einer Hauptkehle auf der Ostseite des Hauptschiffes findet sich eine vertiefte überdeckte Bleikehle. Diese Ausführung wurde wegen der geringeren Neigung und des zu erwartenden hohen Wasseranfalls aus der Hauptkehle gewählt.
Nicht nur Schiefer, auch mit Blei
Ein zentrales Ziel der Sanierung war auch die originalgetreue Erneuerung und Erweiterung der Bleielemente, um sowohl die Funktionalität als auch die historische Ästhetik des Gebäudes zu erhalten.
- Bleischürzen der Turmhauben: Auch die Turmhauben waren im Laufe der Jahre durch Witterungseinflüsse und das schwere Hagelereignis 2022 stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Dachdecker der Göbel GmbH haben die alten Bleischürzen sorgfältig demontiert und durch neue, maßgefertigte Bleischürzen ersetzt – in traditioneller Falztechnik, um maximale Dichtigkeit und Langlebigkeit zu gewährleisten. Besonderes Augenmerk galt dabei dem Erhalt der typischen Turmformen und den Zierelementen.
- Dach-Ab- und Anschlüsse und Mauerabdeckungen: Die Bleiarbeiten an den Dachrändern, Gesimsen und Mauerabdeckungen schützen das Mauerwerk vor eindringender Feuchtigkeit. Hierfür wurden passgenaue Bleiformteile, die sich nahtlos in die historische Dachstruktur einfügen, gefertigt – einschließlich handgearbeiteter Details und Patinierung, um den Charakter des Bauwerks zu bewahren.
- Fensteranschlüsse und Maßwerkinstandsetzung: Ein wesentlicher Bestandteil war auch die Sanierung der Bleianschlüsse der Fenster. Die filigranen Bleieinfassungen der Fenster wurden dort erneuert oder verstärkt, wo sie durch Alterung und Korrosion geschwächt waren. Hier arbeitete Wolfgang Göbel eng mit dem baubegleitenden Gutachter Rainer Koch zusammen, um sowohl Stabilität als auch die ästhetische Wirkung der Fenster zu sichern.
Und eine Abdichtung fürs Podest
Neben den traditionellen Werkstoffen und Arbeitstechniken haben auch moderne Methoden ihren Platz bei der Sanierung erhalten. Der begehbare Gesims des Glockenturms erhielt eine Abdichtung aus Bitumenbahnen. Aufgrund der Winkel und Ecken entschieden die Bauleitenden, Flüssigkunststoff für den Anschluss an das aufgehende Mauerwerk zu verwenden. Somit wird die Dichtigkeit am Boden des nicht einsehbaren Ganges gewährleistet.
Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in DDH 08.2025.













